Chico – Eine Geschichte in einer Geschichte in einer…

Dies ist eine Version der Geschichte von Lezime K, ihrem Sohn Liridon und dem Hund Chico, der nicht darum gebeten hatte, bei diesen beiden sein Nicht-Leben fristen zu müssen.

FinisNoXx

Ich las über Chico im Blog ‚Killer‘ vom Tierarzt. Und wie ich eben bin, ich wollte es genau wissen. Hätte ich es dieses eine Mal nur sein gelassen. Nein. Nein. Das stimmt ja nicht. Es WAR richtig.

Ich teilte also den Aufruf zur Petition für Chicos Leben. Und natürlich habe ich sie unterschrieben.

Schließlich hat jeder zum Tode Verurteilte das Recht auf Verteidigung. Und wenn er das nicht selbst kann, nun, dann sollten es die übernehmen, die sich immer so RECHTSCHAFFEN nennen (wollen). Woraufhin mir eine überaus empört-rechtschaffene Dame, deren Kenntnis über Chico gleich Null ist: „Wie ungeheuerlich!“ mailte.

Dem kann ich nur zustimmen.

Es IST ungeheuerlich, was Tieren – Haustieren in deutschen Wohnungen angetan wird. Mit – wie es gelegentlich scheint – gelangweilter Billigung jener Personen, die (von entsetzen, verärgerten, verschreckten Nachbarn tausende Male informiert) irgendwann daher geschlendert kommen. Und NICHTS tun. Für das anscheinend gern auch halbtot gequälte Tier.

Einem Tier wie Chico. Dem Hund mit den traurigen Augen.

Chico, der die acht Jahre seines Nicht-Lebens weitestgehend in einem winzigen Metall-Käfig in einer kleinen Wohnung fristen musste.

Verraucht? Verdreckt? Vermüllt?

Wir wissen es nicht. Ich weiß es nicht.

Was wir wissen, ist, dass er seine Zeit zusammengekrümmt im Käfig auch noch meist mit Maulkorb verbringen musste. Stets nach Luft ringend. Wie ein etwas übereifriger Nachbar, der auch was Sensationelles beitragen wollte, einem Journalisten – sicher ungewollt - enthüllte.

Ja! Rief dieser Mann. DER Hund war gefährlich! Als ich ihn einmal (!) sah, die Tür war einen Spalt offen, hätte der mich beinahe angesprungen. Gottseidank hatte er einen Maulkorb an und wurde von dem Besitzer sofort zurück in die Wohnung gezerrt.

Einmal? In 8 Jahren? Mit Maulkorb in der Wohnung?

Andere Nachbarn, die das erbärmliche Jammern und Schreien nicht mehr ertragen wollten, sei es aus Mitleid oder Eigennutz, informierten abwechselnd den Tierschutz und die Polizei. Sagen sie.

Immerhin, es kam eine ‚Tierschutz-Expertin‘ – zweimal – um nachzuschauen.

Sie möchte lieber nicht genannt werden, denn sie stellte zwar so ein paar nicht Art gerechte Un-Nettigkeiten bei der Haltung fest und auch das Tier sah nicht wirklich gesund aus, aber – so lautete ihr Bericht, es gäbe: „Viel Schlimmeres!“

Genau.

Die BILD, die verzweifelt daran rum wurschtelt, ihr altes ICH zurück zu erobern, faselt dagegen fröhlich reißerisch über KILLER-HUNDE und schwadroniert unheilvoll folgendes zusammen:

„Unterdessen wurde auch bekannt, dass es zur Gefährlichkeit des Hundes, entgegen bisheriger Stadtangaben, bereits im Jahr 2011 eine Meldung ans Veterinäramt gegeben haben soll. Danach soll nach BILD-Informationen eine Betreuerin der Familie die Behörden über den hochaggressiven Hund informiert haben.“

Abgesehen von dem Ausrutscher mit der Betreuerin – Danke, BILD – eine selten blöde Verdrehung der Tatsachen.

So, so. Die Familie hatte also eine Betreuerin? Weshalb? Und wie kann eine Betreuerin solche Zustände geduldet haben? Ach nein. Sie hat sie ja 'einmal gemeldet'. Gratulation!

Oder meint BILD die doch erfolgten Besuche der Tierschutz-Dame und die mehrfachen Anzeigen zugunsten des gepeinigten Tieres? Hm. Nein. Die sind ja nicht erfolgt. Laut BILD.

Und störend im KILLER-KÖTER Sensations-Bericht.

Das wird’s wohl sein. Wie ganz und gar widerlich. Klar. Jeder muss einen Job haben. Und Journalisten haben’s heutzutage ziemlich schwer. Der Ruf ruiniert, lesen will auch kaum noch einer den (offiziellen) Quark und – da bin ich mir ganz sicher – von den Schreibern haben viele selbst Hunde und verzweifeln, wenn sie solche Niederträchtigkeiten über ein gepeinigtes Tier erfinden müssen.

Aber sie tun es.

Egal.

Hauptsache marktschreierisch.

Und sowieso ist es schließlich das gute Recht jeden BESITZERS, ein Tier zu behandeln, wie es die Laune so her gibt. Die Launen dieser beiden waren, wie es scheint, ständig am Tiefpunkt menschlicher Werte.

Keine Ahnung. Vielleicht waren die beiden ja bedauernswert. Schon möglich, dass sie arm und krank waren. Von wenig leben mussten. Keine sozialen Kontakte hatten. Dass beide von einer (hilflosen?) inneren Wut aufgefressen wurden. Weil es ihnen schlecht ging.

Ich weiß es nicht.

Die Aussagen darüber, die jetzt vielen Aussagen, kann ich nicht nachprüfen. Und vielleicht war es auch ganz anders. Viel schlimmer. Aber im Grunde ist es egal.

Denn nichts, absolut nichts auf der Welt gab ihnen das Recht, ein irgendwie geartetes Recht sich ein Lebewesen zum Abreagieren anzuschaffen. Dass SIE malträtieren konnten. Dem es dann (wie schön befriedigend!) immer noch viel schlechter ging als ihnen. Das um Gnade bettelte. Um gleich darauf eins versetzt zu kriegen.

Feine Sache. Oder.

Ich frage mich schon, was denn für die Tier-Expertin ein Grund zum Eingreifen gewesen wäre?

Wenn der Hund an der Wand genagelt hing, oder der Katze mit einem Lötkolben das Gesicht weggebrannt war - und die Besitzer davor saßen um sabbernd grinsen das Grauen zu filmen? (Und denken Sie jetzt ja nicht, das hätte ich mir ausgedacht.)

Na, ist vermutlich ihr gutes Recht. Gibt auch bestimmt echt total viele Likes. Und einen irre verkaufs-trächtigen BILD-Titel ab.

Hund Chico musste dagegen doch nur gekrümmt in einem Metall-Käfig hocken, vielleicht ja wirklich oft ohne Zugang zu Essen oder Wasser.

Wer weiß das schon.

Luft (von frischer Luft kann da ja keine Rede sein) jedenfalls bekam er nur auf dem Mini-Balkon, zwischen Müll, Gerümpel und Bergen von Hunde-Kot und Urin. Bei Wind und Wetter.

Chico hat (vermutlich) in einem einzigen Moment der Freiheit seine Peiniger angegriffen. Er ist ein Tier. Womöglich hat er nur sein letztes Bisschen Leben versucht zu retten. Oder Schläge abgewehrt? Tritte? Vielleicht war er halb wahnsinnig vor Hunger und Durst. Ich weiß es nicht.

Aber hätten wir das nicht alle getan? In so einer Situation?

Der ein bisschen bockig-verdruckst daher kommende ‚Experte‘ im Video erklärt dazu, es müsse einen ‚Reiz‘ zum Angriff gegeben haben. Und der könne ja noch da sein. Grundgütiger! Ist der Mann einfach nur naiv, völlig Wissens-frei oder - was weiß ich.

Aber nein. Der schwafelt weiter: Weshalb … und wieso oder wann so ein Angriffs-Reiz … und das müsse ja auch berücksichtigt werden! Nicht wahr. Schon deshalb dürfte niemand, vor allem keine wie auch immer gearteten Tier-Freunde oder gar Experten auf dem Gebiet gestörter Hunde DIESEN Hund zu Gesicht bekommen. Oder gar in Pflege.

Nee. Auf keinem Fall. Wer sowas versucht ist ein MILITANTER Tier-Schützer (BILD). Praktisch ein Terrorist! Denn da ist ja noch der Killer-Reiz! Der jeden Moment ausbrechen kann! Klar. Wenn er genauso behandelt wird – im Tierheim Hannover – dann sicher. Aber das glaube ich nicht.

Ich habe es nicht geglaubt. Ich dachte immer Tierheim-Menschen bemühen sich hingebungsvoll um all die bejammernswerten Kreaturen. Diese offenbar nicht. Dazu passt nun auch der Ausspruch, dass noch ‚nicht ganz klar wäre, ob das Tier Verletzungen habe – am Maul sei da wohl was, aber eine genauere Untersuchung habe es noch nicht gegeben!‘.

Die Mitarbeiter 'halten Abstand' zum Monster äh Hund.

Außerdem ist dem Tier doch eh nicht mehr zu helfen, und sowieso entschiede die STADT HANNOVER über die Ermordung Chicos. Das ist jedenfalls nicht mal mehr ein trauriger Witz.

Es ist ja schon entschieden.

Ach. Noch etwas. Es gibt KEINE STADT HANNOVER, die über Leben und Tod entscheidet.

Es gibt nur genau die Menschen, die lieber nicht genannt werden wollen, die sich stur weigerten – oder schlicht keinen Grund sahen - Chico 8 Jahre lang zu helfen. Und nun die ganze – unangenehme – Geschichte unter den Teppich kehren möchten.

Also dann.

Weg mit dem Vieh!

Schon nächste Woche kommt die nächste Sensation.

FinisNoXx

Nachtrag: Ich möchte an zwei, nein – eigentlich drei - andere Fälle erinnern. Der kleine Hund, der seiner Besitzerin angeblich gestohlen und von ‚bösen‘ Nachbarn in einem Trockner (!) zu Tode gefoltert wurde.

Am Ende stellte sich raus, sie war es selbst gewesen. Der blöde Köter hatte sie geärgert. Nein! Niemals. Es war ein Unfall! Sicher doch. Und? Was ist mit dieser Frau? Nichts.

Ein Hund hat die Intelligenz, das Gefühlsleben samt Angst und Schmerz-Empfinden eines zweijährigen Kindes. Stellt es euch doch mal so herum vor.

Dann wäre da noch der Hund Luis. Fast tot. Fast so entsetzlich gemartert, dass der Tod eine Gnade gewesen wäre.

Nein. Ich will die Einzelheiten jetzt hier nicht hinschreiben. Schon wieder.

Luis kam auch in ein Tierheim, das um ihn – um sein Leben – kämpfte. Luis hatte Glück. Seine Retter stellten sich ganz und gar auf seine Seite. Ich weiß. Der eine oder andere schreit jetzt – wie o.g. Dame empört – der hat ja keinem was getan. Nein. Hat er nicht.

Bei Luis hatten seine Besitzer, die ihren Namen nicht mal verschleierten, ganze Arbeit geleistet. Und dennoch ist er heute ein glücklicher Hund! Mit seinen neuen Menschen, seinem neuen Zuhause. Ohne einen ‚KILLER-Reiz‘ (so ein dämlicher Humbug!) Menschen anzugreifen. Obgleich er allen Grund dazu gehabt hätte.

Der namenlose Hund, der letztes Jahr elendiglich in sengender Hitze, ohne jeden Schutz vor der Sonne auf einem Balkon verdurstete – am Anfang schreiend, dann jammernd und am Ende nur noch leise wimmernd, hatte nicht so viel Glück. Und was ist mit den monströsen Gestalten, die hinter der Balkontür aus Glas lauernd saßen und der Polizei, die schließlich - von vielen Nachbarn alarmiert - die Wohnungstür aufbrach spöttisch erklärten, sie hätten den Hund nicht gehört?

Nicht gehört? Genau so wird es gewesen sein. Zwei relativ junge Voll-Versager im Leben. Die – das ist meine subjektive Meinung, wie alles in diesem Blog – hämisch zuschauten, wie sie es wenigstens EINEM Lebewesen mal so richtig zeigen konnten. Auch denen ist NICHTS passiert.

So.

Ich gestehe, zum ersten Mal fiel mir eine Recherche sehr schwer. Ich vermag aus ganz eigenen Gründen nicht zu heucheln. Deshalb sage ich frei heraus, dass für mich Chico das Opfer ist.

Und dass ich jene Schreiber der Artikel, die von KAMPF- und KILLER-HUNDEN brabbeln; die sich nicht scheuen aus den Peinigern von all diesen armen Wesen bedauernswerte Hunde-Liebhaber zu machen, deren übergroße Liebe schmählich von all diesen Kötern mit schlechtem Charakter verraten wurde, zu gern – lassen wir das.

_____________________________

Nein. Ich kann es NICHT lassen.

Denn eben schickte mir ein 'wütender' Bürger folgenden - ja nun, wie soll ich das nennen? - Artikel: http://www.neuepresse.de/Hannover/Meine-Stadt/Das-Drama-um-Hund-Chico-und-seine-Besitzer

Es wird nichts nutzen, so entsetzlich das ist.

Der Hund ist praktisch schon tot.

Lest dieses eine - widerliche - Geschreibsel bis zum Ende, dann gönnt auch ihr dem Tier seinen Frieden.

Außerhalb des Nets häufen sich wohl gerade solche 'Rechtfertigungs-Artikel' von allerlei Experten, darunter einer Frau Wiltrud Remstedt - Hundetrainerin - die den armen Hund 'auf einem Foto' wiedererkannt haben will.

'Der hat schon getobt, als er kein Jahr als war und zu meinem Training kam! Eine Kampf-Maschine! Eine Zeit-Bombe!'

Ach echt? Das muss ja eine wahre Künstlerin ihres Standes sein.

Den einjährigen (!) Hund hielt sie für all das? Und einen Killer?

Die gute Hunde-Tante.

Dennoch unternahm sie nichts weiter, na ja, sie schrieb einen Brief. Aber sie sah auch ein, dass die beiden schwerkranken Albaner (Mutter und Sohn), deren Vater die Asyl-Duldung verloren hatte und abgeschoben worden war, diesen Hund WOLLTEN.

EINEN Hund wollten.

Sie sei ja immer dagegen gewesen.

Denn der 'kleinwüchsige' Sohn wäre mit dem Hund ebenso wenig fertig geworden, wie die 'im Rollstuhl sitzende Mutter', die vom Vater mit einer Axt angegriffen worden sei.

Eine unglaublich 'liebe Person!', die noch drei Kinder geboren habe! (Was hat das hiermit zu tun?)

Dennoch hat der 'schmächtige, kranke Junge' die Kraft gehabt, das sich sicher sträubende Tier fortwährend in den Metall-Käfig zu sperren? Erstaunlich.

Und trotz seiner schrecklichen Krankheiten sei er ja NACHTS mit dem Tier spazieren gegangen.

Klar.

Wer es sich diesen Müll antun möchte, bitte.

Am Ende können allerdings weder die Hundetrainerin noch die jetzigen 'Verwahrer' des Hundes und auch nicht die Verantwortlichen der Ämter bestreiten, dass der Hund 'wohl gequält' wurde.

Weil (!) wer Gewalt erfährt, die doch oft weitergibt.

Na danke auch.

Es ist dies EINER von mehreren - meiner Meinung nach vorgegebenen -Rechtfertigungs-Episteln einer Menge Leute, die schon jetzt die Wut viele Menschen zu spüren bekommen.

Wie jedoch immer im Leben, kann man auch hier sagen: Dumm gelaufen!

Ja, ich bin fest überzeugt, genau DIESE ART VON Rechtfertigung und Mitleids-Geheische führt genau zum Gegenteil.

Und das Tierheim? Jenes Tierheim, das Chico jetzt 'verwahrt'? Deren Statement lautet: "Wer Gewalt erlebt und nicht richtig verarbeitet hat, gibt diese laut Studien oft weiter. An die Mutter? An den Hund? Da bleiben Fragzeichen. Apathisch sei Chico im Tierheim, beobachtet Heiko Schwarzfeld. Weil man nicht wisse, was den Schlüsselreiz für die tödlichen Bisse auslöste (ein Streit, ein möglicher Tumor im Kieferraum und Schmerzen), bleiben alle auf Abstand."

Ein möglicher Tumor? Schmerzen? Deshalb muss das leidende Tier allein in einer Ecke hocken? Ohne Hilfe?

Diese Welt ist nicht nur ein düsterer Ort. Diese Welt ist die Hölle.

Geh zu Gari. Chico.

******************

Gari muss noch ein bisschen (hoffentlich lange) auf dich warten Chico. Noch NIEMALS war ich so froh mich geirrt zu haben.

Weit über 200 Tausend MENSCHEN - ganz normale Menschen! - haben die Petition unterschrieben. Sich gesorgt. Das fertiggebracht, was eigentlich ganz andere hätten leisten müssen. Ist egal. Die Verantwortlichen in HANNOVER haben es am Ende nicht überhören können.

Und wer weiß. Vielleicht können sich auch die, die für dich da sein sollten eines Tages dazu durchringen, dich nicht nur als GEFAHR zu sehen, die doch besser erst einmal eingesperrt bleibt. Ich hoffe noch einmal auf die Menschen, die sich um dich sorgen.

Hab keine Angst mehr vor uns.

So viele denken an dich.

Von jetzt an wird es besser.

Chico.

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