Was – fragt sich der FOCUS dieser Tage ratlos – wollte Obama mit seinem Schmeichel-Besuch bei Merkel eigentlich bezwecken? Und hebt auf der Stelle zu einer langen, fast hysterisch weinerlichen Lob-Eloge auf den amerikanischen Präsidenten und seine getreue Merkel an. Der eine, der im eigenen Land schon kaum mehr was zu sagen hat, und die andere, von der nicht mal was zu sagen übrig geblieben wäre.

Zwei grinsende Versager, die sich gegenseitig Mut vorlügen. Ein erbärmliches Schauspiel. Und dabei mochte ich Sie mal, Herr Obama. Ja wirklich. Frau Merkel war mir schon immer zuwider. Ach, Herr Obama. Mit dem Friedens-Nobelpreis. Diesem sonderbaren Nobelpreis einzig dafür, dass Sie einst gewählt wurden. So gesehen hätten damals die Wähler den Preis bekommen sollen. Sie bestimmt nicht. Sie waren und sind die größte aller Enttäuschungen im amerikanischen Präsidenten-Pool für mich. Was wollten Sie alles erreichen! Und was haben Sie am Ende erreicht? Beinahe nichts. Schlimmer noch. Das, was vorher schon übel war, ist jetzt gänzlich außer Kontrolle geraten. Die Macht der Konzerne. Die flächendeckende Zerstörung riesiger Landflächen durch Monsanto-Monster-Pflanzen und deren noch giftigeren Gegen-Mitteln. Die täglichen Riesen-Erdlöcher, die ganze Orte verschlingen. Die täglichen Erdbeben, ausgelöst durch das von Ihnen genehmigte Massen-Fracking.

Übrigens, dumm gelaufen, was? Ihre guten Freunde, die Extrem-Terroristen (sprich: Saudi-Arabische Prinzen-Horden) haben den Öl-Preis so verbilligt, dass ihr tödliches Fracking-Öl als teurer Ladenhüter liegenbleibt. Das nenne ich mal einen echten Reinfall. Wer solche Freunde hat und so weiter. Hunderte Ortschaften zerstört, das Grundwasser von ganzen Landstrichen – größer als NRW – vernichtet und wofür? Für gar nichts. Eine wirklich erstaunliche Idiotie. Und so vorhersehbar. Offenbar nicht von Ihren gloriosen Think-Tank-Experten. Wer hätte das gedacht. Da fällt mir ein, die Finanzkrise haben die ja auch nicht kommen sehen. Oder die nicht vorhandene Schweine-Grippe, die nichtsdestotrotz eine Pandemie sein sollte. Oder die seltsame Ebola-Seuche. Oder… oder… oder…

Und da wäre noch Ihre scheußlichste Tat: Die Förderung und Aufrechterhaltung der Kriege im Nahen Osten. Die ganzen terroristischen Mörder-Banden, hervorgegangen aus den Fehl-Einschätzungen Ihrer Experten. Oder vielleicht nicht?

Pardon. Ich sollte nicht unfair sein. DIESES spezielle Fass hat ein Bush aufgemacht. Aber das ist ja nun eigentlich egal. Tatsache ist, dass die verschiedenen Präsidenten der USA – angeblich immer guter Hoffnung (wie sie behaupteten), dadurch den American Way of Life in aller Welt zu verbreiten – mit Hilfe des Kongresses und des Senats die Taliban mit Waffen ausrüsteten (als Gegner zu den Russen, die damals in Afghanistan waren); dass sie später al Quaida in die Startlöcher verhalf (mit Waffen ausgerüstet) und nach dem 11.9. wider jedes Wissen behaupteten, Saddam Hussein wäre der Schuldige – und einen Vernichtungskrieg gegen den Irak begannen. Vernichtet wurde der Irak. Syrien und Libyen gleich dazu. Nicht aber die irakische Armee. Deren Reste sich auf der Stelle daran machten, sich neu zu formatieren. Als ISIS. Mit dem bekannten Ergebnis.

All die vielen Toten. All die zerstörten Länder. Und all die Bomben, Drohnen, Panzer und das ganze schöne Kriegs-Gerät! Endlich! Endlich im Praxis- und - noch schöner - Dauer-Test. Das darf unter keinen Umständen enden! Schon um der Waffen-Lobby willen nicht, die seit Jahrzehnten nicht mehr so gute Geschäfte gemacht hat. Besonders die deutsche Waffen-Industrie. Das möchte ich hier nicht unterschlagen.

Und Sie, Herr Obama? Sie sind ja nun bald kein Präsident mehr. Was kommt denn danach? Haben Sie schon Ihre Verträge in der Tasche? Sind Sie deshalb so hektisch bemüht, Europa mit in Ihren sonderbaren Krieg zu ziehen? Der in Intervallen gewonnen wird, zuletzt mit Hilfe der Russen und Kurden, nur um dann von den USA und deren Verbündeten – wie der Türkei und Saudi-Arabien – wieder neu entfacht zu werden. Da kommen mir doch tatsächlich zum ersten Mal in meinem Leben so richtig schöne Verschwörungs-Gedanken.

Wie ist das denn, Mr. President?

Wird Europa handzahmer, wenn neue Flüchtlingsströme drohen? Würden die Politiker – gegen den Willen aller europäischen Völker – dann doch noch während Ihrer Amtszeit TTIP unterzeichnen? Und ratifizieren? Hängt Ihr weiteres Wohlleben davon ab? Hat die amerikanische Industrie Angst was Herr Trump – ein strikter Gegner von TTIP – machen wird, sollte er gewinnen und nicht die Polit-Kasten-Dame Clinton? Ja. Herr Trump befürwortet Waffen. In den USA. Nicht im Ausland. Er will alle Soldaten und Waffen abziehen. Alle Basen abbauen. Ihn interessiert die Welt nicht. Vermutlich kann er das nicht. Sicher kann er das nicht. Auch nicht als Präsident. Aber Chaos kann er ins schöne Kriegs-Geschäft bringen.

Und nun komme ich zu Ihrem – vom FOCUS so hochgelobten - Besuch in Europa. Das Europa, das sich dank der Politik der USA am Rande der Auflösung befindet. Das Europa, das Sie für die ‚menschenunwürdige‘ Flüchtlings-Politik tadeln.

Wie kommen Sie dazu?

Wie viele Flüchtlinge haben die USA als Hauptverursacher der Kriege im Nahen Osten schon aufgenommen? Und Sie werden sich schön hüten, in Ihrer Rest-Amtszeit der Masse die Einreise zu gestatten. Aus Angst um Ihre Nach-Präsidenten-Reputation. Das amerikanische Volk möchte keine moslemischen Flüchtlinge. Aus Angst vor Terroristen. Das ist ok? Aber die Europäer sind schlechte Menschen, wenn sie genau dieselben Ängste haben?

Deshalb ist Frau Merkel Ihr Herzblatt, nicht wahr. Weil die Dame Ihr willigster Gehilfe ist. Gegen den Willen eines jeden Europäers stimmt diese furchtbare Figur Ihnen in allem und jedem (Mist) zu. Dass die Türkei ein demokratischer Staat ist. Genau. Und dringend in die EU aufgenommen werden muss. Sicher. Da ist Ihnen doch so richtig warm ums Herz geworden. Bei so viel Gegenliebe. Oder doch eher Unterwerfung? Ganz anders als der englische Mr. Cameron, der Ihnen scheele Blicke zuwarf, obwohl Sie ausgerechnet dem mit allerlei wirtschaftlichen Ungemach drohten, sollten die englischen Bürger sich für den Ausstieg aus der EU entscheiden. Herr Farage jedenfalls war erfreut.

Sie sollten sich freuen, dass Ihre landeseigene Presse im Moment mit Herrn Böhmermann und dem Hitlergruß beschäftigt ist. Der zur freien Meinungsäußerung gehört. In Deutschland aber nicht erlaubt ist, was in jedem Fall verurteilt werden muss. Im Namen der Meinungsfreiheit. Warten Sie mal ab, bis dort Ihre sonderbaren Reden in der Presse auftauchen. Ihre Axt im Walde-Nummer in England wird bei Ihren eigenen Bürgern, denen nichts heiliger ist (nach ihren Schießprügeln) als ihre über allem stehende Meinungsfreiheit, kaum gut ankommen.

Ihre Rede hier in Deutschland, alle (also auch die US-Bürger) würden von nun an gern moslimische Flüchtlinge in jeder Größenordnung aufnehmen, frei nach Frau Merkel und deren daraus neu erwachsender Europa-Führerschaft, dürfte Sie eher in eine Reihe mit dem irren Erdogan stellen.

In Ihrer Heimat. So gesehen wollte ich nicht Sie sein. Wenn Sie wieder nach Hause kommen. Andererseits könnte ich auch ganz falsch liegen. Und das alles sind nur Ihre ganz speziellen Präliminarien für Ihr Nach-Präsidenten-Leben.

Ihr monetärer Schwanen-Gesang sozusagen.

Auf unsere Kosten.

Shutterstock/Emmanuele Contini

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