Als wir einige Stunden drehfrei haben (wir befinden uns gerade auf einem Reportagedreh mit dem WDR in Indien), besuchen wir die Town Hall, eine Art Minishoppingcenter in Coimbatore/Südindien. Die Kleidungsabteilung ist hier etwas anders aufgebaut als bei uns: Anstelle von Hemden, Blusen, Hosen oder Röcken gibt es hier einfach tonnenweise Sarees in allen Farben; das sind diese großen rechteckigen Tücher, die die indischen Frauen auf sehr spezielle Weise um ihre Körper wickeln und so zu einem Kleid umfunktionieren. Es gibt Sarees aus Baumwolle, Baumwollseide, reiner Seide, Synthetik und in allen erdenklichen Farb- und Musterkombinationen. Diese Sarees bewirken, dass das Stadtbild hier in Indien ein gänzlich anderes ist, als bei uns: Während bei uns v.a. im Winter alle in grau, braun und schwarz herumlaufen und sich somit kaum vom bewölkten Himmel oder den grauen Häusern abheben, leuchtet hier die gesamte Stadt in einer einzigen Farbenpracht.
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Der Himmel ist blitzblau, die Palmen haben sich trotz Trockenzeit ihr saftiges Grün bewahrt. Die Häuser sind in blau, rosa oder gelb gestrichen, dazwischen blitzen winzige Tempel in allen Farben hervor. Und auf der Straße gehen die Inderinnen in ihren leuchtenden Sarees gemütlich ihrer Wege, denn Stress hat hier niemand – auch wenn permanent gehupt wird. Aber das dient mehr dazu, um auf sich aufmerksam zu machen, denn Verkehrsschilder gibt es hier nicht – mit Ausnahme von einem: „obey traffic rules“.
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Welchen Verkehrsregeln man hier folgen soll, bleibt uns allerdings verborgen. Rote Ampeln sind maximal eine Empfehlung, also bleibt nur die Hupe als einziges Kontrollorgan.
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Ein Erdbeersaree für die erdbeerwoche
Den wunderschönen Sarees im Kaufhaus können auch wir nicht widerstehen und schlagen bei einem erdbeerroten Stoff aus Baumwollseide zu. Es ist aber nicht so, dass dann einfach bezahlt wird und damit hat es sich. Wir sind schließlich in einem indischen Kaufhaus und da Indien weitaus mehr Einwohner als Europa hat, müssen die Menschen auch alle irgendwo arbeiten und so schafft man hier im Handumdrehen für einen einzigen Arbeitsschritt 5 Arbeitsplätze. Nachdem uns also eine Verkäuferin zu unserem Saree beraten hat, nimmt ihr eine andere Verkäuferin das Teil aus der Hand, legt es zusammen und bringt es zu einer Kassa. Dort bekommen wir eine Rechnung. Mit dieser Rechnung gehen wir zur nächsten Kasse, wo wir bezahlen. Unseren Saree hingegen bekommen wir bei einem dritten Schalter, wo dieser in eine Plastiktüte verpackt sowie mit Rechnung und Stempel versehen und ausgehändigt wird. Allerdings nicht an uns, sondern an einen weiteren freundlichen Verkäufer, der sich selbst zu unserem Begleiter während unseres Shoppingerlebnisses ernannt hat und freundlicherweise unseren Einkauf zu einem weiteren Schalter trägt. Hier wird dieser wiederum in einen Sack verpackt und vorerst zwischengelagert, während wir noch weiter unsere Runden durch das Kaufhaus ziehen – stets beschattet von unserem Begleiter. Als wir schließlich fertig sind und nach unseren Geldtaschen kramen, um ihm ein Trinkgeld zu geben – denn das vermuteten wir hinter seinem Service – hatte er sich bereits freundlich von uns verabschiedet und sich zum Gehen gewandt. Wir bleiben verblüfft zurück. Soviel freundliche Aufmerksamkeit hatten wir in einem europäischen Kaufhaus noch nie erlebt…
Mehr indische Reiseerlebnisse gibt es am erdbeerwoche-Blog.