​Ich bin kein Fan von Zitaten. Ich finde eigenständige Gedanken immer aussagekräftiger. Präzise gesagt bin ich der Meinung, dass die unentwegte Zitiererei auch noch der plattesten Plattheiten – gerade im Net – auf dem besten Weg ist, die möglicherweise letzten vorhandenen eigenen Gedanken der Menschheit auf glitzerndes BlaBla – gern auch mit Sternchen und Einhörnern - von unendlicher Geistlosigkeit zu verdrängen.

Deshalb wohl fiel mir dieser Satz spontan ein, dieser Ausspruch von Eleanor Roosevelt, beim immer verblüffteren Lesen eines Beitrages auf Fisch & Fleisch/Facebook Die Frauen, der IS und der Westen. Ganz ehrlich! Ich dachte doch wohl tatsächlich einen Augenblick lang, ein Satz kann niemanden überfordern und hat vielleicht sogar Potential als letzter Versuch, dem Lemming-haften Treiben so vieler Frauen wenigstens irgendetwas Intelligentes entgegenzusetzen,

Nun, ehrlich gesagt stimmt das mal wieder nicht. Ich hege nie dergleichen Tralala-Wölkilein-Gedanken. Und ich möchte auch nichts mehr zum o.g. Beitrag sagen. Das tat ich bereits auf Facebook, als ich Herrn Plopp antwortete. Und es langweilt mich, es ödet mich an, den – welchen Alters auch immer – offenbar zur Shades-of-Grey Emanzipations-Variante mutierten ehemals für ihre Rechte kämpfenden Frauen alle Tage einen fleckigen, schmierigen Spiegel vorzuhalten. In den sie begierig starren.

Und ebenso wenig ist mir danach, die 5 Millionste Version der Massen-Verbrechen von Köln und Hamburg abzuliefern. Das ist ganz uninteressant für mich.

Viel, ach (!) so viel interessanter fand ich heute Morgen die sich in ihrer Schwachsinnigkeit kaum noch zu überbietenden Rechtfertigungs-Versuche vieler Medien-Vertreter, die die letzten vier Tage krampfhaft genau um dieses Thema rumgeeiert waren. Ich zähle hier mal meine absoluten Favoriten auf:

Frühstücksfernsehen SAT1 Moderator: Also wir wussten davon ja gar nichts, Ehrenwort. Dann ein Interview (tut mir leid, ich muss mal kurz lachen gehen) mit einem Flüchtlingshelfer + Kumpel, einem Araber, der seit 10 Jahre hier lebt. Unisono Erklärung beider waren die Miniröcke und die Nacktheit der Frauen, die aus den Zügen stiegen. DAS hätte die an sich ehrenhaften – sich ganz zufällig dort aufhaltenden – Nicht-Banden von Ehren-Männern so aus dem Konzept gebracht, dass sie gar nicht anders konnten.

Ja.

ARD moma Moderatoren: Die Polizei ist schuld! Wir wussten nichts. Haben nichts gehört oder gesehen. Und wenn schon am Sylvesterabend die Schreie der Opfer von Tausenden im Net gehört wurden, dann ist das doch sowieso alles erfunden. Gewesen. Also was Leute ins Net stellen. Nicht wir. Denn nur wir sind im Besitz der universellen Weisheit.

Genau.

Die SPIEGEL-Schreiber bombardieren die zunehmend wütend werdenden Bürger mit einem Mitleid-heischenden Beitrag über unbegleitete Jugendliche aus dem arabischen und afrikanischen Raum, denen nur und nur mit dem sofortigen Nachzug ihrer Familien zu helfen ist. Was sind da schon so ein paar alberne Frauen, die wegen so einem Bisschen tätscheln rummäkeln.

Das ist echter Journalismus.

Irgendwo in einer der überregionalen Zeitungen zitiert ein offenkundiger Fan unter den Redakteuren eine vorbildliche Rednerin vom Hacker-Congress Hamburg wieder und wieder, die – selbstredend per Gesetz – verlangt, dass Flüchtlinge nun nicht mehr Schutzbefohlene, sondern Ankömmlinge benannt werden und Deutsche, die sich dagegen vergehen, hart bestraft werden sollen.

Das ist die Lösung!

Und Phoenix? Das Bildungs-Kanälchen? Zwischen ein paar Guido-Knopp-Beiträgen spielt eine Dame Diskussion mit wechselnden Partnern, die allesamt versichern sollen, wieso die Rechts-Radikalen am Kölner Nicht-so-schlimm-Geschehen schuld sein müssen. Wieso das gar nichts mit dem Ossi-Duo Merkel/Gauck* zu tun hat und wir das alles schaffen. Denn: Wenn nicht wir, wer dann?

Genau.

Wir haben es ja schon geschafft.

Eine Rotte aus mindestens tausend traumatisierten Schutzbefohlenen hat den hiesigen Frauen mal gezeigt, wo ihr zukünftiger Platz ist. Die Polizei hat davon nichts mitgekriegt. Muss sie jetzt sagen. Und gäbe es da nicht – Ach herrjeh! So ein Übel! – eine der Haupteinnahme-Quellen in Köln (den Karneval) und hätten die Idi… Pardon, erwarteten Zahle-Gäste aus aller Welt nicht im Internet rumgegeiert und deswegen nun plötzlich in Scharen ihre Buchungen storniert, hörte ich auch heute noch was?

Das hat nichts mit dem Islam zu tun!

Das sind traumatisierte Menschen!

Das waren doch nur fünf, die wir schon haben!

Das sind alles Hetzer-Lügen aus dem Net.

Von Arschlöchern** – wie CDU-Generalsekretär Peter Tauber auf seiner Facebook-Seite einen davon betitelt. Natürlich ohne Konsequenzen. Nein, nein. Selbst die altehrwürdige Hessenschau veurteilt nicht Herrn Tauber als Pöbler, sondern den so Angesprochenen. Was immer der auch ist oder geschrieben haben mag, ein Politiker sollte argumentieren. Oder - wenn er das nicht kann, missliebige Kritiker eben blockieren. Und nicht mit Fäkal-Ausdrücken um sich schmeißen. Aber er bekommt viel Zuspruch, der Herr Tauber. Von ganz vielen - vom selbst montierten - Heiligenschein beseelten Frauen.

Nachträglicher Zwischenruf: Darf ich mich nun glücklich schätzen? Ist das Rätsel gelöst? Eine weiß es ganz genau. Frau (Pardon, ich vergaß den Namen), eben die Dame, die den o.e. Beitrag schrieb. Die leidet ganz bestimmt mit jedem Opfer mit, denn sie beteuert ja: "Damit will ich keinesfalls die Gefährdung von Frauen kleinreden oder relativieren, was den Opfern in Köln geschehen ist, ganz im Gegenteil."

Wie tröstlich für die Opfer. Wenn auch nicht für die Syntax.

Wären es denn auch tatsächlich welche. Also Opfer. Was ja so nicht bewiesen ist. Jetzt nämlich kommt ihre beeindruckende Analyse des Geschehens: "Denn es ist eben genau dieser rechte Sumpf, der verhindert, dass real bestehende Probleme angegangen und thematisiert werden."

Das ich da nicht selber drauf kam!

Ach Eleanor Roosevelt! So viel Leidenschaft, so viel Herzblut, so viel Mühe. Für so was.

Wie niederschmetternd.

*Ich war Ossi und zwar kein Komfort-Ossi, wie diese beiden, die ihr schönes Leben dort hier nahtlos fortsetzten.

**Das ist nicht meine normale Ausdrucksweise. Wer es nötig hat, andere so zu betitulieren (weil er – wie einst Bundy höhnte, etwas tut weil ‚er es kann‘) dem fehlen nicht nur Argumente. Dem fehlt noch ganz anderes.