Letzte Woche war ich auf der Biofach-Messe in Nürnberg – der Weltleitmesse für Bioprodukte. 10 Hallen, 2.400 Aussteller vom Bio-Kakao bis zum Bio-Yogi-Tee. Bewegt man sich in diesen Hallen, hat man das Gefühl, die Welt besteht eigentlich nur mehr aus „bio“. Tut sie aber natürlich nicht, obwohl immer mehr Menschen auf den Bio-Geschmack kommen. In Deutschland wuchs der Biomarkt laut der Süddeutschen Zeitung 2015 um 11% auf 8,62 Milliarden an. Deutsche – und ÖsterreicherInnen - stehen also auf bio. Aber ist bio wirklich besser?
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber mich nervten jahrelang die zusätzlichen Plastik-, Karton- oder Zellstoff-Verpackungen, in denen Bioobst und -gemüse in Supermärkten verpackt ist. Wieso ist die Bio-Gurke in eine Zellulose-Folie gewickelt, während die Gurke aus konventionellem Anbau nackt rumgurken darf? Vor einiger Zeit erhielt ich dann die Antwort einer Supermarktkette: Bioprodukte müssten gesondert verpackt werden, um der Verwechslungsgefahr zu entgehen, d.h. dass eine normale Gurke am Biostapel landet und somit unverdienterweise ein grünes Mäntelchen bekommt. So weit so klar, aber warum sind dann nicht einfach die Bioprodukte unverpackt während sich die konventionellen mit Plastik umgeben? Dies werde so lange der Fall sein, solange Bioprodukte die Minderheit im Obst-und Gemüseregal ausmachen, wurde mir mitgeteilt. Also muss bio endlich schneller in den Mainstream! Oder vielleicht doch nicht?
In den vergangenen Jahren haben wir von der erdbeerwoche die Entwicklung am Biomarkt nicht nur im Bereich der Hygieneprodukte beobachtet. So positiv es auch ist, dass nun endlich Bioprodukte auch im breiten Handel verfügbar sind, umso genauer müssen wir KonsumentInnen hinschauen, um uns keine Mogelpackung unterjubeln zu lassen. Die Regale und auch die Werbung strotzen nur so von Schlagwörtern wie „Natur“ (und das natürlich pur!), „bio“, „ökologisch“ sowie den neuen Trendbegriffen „vegan“ sowie „Co2 neutral“. Was wirklich hinter den Begriffen steckt, ist oft eine ganze Wissenschaft, über deren wahre Bedeutung und Sinnhaftigkeit ExpertInnen bis heute streiten.
Auf die Frage „Ist bio wirklich besser?“ lässt sich also ganz einfach antworten: Ja, wenn es denn auch wirklich bio ist. Und genau das ist für den Otto-Normalverbraucher (und –in) nicht immer ganz ersichtlich.
Ein Trost zum Schluss: Man bekommt Übung im Bio-Shoppen! Oft hilft es schon, einfach den eigenen Hausverstand einzuschalten, um sich zu fragen, ob es tatsächlich sinnvoll ist, biologischen Knoblauch aus China zu kaufen, der zwar bio, aber dafür einmal um die Welt gereist ist. Oder den süßen Baby-Strampler, auf dem zwar groß „we love organic cotton“ drauf steht, der aber bei genauerer Betrachtung des Etiketts zu 100% aus herkömmlicher Baumwolle besteht. Viele Plattformen, Märkte oder Onlineshops helfen einem auch durch den Bio-Dschungel, indem sie bereits ein kuratiertes Sortiment aus „Echt-Bio“-Produkten anbieten. Das versuchen wir von der erdbeerwoche genauso wie der Holis-Supermarkt in Linz, der noch dazu alles unverpackt anbietet und somit die o.a. Problematik der unnötigen Verpackungen löst. Innovative Lösungsansätze gibt es mittlerweile viele – wir müssen sie nur annehmen.