Tronsmart, gegründet 2013 in Chinas Tech-Metropole Shenzhen, ist eine weitere chinesische Firma, die den globalen Audiomarkt mit der Formel „viel Qualität um relativ wenig Geld“ aufrollen will. Im Gegensatz zu anderen Herstellern wie etwa Hifiman hat Tronsmart aber nicht die High-End-Klientel im Visier, sondern den Alltagskonsumenten, der nicht hunderte oder gar tausende von Euros hinblättern will, um das audiophile Nirwana zu erreichen, sondern einfach nur ein gut klingendes Gerät möchte, das ihn beim Pendeln zur Arbeit, beim Sport oder beim Gamen beschallt. Tronsmart bietet daher Kopfhörer und Bluetooth-Lautsprecher der Einsteiger- bis Mittelklasse an. Nichts, was die Bank sprengt, aber alles mit dem Anspruch, gut oder immerhin gut genug zu sein.
Der In-Ear-Kopfhörer Apollo Air, der für rund 60 Euro zu haben ist, passt genau zu diesem Konzept. Er ist solide verarbeitet, hat technisch alles an Bord, was man sich nur wünschen kann, und klingt auch noch okay. Eine klare Kaufempfehlung also? Hm, nicht so schnell!
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In der Packung
Geliefert wird der Apollo Air mit den Earbuds, einer Ladebox, einem USB-C-Ladekabel, einer englischen, aber eigentlich selbsterklärenden Anleitung sowie drei verschiedenen Aufsätzen für die Earbuds. Das Ladekabel ist mit 30 Zentimeter nicht gerade übermäßig lang geraten, aber für den Einsatz an PC, Laptop oder an der USB-Buchse im Auto sollte das ausreichen.
Verarbeitung und Komfort
Den Apollo Air gibt es entweder in weißer oder schwarzer Klavierlackoptik. Er fühlt sich stabil und leicht, aber nicht unbedingt luxuriös an. Die Ladebox hat einen leichtgängigen magnetischen Verschluss, ist mit 6cm Länge, 3cm Höhe und 3,5 cm Tiefe sehr handlich und hat an der Vorderseite eine LED, die während des Ladens rot leuchtet. Daneben ist eine Taste, mit der man den Apollo Air gleich mit dem Smartphone oder einem anderen Bluetooth fähigen Gerät paaren kann. Tronsmart stellt drei Aufsätze für die Buds zur Verfügung: Kleine, mittelgroße und große. Mir persönlich sind schon die kleinen fast zu groß, aber ich bin ehrlich gesagt auch nicht der größte Fan von In-Ears und daher vielleicht ein bisschen zu empfindlich. Hat man erst einmal die richtige Position gefunden, trägt sich der Tronsmart aber überraschend bequem im Ohr und er sitzt recht fest. Der Apollo Air hat eine IP45-Zertifizierung, was in etwa heißt: Leichte Wasserspritzer oder Schweiß sind kein Problem, aber richtig wasserdicht ist er nicht.
Bedienung
Den Apollo bedient man über Touch-Gesten. Die wichtigsten habe ich zusammengefasst.
-Zwei Sekunden den Finger auf die Touchoberfläche des linken Buds legen: Ein Song zurückspringen
-Dasselbe am rechten Bud: Einen Song vorsspringen.
-Doppeltes Tippen auf die rechte oder linke Touchfläche: Play/Pause/Play
-Ein Tap rechts: Lauter
-Ein Tap links: Leiser
-Dreifach-Tap: Ambient an. Erneuter Dreifach-Tap: ANC an. Weiterer DreifachTap: ANC aus.
Telefonieren: Doppelter Tab = Anruf annehmen oder beenden. Doppeltab und Finger drauf lassen = Anruf ablehnen.
Laufzeit
In der Ladebox ist der Apollo Air binnen 2,5 Stunden voll aufgeladen und sollte dann bei durchschnittlicher Lautstärke ca fünf Stunden durchhalten. Die Box selber enthält einen Akku, womit man die Box auch unterwegs und ohne Anschluss zum Aufladen der Buds verwenden kann. Das funktioniert ca drei bis vier Mal, bevor die Box wieder an den Strom muss. In der Praxis kam ich auf mehr als fünf Stunden pro Ladung, nämlich auf knapp über sechs, aber ich höre Musik ja auch nicht mit gesundheitsschädlicher Lautstärke.
Klang
Tronsmart prahlt auf seiner Website, dass der Apollo Air 10mm-Treiber aus dem exotischen Material Graphen habe und den „industry leading“ Chip QCC3046 von Qualcomm verbaut habe. Der QCC3046 ist gut, gehobene Mittelklasse, „industry leading“ ist er nicht. Aber er kann schon einiges, etwa Bluetooth 5.2, aptX und True Stereo. Das heißt, dass hier tatsächlich jeder Earbud individuell angesteuert wird und nicht eine Bud zu Bud-Verbindung aufgebaut werden muss. Das sollte theoretisch für eine höhere Tonqualität sorgen und ist ein Feature, das man ansonsten nur in deutlich teureren Wireless In-Ears findet.
Hat man den Apollo Air soweit in den Gehörgang gepresst, wie es physisch möglich ist, spielt dieser günstige kabellose In-Ear mit einer für seinen Preis sehr guten Tonalität auf. Die Bässe sind satt und fett, aber nicht unkontrolliert. Sie bluten kaum in die Mitten und haben sogar eine annehmbare Tiefbasswiedergabe. Die Mitten sind präsent und nicht, wie oft bei „Spaßkopfhörern“, in den Hintergrund gedrängt. Stimmen und Instrumente im Mittenspektrum haben nicht das Timbre und die physische Power, wie man sie mit High-End-Kopfhörern kriegen kann, aber sie klingen auch nicht blechern oder verzerrt. Die Höhen sind völlig ausreichend, um die dort oft versteckten Details hören zu können. Dennoch schafft es der Apollo Air, die Hochtöne so zu zügeln, dass sie nicht mit Zischlauten und Fiepsen nerven. Das ist insgesamt für knapp 60 Euro und für einen kabellosen In-Ear eine gute Vorstellung. Klar, wenn es NUR um den Klang geht, kriegt man schon was Besseres in der Preisklasse. Da ist nämlich schon ein Grado SR60 drin. Okay, der ist so ziemlich das genaue Gegenteil dessen, was Käufer von kabellosen In-Ears wollen, also ein archaisch wirkender Over-Ear ohne die geringste Isolierung und mit einem fetten Kabel, aber rein vom Sound her kann der Tronsmart da nicht mit. Ein Kritikpunkt, der aber die meisten In-Ears betrifft: Das menschliche Ohr ist von Mutter Natur so gebaut, dass es Fremdkörper loswerden will. Langsam, aber sicher wandern die Buds also aus dem Gehörgang raus und man muss sie wieder reinstopfen. Es besteht nie die Gefahr, dass sie rausfallen, aber der Sound verändert sich halt zum Negativen, je weiter die Buds vom Trommelfell entfernt sind.
Telefonie-Qualität
Der mit nicht weniger als sechs Mikrophonen ausgestattete Apollo Air sorgt dafür, dass einen der Gesprächspartner gut versteht. Und man selber hat da keinerlei Verständnisproblem, denn der Tronsmart reicht Anrufe ohnehin klar ans Ohr weiter.
Aktive Geräuschunterdrückung (ANC)
Tronsmart wirbt mit bis zu 35 Dezibel Geräuschunterdrückung über den gesamte Frequenzbereich. In der Praxis kommt das in etwa hin. Wobei das ANC vor allem gegen tiefere Frequenzen effektiv ist. Natürlich gibt es da Besseres, aber das kostet halt auch doppelt oder dreimal so viel. Für die 50 bis 60-Euro-Preisschiene ist das ANC sehr gut. Und: Der Ambient-Modus ist fein! Den empfehle ich allen Joggerinnen und Radfahrern oder auch nur Fußgängern. Dieser Modus lässt einen die Musik genießen, leitet aber Außengeräusche leicht verstärkt durch die Buds weiter. Das ist ein tolles Feature für mehr Sicherheit im Straßenverkehr (oder wenn man mit dem Apollo Air TV guckt und das Baby im Nebenzimmer pennt).
Die App
Tronsmart bietet auch eine kostenlose App an, mit der man aber nicht allzu viel anstellen kann. Man kriegt eine Art rudimentären Equalizer, von dem ich aber die Finger lassen würde, da jede andere Einstellung außer „Default“ grauenhaft klingt. Runterladen sollte man sich App trotzdem, weil man nur mit ihr Firmware-Updates für den Apollo Air beziehen kann.
Fazit: Der Apollo Air von Tronsmart bietet viel Technik und eine gute Soundqualität für einen sehr fairen Preis. Er ist kein echter Preisbrecher oder gar Flagship-Killer, aber man kriegt mit ihm modernste und vor allem problemlos funktionierende Technik, eine passable Verarbeitung, einen guten, wenn auch nicht weltbewegenden Klang und praktische Features.
Disclaimer: Der Kopfhörer wurde mir von der Firma Tronsmart kostenlos für Testzwecke zur Verfügung gestellt, Tronsmart hatte aber keinen Einfluss auf den Inhalt des Reviews.