Meze Empyrean – Eine Audienz beim König der Kopfhörer

Mit dem knapp 3.000 Euro teuren Empyrean hat die rumänische Kopfhörer-Manufaktur Meze Audio ihre Version eines Flagschiff-Geräts vorgestellt. Kann der Empyrean seinen Preis rechtfertigen? Fragen wir ihn doch einfach!

Überblick

Lindwurm: Eure königliche Hoheit, manche Audiophile haben Sie als den besten Kopfhörer der Welt bezeichnet. Aber dazu kommen wir vielleicht später noch. Zunächst eine Frage, die ich stellen muss. Sie kosten echt 2.999 Euro? Warum sollte jemand so viel Geld für einen Kopfhörer ausgeben? Wie rechtfertigen Sie diesen wahrlich königlichen Preis?

Meze Empyrean: Ich bin im Gegensatz zu vielen anderen High-End-Tech-Geräten wunderschön, jedes Exemplar von mir wird per Hand von Meistern ihrer Kunst zusammengebaut, ich bin einer der best konstruierten Kopfhörer aller Zeiten, extrem angenehm zu tragen, in meine Entwicklung flossen Jahre von Forschung und Innovation und ich bin einzigartig.

Lindwurm: Was macht Sie denn einzigartig? Soviel ich weiß sind Sie ein sehr guter magnetostatischer Kopfhörer der Oberklasse, aber damit sind Sie nicht allein, da gibt es ja durchaus Konkurrenz wie beispielsweise Hifiman oder LCD.

Meze Empyrean: Kein anderer Kopfhörer hat Treiber, die meinen gleichkommen. Ich habe nicht nur ein gewöhnliches eletromagnetisches Treibersystem, sondern patentierte isodynamische Hybridtreiber, die von der Firma Rinaro exklusiv für mich gebaut werden.

Lindwurm: Äh, was heißt das auf Deutsch?

Meze Empyrean: Das heißt, sehr vereinfacht gesagt, dass in jeder Ohrmuschel zwei magnetostatische Treiber die Membranen zum Schwingen bringen, was eine noch viel genauere Abbildung der Musik erlaubt, als bei gewöhnlichen Treibermembranen.

Kupferne Schönheit:

Lindwurm: Okay, darauf kommen wir noch zu sprechen. Was mir auffällt – Sie sehen anderes aus als alle Kopfhörer, die ich kenne. Sehr attraktiv, aber WIRKLICH anders.

Meze Empyrean: Das liegt daran, dass mein Schöpfer, der Designer Antonio Meze, keine Angst vor Neuem hat und der Meinung ist, dass ein Luxusgegenstand – und ein solcher bin ich – auch geschmackvoll luxuriös aussehen darf. Ich bringe einen Touch von niveauvoller Ästhetik in einen Bereich, der ansonsten von kühler bis hässlicher Tech-Nüchternheit geprägt ist.

Lindwurm: Das trägt wohl auch ein bisschen zum nicht gerade niedrigen Preis bei?

Meze Empyrean: Ein wenig, aber teuer bin ich vor allem, weil ich durchwegs aus höchstwertigen Materialen zusammengebaut werde. Allein um die Rahmen für die Ohrmuscheln aus Aluminium zu fräsen, braucht es 20 Stunden – pro Stück! Die Muscheln selber werden ebenfalls aus einem ganzen Block Aluminium herausgefräst. Das ist sehr arbeits- und zeitintensiv. Klar koste ich dann mehr als ein Kopfhörer, der aus Plastik ist und in China von Robotern zusammengeschraubt wird. Ich werde übrigens so gebaut, dass man jedes einzelne Teil reparieren oder ersetzen kann. Falls bei mir, was unwahrscheinlich ist, mal was kaputt geht, ist das mit einigen Handgriffen wieder ins Lot gebracht. So gesehen bin ich nicht nur ein König, sondern sogar unsterblich. Ich werde außerdem in einem stabilen Metallkoffer geliefert und mit mehreren wählbaren Kabelvarianten.

Lindwurm: Ah, daher wohl auch der Name. „Empyrean“ heißt ja soviel wie „im Empyreum wohnend“ oder „aus dem Empyreum kommend“. Das Empyreum gilt als jener Ort im Himmel, wo Gott und die Engel wohnen.

Meze Empyrean: Exakt. Natürlich wollen meine Erschaffer mit dem Namen auch eine klare Ansage machen. „Hört her, dieser Kopfhörer ist himmlisch!“

Der Sound

Lindwurm: Genug der Höflichkeiten. Wie klingen Sie denn nun, Herr Eymparean?

Meze Empyrean: Bevor ich ins Detail gehe – wussten Sie, dass ich sozusagen zwei Kopfhörer in einem bin?

Lindwurm: Wie bitte? Erklären Sie das!

Meze Empyrean: Nun, ich werde mit zwei Paar Ohrpolstern ausgeliefert. Eines aus Leder, das andere aus Alcantara. Mit den Lederpolstern klinge ich warm, die Bässe steigen in die tiefsten Keller und sind ein bisschen betont, wenn auch präzise, die Mitten sind ungeheuer seidig und genau und die Höhen zeigen jedes Detail, kommen aber nie störend oder schrill rüber. Mit den Lederpolstern bin ich, falls mit die Analogie gestattet ist, ein Rolls Royce. Sie werden kein angenehmeres Hörerlebnis finden, das verspreche ich. Zieht man aber die Alcantarapolster auf, verwandle ich mich in einen Supersportwagen. Alles strafft sich und wird klarer, härter, noch genauer. Mit diesen Polstern bin ich extrem analytisch und schnell, aber immer noch alltagstauglich. Zwei Soundsignaturen in einem Kopfhörer – das ist doch eine Ansage, oder? Außerdem sind die Ohrpolster extrem leicht zu wechseln. Da muss man nichts drehen und winden und in irgendwelche Laschen ziehen. Die Polster haften magnetisch an den Ohrmuscheln und sind super leicht zu entfernen und wieder anzubringen. Das System habe ich mir übrigens patentieren lassen.

Lindwurm: Das ist in der Tat etwas, wovon sich viele andere Hersteller eine Scheibe abschneiden könnten (ich rede vor allem mit Dir, Beyerdynamic!). Sind Sie, Herr Empyrean, schwer anzutreiben? Muss ich, falls ich Sie kaufe, auch noch tausende Euro in einen oder gar mehrere Kopfhörerverstärker investieren?

Meze Empyrean: Mit 32 Ohm Widerstand und einer Empfindlichkeit von 100 db auf 1 mw bin ich da überhaupt nicht anspruchsvoll. Man kann mich sogar an ein Smartphone oder einen Laptop anstecken und ich werde schon sehr gut klingen. Freilich gilt für mich, was für alle anderen guten Kopfhörer gilt – je besser der Verstärker, desto schöner klinge ich. Aber das heißt nicht, dass der Verstärker besonders teuer sein muss. Schon an den Kopfhörerbuchsen guter AV-Receiver oder Stereo-Verstärker entfalte ich 95 % meines Potenzials. Wer die restlichen 5 % will, sollte ein bisschen mit verschiedenen Verstärkern experimentieren, aber wie gesagt: Ich bin in Sachen Verstärkung nicht so energiehungrig und wählerisch wie manche meiner Kollegen. Aber eines sollte ja schon angesichts meines Erscheinungsbildes klar sein: ich bin nicht dafür gedacht, beim Joggen oder in der U-Bahn getragen zu werden. Ich bin für den Feierabend gedacht, wenn man ein schönes Stück Musik auflegt, sich vielleicht einen guten Whiskey einschenkt, die Füße hochlegt und einfach nur im Sound versinken will.

Lindwurm: Wie würden Sie ihre Klangcharakteristik beschreiben?

Meze Empyrean: Mit einem Wort als „einzigartig“. Mit mehren Worten als „enorm musikalisch, verführerisch, cinematisch, unaufgeregt aber blitzschnell, extrem gut auflösend aber nie klinisch kalt. Ich bin nicht brutal neutral, sondern habe eine unverwechselbare Sound-Signatur. Die im Gegensatz zu einigen meiner Konkurrenten den Hörer nicht durch ein steriles Bombardement mit Details eines Musikstücks ermüdet. Die Details sind freilich alle vorhanden, und Sie werden mit mir Sachen hören, die sie in Stücken, die sie seit Jahrzehnten kennen, mit anderen Kopfhörern nicht gehört haben, aber bei mir wächst alles zu einem organischen Ganzen zusammen, eben zu Musik statt zu Musiktheorie.

Lindwurm: Wie unterscheiden Sie sich von günstigeren Top-Modellen wie dem AKG K812, dem Sennheiser HD800, dem Beyerdynamic T1? Und wie halten sie mit teureren Kollegen wie dem LCD-4 oder dem Focal Utopia mit?

Meze Empyrean: Wenn sie die genannten Herrschaften von AKG, Sennheiser und Beyerdynamic kennen, werden Sie wissen, dass diese zwar sehr fein auflösen, aber im Vergleich zu mir recht dünn klingen. Dieses Trio, das übrigens dynamische Treiber hat statt magnetostatische, ist ohne Zweifel gut, aber wer mich im Vergleich hört wird zugeben müssen, dass ich alles, was die können, noch viel besser kann und darüber hinaus halt noch jeder Musik meine ganz eigene Würze verleihe. Mit mir klingt alles, wirklich alles noch deutlich exakter, runder und, verzeihen Sie den schwammigen Begriff, schöner. Eine weit in den Hintergrund gemischte E-Gitarre, die mit dem HD800 nur als eine Art Insektenbrummen links hinten zu hören ist, ist bei mir ganz klar eine E-Gitarre, und zwar so klar, dass man erkennt, wie sie angeschlagen wird, welches Timbre sie hat und ob der Gitarrist mal fester, mal zärtlicher über die Saiten fährt. Was die AKG, die Sennheiser und die Beyerdynamics darstellen können, kann ich bis ins letzte Detail kenntlich machen, und zwar ohne klinisch kühle Detail-Protzerei. Was LCD-4 oder Focal Utopia und andere Kollegen in derselben oder gar höheren Preisklasse betrifft: Ich behaupte, dass ich mit denen nicht nur mithalten kann, sondern sie in einigen Fällen sogar übertreffe. Aber es ist natürlich klar, dass wir hier nicht nur von objektiven Fähigkeiten sprechen, sondern vor allem von persönlichen Vorlieben. Gut, ja extrem gut sind in meiner Preisklasse und darüber wie auch knapp darunter alle Kopfhörer. Aber ich meine, ich bin ein sehr guter Mittelweg zwischen dem dunklen und warmen LCD-4 und dem äußerst hellen und detaillierten Focal Utopia. Wir Spitzenkopfhörer sind die besten unserer Art und können im Prinzip alle alles, aber nicht alle können so viel gleich gut wie ich. DAS ist, meine ich, das beste Argument dafür, mich statt der anderen zu kaufen. Ich habe vielleicht einen Hauch weniger Tiefbass als ein LCD-4 und ein Härchen weniger Höhen als der Utopia, aber mit mir klingt halt auch gerade deswegen fast alles exzellent. Ich komme dem Ideal des „Alleskönners“ sehr nahe. Meine Macher haben mich meiner bescheidenen Meinung nach besser abgestimmt als die Macher der Konkurrenz es mit ihren Produkten tut.

Lindwurm: Beeindruckend. Aber können Sie auch… Motörhead?

Meze Empyrean: Sie wären überrascht. Ich kann nämlich alles und bin auf fast magische Art wie ein Chamäleon bei der Musikwiedergabe. Hören sie zum Beispiel „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauss in der Aufnahme des Chicagoer Symphonieorchesters unter Fritz Reiner! Das dumpfe Grollen der Cellos vor dem triumphalen Einstieg von Pauken und Trompeten, die ungeheuren Dynamiksprünge, die ich ohne die geringste Schwierigkeit darstellen kann – es wird Sie ganz weit weg führen vom Stress des Alltags und hinein in einen Konzertsaal. Und dann legen Sie Metal auf, von mir aus auch Motörhead, und staunen, wie dieser gerade noch so kompetente Klassik-Kopfhörer zu rocken anfängt! Mit welcher Leichtigkeit ich rasend schnelle Kickbässe wiedergebe, wie klar (und klar verzerrt) Lemmys Bass klingt! Welche Präsenz der verrauchte, hüstel, Gesang hat! Also ja, ich kann auch Motörhead, so wie ich auch Jazz und Folk und EDM und Oper kann.

Lindwurm: Muss man Sie laut hören, um sie genießen zu können?

Meze Empyrean: Um Gotteswillen, nein! Ich bin auch bei leiser und mittlerer Lautstärke in der Lage, alles zu liefern, was der Hörer haben will. Aber seien Sie gewarnt! Ich verzerre selbst bei Maximallautstärke nicht. Schlechtere Kopfhörer warnen die Zuhörer ja mit angestrengtem Krachen vor gefährlich lauten Tönen. Ich vertraue darauf, dass meine Käufer klug genug sind, mich nur selten so laut zu spielen, wie ich es kann, wenn ich muss.

Komfort

Lindwurm: Da Sie ja auch Metal können – wie steht es um den Sitz am Kopf? Kann man mit ihnen headbangen?

Meze Empyrean: Ich sitze fester am Kopf, als es sich zunächst anfühlt. Man kann mich auch mittels eines sehr robusten und exakten Schiebemechanismus an jede Kopfform anpassen. Ich sag’s mal so: Bei ganz hartem headbanging falle ich natürlich runter – so wie die meisten anderen Kopfhörer auch. Aber ich sitze stabil und kann ein Mitwippen mit der Musik und ein bisschen rhythmisches Kopfschütteln durchaus vertragen. Ich bin auch sehr bequem. Wenn Sie mich ausprobieren werden Sie mir zustimmen, dass es nur ganz wenige andere Kopfhörer gibt, mit denen man stundenlang Musik hören kann, ohne dass irgendwo was zwicken würde. Die Alcantara-Ohrpolster finden viele meiner Fans ein bisschen angenehmer auf Dauer als die Lederpolster, aber auch das liegt letztlich am persönlichen Empfinden.

Lindwurm: Okay, das klingt alles fantastisch, aber jetzt mal ganz ehrlich – gibt es auch Punkte, die gegen Sie sprechen, Herr Empyrean?

Meze Empyrean: Für viele wird mein Preis natürlich ein No-Go sein. Aber wer mich mal gehört hat (und ein bisschen was von Musik und Musikwiedergabe versteht), wird sich in mich verlieben und versuchen, das Geld irgendwie aufzutreiben. Sonst? Nun, ich bin kein Straßenkopfhörer. Auch im Büro sollte man mich eher nicht einsetzen, falls man es mit mehreren Kollegen teilen muss, denn ich leake doch ordentlich Sound nach außen. Bluetooth und ähnlichen Quatsch kann ich auch nicht, will ich aber auch gar nicht. Ich bin kabelgebunden, weil Kabel immer noch den besten Sound liefern. Okay, hier muss ich doch was gestehen: Mein mitgeliefertes Kabel ist war sehr gut, neigt aber, falls man nicht aufpasst, zum Verknoten, da es recht starr ist. Meze Audio bietet zwar bessere Kabel an, aber für die müsste man extra bezahlen.

Lindwurm: Herr Empyrean, ich danke für das Gespräch. Gibt es noch etwas, Was sie meinen Leserinnen und Lesern zum Abschluss sagen möchten?

Meze Empyrean: Ja. Probiert mich aus! Ich glaube nicht, dass es Audiophile gibt, die mich nicht mögen. Viele werden sich in mich sogar regelrecht vernarren. Ich glaube an mich und an meine Fähigkeiten und sage daher auch nicht „nein“, wenn jemand behauptet, ich sei der beste Kopfhörer der Welt. Objektiv bin ich aufgrund meiner technischen Fähigkeiten einer der zehn besten Kopfhörer der Welt, was mich subjektiv für viele Musikliebhaber wohl zum besten machen dürfte.

Disclaimer: Meze Audio hat mir den Empyrean für den Testzeitraum geliehen. Die hier in Form eines fiktiven Interviews geschilderten Eindrücke sind meine eigenen und wurden von Meze Audio nicht beeinflusst. Ich selbst war vom Empyrean so beeindruckt, dass ich ihn kaufen werde. Und wenn ich dafür eine Milz verscherbeln muss.

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