Die Milch macht’s oder: Steckt nicht ein bisschen TTIP in jedem von uns?

Wovor haben wir Deutschen am meisten Angst, wenn wir an TTIP denken?

Klar.

Gen-manipulierte Nahrungsmittel. Monsanto-Dreck. Gen-Mais. Reis. Weizen. Soja. Und so weiter. Selbst kleinste Versuchs-Anbauflächen entsetzten die Deutschen von Anfang an so sehr, dass der Widerstand dagegen der erste beinahe Staats-umfassende Widerstand gegen Konzern-Interessen war. Und immer noch ist. Glauben Sie es oder nicht. Dafür können auch heute noch Hunderttausende mobilisiert werden.

Was gab und gibt es nicht alles: Demonstrationen, Klagen, Bürgerinitiativen, Lichterketten, Mahnwachen, nachts ausgegrabene Felder und selbstverständlich die GRÜNEN, die sich just mit diesem Thema weg von ihrem Päderasten- und Terroristen-Versteher-Image - endlich prima profilieren konnten. Das war umso wichtiger (für die GRÜNEN) weil dieses Thema nicht nur die Lieblings-Wähler der GRÜNEN, die Nischen-Extremisten interessierte. Sondern die ersehnte breite Mitte, die den GRÜNEN dann auch wie erhofft satte Wahl-Zuwächse bescherte.

Aber ist das wirklich so? Waren und sind die GRÜNEN unsere Retter vor gen-manipuliertem Monsanto-Unheil? Heutzutage sogar in trauter Einheit mit SPD und CDU? Auch diese allesamt laut wetternde Heils-Versprecher der neuen politischen Anti-Gen-Food-Liga. Mit Slogans wie: Selbst mit TTIP werden wir unsere Bürger die nächsten hundert Jahre zuverlässig vor jedem gen-manipuliertem Körnchen bewahren! Ganz großes Über-Partei-Ehrenwort!

Schön wär’s. Oder: Was zu schön ist um wahr zu sein, ist meistens auch nicht wahr.

Und was will ich damit wohl sagen? Nun ja, mal ganz simpel gefragt. Was würden Sie denken, wenn ein renommierter Ernährungs-Wissenschaftler behauptete: Wäre Milch ein Düngemittel, dürfte es schon lange nicht mehr auf die Äcker Deutschlands verbracht werden! Und süffisant hinzufügte: Und würden Menschen nicht alle Nutz-Tiere essen, müssten diese als Sondermüll teuer entsorgt werden.

Das interessiert Sie kaum? Weil Sie es sowieso schon wissen? Klar. Wird schon nix Weltbewegendes sein. Vermutlich nur wieder irgend so ein ‚das ist Krebs erregend‘-Gelaber. Kennen wir schon. Hören wir gar nicht hin. Her mit dem nächsten Schnitzel. Und aufs Dessert ordentlich Sahne!

Ich werde Ihnen verraten, was der Mann damit meinte. Krebserregende Stoffe hatte er jedenfalls nicht im Sinn. Obwohl die natürlich in guter Konzentration in beinahe allem sind, was wir so wegessen. Und er meinte auch keine Antibiotika. Obgleich die in so hohen Konzentrationen in vielen Tier-Produkten sind, dass möglicherweise ein sehr großer Teil der Menschheit – ohne das zu merken, bevor es zu spät ist – mittlerweile völlig resistent gegen alle Antibiotika ist. Und damit fette Beute auch des ordinärsten Keims.

Apropos Keim. Multiresistente Keime sind in vielen Tier-Produkten. Aber das macht ja kaum wem was aus. Denn irgendwie habe ich nie einen Aufschrei gehört als so vor zirka 10 Jahren vom RKI, dem Gesundheits-Ministerium und den Tier-verarbeitenden Konzernen der lapidare Hinweis kam, Gefrier-Geflügel-Produkte nur unter strengen Sicherheitsvorschriften – die fatal an Outbreak-Gefahren-Stufe 4 gemahnen – auszupacken und zuzubereiten.

Aber das alles ist heute NICHT mein Thema.

Und das meinte auch der gute Mann mit seinem ‚Sonder-Müll‘-Spruch nicht. Ihm schwebte dabei eher unser aller vollständige Verseuchung mit gen-manipulierten Todes-Mitteln vor. (Sie glauben doch nicht etwa, nach allem was ich entdecken musste, nenne ich DAS noch Lebens-Mittel!)

Und damit wäre ich wieder bei TTIP, Monsanto und der Angst der Deutschen vor gen-manipulierten Nahrungs-Mitteln.

Leider muss ich Sie jetzt mit ein paar öden Fakten langweilen.

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Kurze Erläuterung warum wir Käse essen können ohne die sofortige strikte Entfernung aus jeder zivilisierten Runde befürchten zu müssen: Wir sind Mutanten! Ja. Falls Sie es noch nicht wussten. Ein kleiner Teil der Menschheit in Mittel- und Nordeuropa hat es irgendwann in der Spät-Steinzeit geschafft, das Gen LCT* samt seinen Eigenschaften (siehe weiter unten) ins Erwachsenen-Alter rüber zu retten.

Das war ein gewaltiger evolutionärer Vorteil! Womöglich der nützlichste, den der moderne Mensch je ergattern konnte. Denn während die nicht Mutierten in Hunger-Zeiten ihre (milchgebenden) Tiere schlachten und essen mussten – was ja nur temporär hilfreich war – konnten sich die LCT-Mutanten wenn es sein musste monatelang mit Milch am Leben halten.

Was – in Nord-Europa und England – zu einer Häufung/Verbreitung dieser Mutation führte, denn klarerweise gehörten die Überlebens-Künstler zu den begehrteren Paarungs-Partnern.

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*LCT-Gen: Mit diesem Gen wird jedes Säugetier geboren. Auch der Mensch. Es hilft allen (gesunden) Säugetieren dieser Welt mittels eines Enzyms, das den Milchzucker in Glukose und Galaktose spaltet, Milch verdauen zu können. Die Produktion dieses Enzyms mit dem Namen Laktase (genau: Laktasephlorizinhydolase) findet v. a. im Dünndarm statt und kann nur durch das Gen LCT gesteuert werden. Nach dem Abstillen wird bei den meisten Säugetieren die Laktaseproduktion eingestellt, die Genexpression wird abgeschaltet. Das Gen LCT ist (sehr umgangssprachlich) tot. Wer dann noch Milch trinkt, dessen Körper reagiert mit Blähungen, Erbrechen, Krämpfen und Durchfall. So ist es auf der ganzen Welt, außer bei vielen Nord-Europäern und einigen wenigen Bevölkerungs-Gruppen Afrikas.

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Vereinfacht ausgedrückt: Entweder ein (erwachsener) Mensch hat das LCT-Gen und kann Milch (und Milch-Produkte) verdauen oder er hat und kann es eben nicht. Es ist - schlicht gesagt - eine genetische Veranlagung und keine optionale Wunsch-Veranstaltung. Woher kommen dann aber die ganzen laktoseintoleranten Erwachsenen, die mich in den letzten paar Jahren förmlich umzingeln?

Ok. Rund 75 Prozent der Weltbevölkerung ist tatsächlich laktoseintolerant. Allerdings sind das die Nachkommen der nicht mutierten Steinzeit-Menschen. Die armen Würstchen konnten noch nie ein Milch-Eis essen, ohne sich wie Ballons aufzublähen. Die können es also nicht sein. Dann sind es doch die Mutanten? Die Jahrtausende ihr ganzes Leben als Milch vertilgende Glücks-Pilze verbrachten - aber plötzlich nicht mehr?

Was ist passiert?

Ging das Gen irgendwie verloren? (Herrje! Mein Gen ist aus mir rausgekullert! Guck mal untern Tisch.) Hat es sich abgenutzt? (Verdammt noch mal, schon wieder ein Gen im Eimer! Nächstes Mal nehme ich keins aus China!) Und muss ich nun befürchten, dass meine anderen Gene sich dem Ausreißer anschließen? Was soll ich bloß tun? Kann ich mein Gen mit Uhu an mir festpappen? Mir ein Ersatz-Gen bestellen? Ein Pflaster draufkleben?

Fragen über Fragen.

Die sich jeder einigermaßen im Norm-Bereich denkfähige Mensch stellen sollte. Bevor er oder meist sie nach Jahrzehnten fröhlichen Milch-Konsums „Laktoseintoleranz!“ schreit. Diese letzten Monate haben denn auch meine (nicht Laktose) Toleranz mal wieder auf eine sehr zähe Probe gestellt. Dabei sollte ich längst immun gegen solches Zeit-Geist-Gefasel sein.

Was habe ich nicht alles überstanden!

Iss keine Eier mehr! Der Cholesterin-Spiegel! – War mir wurscht, ich habe immer so viele Eier gegessen wie ich wollte. Und? Eier haben rein gar nichts mit dem Cholesterin-Spiegel zu tun. Den es in dieser Form nicht mal gibt, wie heute jeder weiß. Iss keine Butter! Sondern Margarine. IPfui! Nein? Dann stirbst du eben ganz jung an einem Herzinfarkt! Ach? Hm. Seltsam. Jedes Mal wenn ich in Finnland war (und da war ich oft, ich hasse den Süden) musste selbst ich – als fanatischer Butterbrot-Fan – vor den Unmengen Butter der dortigen Ernährungs-Weise kapitulieren. Allerdings, Herzerkrankungen sind den Finnen – einem Butter in Fass-Mengen in sich reinstopfenden Volk – völlig fremd. Na ja. Wie wir heute wissen, ist Butter gesund. Margarine dagegen so ganz und gar nicht.

Und wie war das noch mit dem Zucker-Ersatz-Stoff? Mit dem jede abnehm-Willige ihren Kaffee oder Tee verunreinigt hat? Der – wie sich viel später zufällig rausstellte – außer im bunten Diät-Sektor hauptsächlich in der industriellen Schweinemast als Mast-Mittel eingesetzt wird?

Ach ja.

Jedes Jahr hatte seinen Nahrungsmittel-Bösewicht. Ob zu stark getoasteter Toast, Fisch mit Würmern, Wein mit Glykol, strahlenverseuchte Tomaten, Bakterien-verseuchtes Geflügel – alles schon mal dagewesen. Ginge es danach, dürften wir nichts mehr essen.

Könnte ich witzeln.

Nur ist mir nicht nach Witzen. Denn nachdem ich vor ein paar Monaten aus heiterem Himmel eine Milch-Allergie zu entwickeln begann (das ist die angebliche Erwachsenen-Laktoseintoleranz meist in Wirklichkeit) wurde mir bewusst, was ich eigentlich alles NICHT über Milch wusste. Also machte ich mich daran, alles über Milch zu erfahren, was ich schon lange hätte wissen sollen. Und damit meine ich nicht die ungeheuerlichen Bedingungen (für die Tiere) unter denen Fleisch und (ja leider) auch Milch-Produkte hergestellt werden.

Nein.

Reden wir also über GVO!

Das ist keine Geschlechts-Krankheit. Oder was anderes Anrüchiges. Beziehungsweise, doch. Das ist etwas sehr viel Anrüchigeres als Sie im Sinn hatten. GVO’s sind ‚Gentechnisch veränderte Organismen‘, die sich im industriell hergestellten Tierfutter nur so tummeln. Im sogenannten MISCHFUTTER. Eine feine Sache. Dieses Mischfutter. Da herein darf anscheinend alles, was in seiner reinen Form die europäischen Grenzen nicht überschreiten darf. Dachten wir. Denn als Mischfutter-Komponente getarnt, sind GVO-Anteile im Tierfutter praktisch für den Verbraucher nicht erkennbar. Niemand muss uns aufklären, dass die von uns gekauften Fleisch- und Milch-Produkte in der Regel von Tieren stammen, die ihr kurzes Leben lang diese GVO-Futtermittel in den Trog bekamen.

Dazu schreibt die Futtermittel-Industrie auf ihren Anpreisungs-Seiten fröhlich: Tiere, die mit gentechnisch veränderten Futtermitteln gefüttert werden, erfahren auch keine Änderungen an ihrem Erbgut – genauso wie deren Produkte wie Eier, Milch oder Fleisch.

Na, ist das nicht schön! Und so beruhigend!

Eier-, Milch- und Fleisch-Produkte sind voller GVO’s. Oder deren (nicht vorhandenen – großes Konzern-Ehrenwort) Auswirkungen. Und das seit ...? Nicht mehr ermittelbarer Zeit. Mit der vollen Billigung unserer EU-Politiker. Aller Fraktionen. Oder haben Sie irgendwann mal einen GRÜNEN – sofern da neben all der Dauer-Entrüstung über politisch Missliebige ein bisschen Zeit für GRÜNE THEMEN bleibt – über GVO’s reden hören? Nein? Ich auch nicht.

Allerdings – und damit bin ich wieder am Anfang – hat mein Hausarzt erschöpft angedeutet (er hat’s mir brutal ins Gesicht gesagt) ich solle ihm JA NICHT mit Laktoseintoleranz kommen. Das wollte ich auch nicht. Ich wollte nur wissen, was mir fehlt. Denn seit ein paar Monaten geht es mir wirklich nicht gut. Nach jeder nur möglichen fiesen Untersuchungs-Methode, die allesamt nichts brachten während ich immer malader wurde, empfahl er mir, mal über GVO’s zu recherchieren.

Und nun weiß ich, dass ich die letzten 10, 15, 20 (?) Jahre enorme Mengen an transgenen Dreck in mich reingestopft habe. Aber im Gegensatz zu den fröhlichen Mischfutter-Konzernen bin ich nicht einmal annähernd überzeugt, dass der Verzehr solcher genveränderten Produkte völlig harmlos ist.

Tatsächlich bin ich überzeugt, dass die Zunahme vieler Krankheiten genau in diesem Zeitraum ebenso eine Folge dieses (unbewussten) Verzehrs ist, wie auch die extreme Verschlimmerung vieler vormals heilbarer Krankheiten. Ich kann es auch noch deutlicher sagen.

Offenbar haben wir uns mit freundlicher Unterstützung von Firmen wie Monsanto ins evolutionäre Aus gefressen. Womöglich für die nächsten Generationen. Falls es die überhaupt noch gibt. Und wenn ich daran denke, dass unsere kleineren Nachkommen praktisch vom Anfang ihres Lebens an nichts anderes gegessen und getrunken haben als gentechnisch veränderten Müll könnte ich weinen. Vor allem sie sind anscheinend nichts weiter als ein Gen-Konzern-Langzeit-Experiment. Bestenfalls.

Also. Wozu gegen TTIP kämpfen? Weil sonst ein Gläschen Gen-Mais im Supermarkt-Regal steht? Wir mit unseren Steuer-Geldern die Konzern-Verluste zahlen müssen? Wirklich? Das alles tun wir doch schon. Haben wir schon. Wir machen uns nur lächerlich. Wir sind lächerlich. Ein lächerlicher Posten im Welt-Handel mit geringem Wert. Denn von uns gibt es eher zu viele.

Deshalb stelle ich die eine Frage schon gar nicht mehr. Sie wissen schon. Ob diese Menschen keine Kinder haben. Ob sie eine Welt voller – ja, was wohl? – haben wollen. Ob die billionste Billion so dringend herbeigesehnt wird, dass die mögliche Ausrottung der eigenen Spezies völlig egal scheint.

Ich könnte Bayer fragen. Dieser Riesen-Konzern mit deutschen Wurzeln ist soeben dabei Monsanto zu kaufen. Weil Monsanto ein prima wachsendes Geschäft ist. Zudem steht die Zulassung neuer GVO-Sorten für Mischfutter an. Ganz ohne alle gesetzlichen Hemmnisse. Da will ein Konzern wie Bayer auch mitmischen. Und es sieht nicht so aus, als stände dem irgendein EU-Abgeordneter im Weg. Auch keiner von den Grünen, die sich dafür medien-wirksam bei jeder Anti-TTIP-Demonstration tummeln.

Was für ein Witz.

Leider schon wieder auf unsere Kosten.

FinisNoXx

Heute beneide ich alle Veganer. Oder all jene, die konsequent ihre Lebens-Mittel auf Bauernhöfen oder in Bio-Läden erwerben. Deren Kinder sind nicht mit transgenen Scheußlichkeiten vollgestopft. Und den möglichen Folgen. Zumindest nicht in dem Ausmaß, wie die Kinder, deren Eltern dachten, teure Marken-Milch-Produkte müssen ja gut und gesund sein.

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Daniela Noitz

Daniela Noitz bewertete diesen Eintrag 26.07.2016 19:38:49

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