Kennen Sie die Ass-Up-Challenge? Nein? Doch, doch. Sie wissen es nur nicht. Es kann kein rein deutsches Phänomen sein, da bin ich mir eigentlich ziemlich sicher.
Nehmen Sie nur den Herrn Trump. (Nein. Nehmen Sie ihn natürlich nicht, das ist ja grauenhaft!) Er fiel mir eben so ein. Weil der ja auch neulich ein Geschwafel mit Frau Clinton verweigerte. Kann mich nicht richtig erinnern. War‘s, weil Frau Clinton ihn in der letzten Runde dermaßen reizte, dass seine Perücke gut 20 Zentimeter nach oben flog? Hm. Egal.
Die Ass-Up-Challenge. Darüber will ich schreiben. Erfunden von Frau Dreyer*, gemanagt vom SWR - für alle Österreicher, das ist das staatliche Ablegerchen-TV in Rheinland-Pfalz, wo Frau Dreyer Ministerpräsidentin ist und Vorsitzende der Rundfunkkommission, mithin so was Ähnliches wie Chefin vom SWR. Was aber gar nichts damit zu tun hat und nur Zufall ist.
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Danke!
Um was es geht? Na, um die Elefanten-Runde. Ja, ich weiß auch, dass der Name eine ungeheuerliche Beleidigung für jeden Elefanten ist. Ich hab‘s nicht erfunden. Und bestimmt kein Elefant. In dieser Runde, die vor jeder Wahl im Fernsehen zur besten Sendezeit gezeigt wird, damit auch garantiert jedem schlecht wird, müssen sich die jeweiligen Kandidaten anbrüllen. Glaube ich. In diesem Fall eben Frau Dreyer mit der CDU-Dame, einem/einer Grünen, ebenso Linken, FDP-ler und (Buh!) dem Gestalt gewordenen Bösen von der AFD. (Keine Ahnung wer das ist, vermutlich ein Hühner-brüstiges Bürschlein mit Riesen-Brille.)
Das machte Frau Dreyer schaudern. Also nicht nur das AFD-Böse, sondern auch das Linke und der frohe Herr von der FDP. Oder ist’s eine Dame? Egal. Frau Dreyer tauchte ab und der SWR verkündete – natürlich total unparteiisch – man (ich möchte irgendwann mal man treffen) habe sich entschieden, die Linken und FDP-Teilnehmer nicht einzuladen und den von der HUST – also den da! - sowieso nicht. Weil Frau Dreyer weinen muss. Wenn sie an die denkt. Besonders an das Böse von der AFD.
Ach, dachte ich noch verblüfft, da trat die CDU-Dame ins Bild und erklärte sich selbst für ausgeladen. Weil, wie sie recht logisch begründete, ihr nichts an einem Tee-Stündchen mit Frau Dreyer läge. Während ich noch rätselte, ob das ein Merkel-Coup sei, drängte sich Herrn Gabriels Gesicht in die Kamera und rief empathisch, er verstände Frau Dreyer und würde auch nie, niemals mit einem Menschen sprechen, der ihn an die Wand stellen wollte.
?
Während ich reichlich verwirrt über diese doch rätselhafte Aussage nachdachte, meldeten sich mehr und mehr Wegtaucher zu Wort – einige tatsächlich von den Parteien, die Frau Dreyer ausgeladen hatte – die jedoch allesamt mit großem Pathos versicherten, auch sie würden niemals mit dem … äh… dem… ja also dem Bösen da reden.
Eine finster blickende Reporterin bezichtigte kurz darauf frühmorgens den nölenden Herrn Oppermann: „Sie stecken doch nur, wie auch Frau Dreyer, den Kopf in den Sand und was soll das eigentlich bringen?“
Das konnte Herr Oppermann nicht erklären. Gut. Der kann nie was erklären. Aber das war nicht mein Problem. Mein Problem war der Satz mit dem Kopf im Sand und die sich darauf vor meinem inneren Auge formierende Ass-Up-Challenge. Mein inneres Auge sieht oft solche Dinge. Das hat auch seinen Grund. Vermutlich haben Sie es schon bemerkt, ich schreibe nicht nur gern, ich kritzele genauso gern Hund&Katz-Geschichten und allerlei anderes Zeugs. Könnte an meinem Beruf liegen. Wie auch immer, dieses Mal sah ich nicht nur die Ass-Up-Challenge bildlich vor mir, sondern leider noch was. Schauderhaftes.
Was ich mittels des einzigen Versuchs einer Therapie hatte loswerden wollen. So ist das eben. Kaum hatte ich ‚Challenge‘ gedacht, machte es PING und da war sie wieder: Die allseits beliebte Ice Bucket Challenge. Jene Würfel-Wasser-Schleuderei, die mich am Ende geradezu manisch verfolgte. Naja. Eigentlich verfolgte mich der Anblick von Herrn Schweiger im Alfred Tetzlaff-Gedächtnis-Feinripp, wild fuchtelnd und lallend und zum Schluss auch noch nass.
IGITT!
Ich war sowieso angegriffen, denn just zu dieser Zeit hatte meine Nichte Schnappi, das fiese Krokodil entdeckt, weshalb ich – Til Schweiger in verschmutzter Unterwäsche vor Augen – ständig Schnappi im Ohr hatte. Sie gestehen mir zu, das wäre für jeden zu viel. Eine liebe Freundin, die bedauerlicherweise selbst Psychiaterin ist (und aus diesem Grund, wie sie mir schwor, meine Behandlung ablehnte) empfahl mir einen absolut fabelhaften Kollegen.
Ich sage Ihnen mal was. Wenn Ihnen ein/e Psychiater/in was von absolut und fabelhaft erzählt, sehen Sie bloß zu, dass Sie Land gewinnen. Ich hatte Dauer-Kopf-Schmerzen, war mieselsüchtig und fies gelaunt; kurz, nach Ansicht meiner Lieben war ich eine noch schlimmere Plage als sonst, also ging ich in die schicke Praxis des empfohlenen Herrn.
Ich kam rein, setzte mich hin und der Typ – den ich kurz darauf verdächtigte ein hochstapelnder Patient zu sein, was er mir extrem übel nahm – sagte: „Küss die Hand, gnääge Frau!“** Ich dachte an einen Scherz oder an gar nichts und sang (ok, ja, das ist sehr schmerzlich für andere) automatisch: „Ihre Augen sind so blau, SchalalischalaluSchalala…“, zögerte kurz und begann mich – fatalerweise laut – zu fragen, ob das richtig gewesen wäre.
Woraufhin der wütende Typ mich wütend (was auch sonst) fragte, ob ich ‚etwas‘ sähe. Ich schätze, kurzzeitig ähnelte ich Shaun, aber ich wollte ja gesund werden und bin nicht blind also sagte ich ja. Das immerhin schien ihn zu aufzumuntern, denn wie aus der Pistole geschossen rief er flüsternd (ja, ja, das geht, hab’s auch nie vorher gehört): „Hören Sie auch Stimmen?“
Eine heikle Frage. Darüber musste ich eine Weile nachdenken. Natürlich höre ich Stimmen. Wer nicht. Also immer vorausgesetzt, Sie können hören. Im Moment hörte ich seine Stimme. Pingelich*** betrachtet war das natürlich nur eine Stimme. Andererseits konnte er die Frage auch theoretisch-weitschweifisch*** gemeint haben. Es war schwierig und so entschloss ich mich zur aufklärenden Wahrheit und erwiderte: „Ja, doch so im Allgemeinen. Im Besonderen höre ich nur eine.“
Ich will Sie nicht mit dem Rest langweilen, der Typ schwätzte und schwätzte und rief – wann immer es mir gelang einen Satz über mein Elend einzuwerfen – dass ihm die Worte fehlten. Leider fehlten Sie ihm nicht. Arg verstimmt über meine mangelnde Kooperation reichte er mir schließlich ein vier- oder fünf-seitiges Formular zum Ausfüllen, das ich kurz überflog, wobei ich entdeckte, dass es mit den Worten endete: Sind Ihre Angaben richtig? Oder haben Sie gelogen?
Eines der wenigen Male in meinem Leben war ich sprachlos.
Dennoch. Hören Sie auf mich! Tun Sie auf keinem Fall, was ich tat. Ich entriss dem vor sich hinmurmelnden Typ einen Kuli und kreuzte unter anderem im Eiltempo die Frage: ‚Halten Sie sich für Gott?‘ mit ‚JA‘ an.
Ich brauchte anderthalb Stunden, meine psychiaternde Freundin (die immerhin kam, bestimmt weil sie ihr Leben lieb hat) und den Chefarzt, bevor mich der Typ aus dem Zimmer ließ. Ich hätte ihn ja umgerannt, allerdings hatte der sich auch Hilfe herbeigeholt. Richtig gemeines Pack. Danke Herr Gabriel.
Ach. Schreck. Herr Gabriel.
Die Ass-Up-Challenge.
Na ja. Ich bin sicher, Sie haben das Prinzip verstanden. Ich muss jetzt eine grüne Pille nehmen, ich habe mich schon wieder enorm aufgeregt.
Guten Abend.
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*Ja, ja. SIE sind besonders schlau und wollen auf Frau Merkel, die Ur-Suppe aller Ass-Upper verweisen. Pustekuchen. Frau Merkel ist zur Gänze unter dem Sand, das zählt nicht.
**Pardon an alle Österreicher, es ist nur ein Versuch!
***Ich habe syntaktische Anfälle, reizen Sie mich nicht.
FinisNoXx