Es ist wahr.
Ich verabscheue Menschen, die ihre Hunde anketten. Und ich verachte jene erbärmlichen Warmduscher, die ‚ihre‘ Hunde neben einem Fahrrad her schleifen (müssen). Wo die bedauernswerten Kreaturen – halb erwürgt keuchend – keine Möglichkeit haben, irgendwas hundiges tun zu können; weder können sie ihre Notdurft verrichten, noch soziale Kontakte zu anderen Hunden knüpfen. Sie können nicht schnüffeln, die Welt nicht erkunden – sie sind ängstliche, wütende, verstörte Zwangs-Krüppel.
Sehe ich so etwas, bin ich selbst heute noch geneigt, wenigstens diesem einen Tierquäler den Tag zu vermiesen. Meistens gelingt mir das auch. Warum ich das mache? Dazu komme ich noch.
Erst einmal ein Zwischenruf: Eben las ich auf Dr. Belas Seite folgenden Schwachsinn: „…Hund am Fahrrad ist ein Muss, weils verboten ist. Hund ohne Leine ist ein Muss, weils verboten ist. Tja ... Alles was verboten ist, ist halt ein Muss für die Mehrheit der Menschheit.“
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Ehre wem Ehre gebührt: Mir hier offensichtlich nicht. Ich könnte den Part ja nun eigentlich löschen, damit wäre dem Schreiber aber keine Gerechtigkeit getan. Denn hier bin ich der Trottel gewesen. Der Herr hat seinen Post ironisch gemeint. Meist erkenne ich das ja, weil seiner aber in einer ganzen Reihe … Ach was, alles blöde Ausreden. Entschuldige ironischer User. Aus ganzem Herzen.
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Das hier allerdings war todernst gemeint: "Allerdings als vernünftiger Konditionsaufbau für Einsatzhunde gut anzuwenden, wenn entsprechend Fachwissen vorhanden ist. Daher ein eindeutiges , Nein, für faule Hundehalter, aber gezielt eingesetzt, ja."
Ja, ja. Gezielt. Mir ist auch nach zielen zumuten. Und noch einmal. Aber sicher doch, Blödmann. Politisch korrekt wohl: Blödfrau. Was sind schon Gesetze. Kappes.
Andererseits ist es ja eigentlich auch verboten Idioten zu frikassieren. Wenn so ein Idiot allerdings mit Nachdruck und öffentlich erklärt, dass alles was verboten ist, nicht so richtig verboten ist, zumindest für eine Hunde-Experten-Mehrheit, wenn man's halt gezielt macht (das Verbotene) - na denn. Bitte.
Denn wissen Sie was? All jenen die da denken, für sie gelten die Gesetze nicht (Österreich: Kein Hund am Fahrrad. Dagegen in Deutschland nur unter ganz bestimmten, streng geregelten Vorkehrungen - am Rad Spezial-Vorrichtung, Spezial-Geschirr - und nur bei bestimmten Hunderassen sowie nachweislicher Gesundheit des Tieres.) bin ich immer noch gern behilflich.
Glauben Sie es oder nicht. Auf Dr. Belas Seite wimmelt es nur so von Hund-am-Fahrrad-Fans, die das ganz wirklich so meinen. Eine Transuse schwadronierte dem guten Doktor folgendes ins unwillige Ohr: „…Ich denke, dieses Gesetz ist irgend so eine Mittellösung von Nicht-Experten…“
Ja, ja. Was wäre die Welt ohne die allseits beliebten Sülz-Experten, die uns das Internet beschert hat. Sagen Sie selbst: Wollten Sie etwa auf derart fundiertes Wissen verzichten?
Eben.
Stellen Sie sich bloß mal vor, Sie hätten das Rest-Gequatsche dieser Hüterin des wahren Expertentums verpasst! Furchtbar. Na, na. Sie müssen jetzt nicht anfangen danach zu suchen. Ich helfe immer gern weiter.
Wo waren wir?
Ach ja. Bei der Mittelösungs-Fachkraft für total falsche Tier-Gesetze. Ich erspare Ihnen mal das ganze Gesülze und komme gleich zum wahren Kern all dieses weicheiernden Waschlappen-Geschwätzes: „…gut erzogener Hund mit entsprechender Unterordnung…“
Ja? Sie überlegen, warum ich die Sorte so nenne? Herrje. Denken Sie mal ein bisschen mit. Was für ein erbärmliches Würstchen hat es nötig, einem Tier zu BEWEISEN, dass er oder sie hier ‚mal das sagen hat‘, der ‚Alpha‘ ist – kurz, Ganove MILLANS ganze Palette abartiger Folter-Methoden mit Freude einsetzt, um endlich auch mal die Oberhand zu haben.
Und sei es über einen Hamster. Bin schon wieder raus. Ach ja.
UNTERORDUNG!
Charakter-Zwerge – die so gern ein Alpha-Tier wären. Blöd, dass es keine Sklaven mehr gibt, gell. Na, dann dient halt der Köter als Prügelersatz. Bis sich das dämliche Vieh unterordnet. Bitte was? Das ist jetzt aber viel, viel zu heftig?
Nein!
Ist es nicht. Tiere sind nicht dazu da Gehirn-Wichteln das erbärmliche selbstwert-lose Leben aufzupimpen.
Basta.
Aber nun – ja, ja, endlich – zurück zum eigentlichen Thema. Ich hasse angeleinte Hunde. Das sagte ich schon. Was ich noch nicht sagte war: Natürlich erkenne ich die Notwendigkeit an, einen Hund draußen (!) anleinen zu müssen. Mit einer Leine, die das Tier weder würgt und schon gar nicht anderweitig verletzt. Es gibt Geschirre, die dem Hund nichts antun. Außer sein Selbstgefühl ein bisschen zu verletzten. Damit muss so ein Tier leben. Wenns regnet und ich das Regen-Cape anziehe, weil ich meinen Schirm über meinen Hund halte, geht’s mir schließlich nicht anders.
Allerdings hänge ich dabei nicht an einem Fahrrad und werde gegen meinen Willen oder auch mein Können und Wollen mitgeschleift. Lassen Sie sich nichts aufschwatzen: Es gibt NICHTS, was einen Hund vor Verletzungen jeder Art schützt, der hinter einem Fahrrad her geschleift wird.
Hier mal die beliebteste Ausrede, wenn ich so einen Fahrrad-Ar… angehalten habe. Ja. Ich halte die an. Stelle mich in den Weg. Wieso denn nicht.
Klar, die ICH-BIN-DAS-GESETZ-DESPERADOS von Dr. Belas Seite würden mich ganz bestimmt über den Haufen fahren. Ich zittere jetzt schon ganz dolle. Normalerweise – also immer – ergehen sich die anderen dagegen in wahren Rechtfertigungs-Schwällen. Nach den üblichen Angriffs-Versuchen.
„Was erlauben Sie sich!“
Damit fängt’s meistens an. Nach einer kurzen Ansage, dass ich die Polizei schon angerufen habe (das ist gelogen, schleppe das Sch…-Handy selten mit mir rum) kommt nach einigen mehr oder weniger beleidigenden Nuscheleien unweigerlich dieser Satz: „ Der Hund braucht Auslauf! Dem macht das Spaß!“
Na aber sicher doch.
Und Katzen finden es lustig aus dem zehnten Stock geschmissen zu werden.
Ich sage Ihnen mal was: Das ist das Grund-Übel der heutigen Zeit. Die Verblödung der Realität.
Eine Geburt?
Ein himmlisches Erlebnis!
Ein Kind?
Die pflegeleichte Lebens-Erfüllung!
Ein Haustier?
Das pflegeleichte Super-süß!
Ein Tierarzt?
Hat alle Tiere absolut mächtig lieb!
Menschen?
Alle Menschen sind total gleich und deshalb kann auch jeder ALLES erreichen und tun, was immer es ist; sei es nun malen, schreiben, singen, mit Hilfe der Quanten-Physik eine Zeit-Maschine bauen oder das P-NP-Problem lösen. Mensch muss es nur so richtig wollen.
Quoi d'autre.
Und selbstverständlich ist jeder Mensch so schön wie ein Super-Model. Hätte ich doch glatt vergessen.
Aber zurück zu meiner Leinen-Phobie.
Ich muss gestehen, ich hatte bis vor ganz kurzem nie davon gehört, dass Hunde zur Disziplinierung (?) sogar im Haus angeleint werden (sollen).
Ich gestehe noch was. Mir ist übel geworden.
Ich verstehe die Menschen nicht, habe sie nie verstanden. Erst erzählt mir eine an sich nette Person, dass sie ihren ‚neuen‘ Hund im Wohnzimmer auf Geheiß eines Hundetrainers in einem Metall-Käfig hält. Ein Ding in der Art des Masochisten-Käfigs aus Pulp-Fiction, eher klein – aber mit einer Decke drin!
Und die abstruse Erklärung?
Der Hundetrainer gab folgendes von sich: Das Tier fühlt sich in dem äußerst engen Käfig SEHR geborgen, weil es weiß, dass es dort sicher ist.
Ich habe keine Ahnung welche Abartigkeiten diesen Menschen plagen. Ah! Falls derjenige zufällig mitlesen sollte: BITTE KEINE DETAILS!
Ein Hund aber – ein Tier überhaupt – das in einem engen Käfig steckt, erleidet Todes-Ängste. Solch ein Tier wird im Endeffekt einen in tausend Stücke gebrochenen Charakter haben. Und den immer währenden Wunsch, seinen Peiniger zu erledigen.
„Wir stellen den Käfig nachts ins Gäste-Klo und legen einen Decke darüber“, vervollständigte die Idiotin ihren Irrsinn. Weil ich mich nur mit Mühe zurückhalten konnte sie zu schlagen, fauchte ich: „Ach. Damit er morgens nicht kräht?“
Das hätte ich mir auch sparen können. Denn natürlich war auch dieser Mensch, wie der überwiegende Teil der Menschheit, völlig humorlos. Scheint, Humor muss die Ausnahme vom ‚alle Menschen sind gleich‘ sein. Was sie allerdings verstand, war meine Drohung das Foto – das ich derweil von der verbogenen, schlotternden Jammergestalt in dem S/M-Käfig gemacht hatte - auf jede Plattform zu stellen, die mir einfiele.
Sie hat den Hund abgegeben. Gut so.
Und ich habe immer noch nicht erklärt, was mich an Leinen im Haus so entsetzt. Was mich so wütend macht, mir jeden klaren Gedanken raubt. Mal abgesehen davon, dass es eine dumme Idee ist, die in der Tat erst mit Ganove Millan und seinen ergebenen Blödlingen aufgekommen ist.
Dumme, schaurige Ideen, die jedem Hund die Individualität stehlen, jeden Hund zu einem Nichts degradieren – dafür aber dem Waschlappen von Menschen das so dringend erwünschtes Gefühl von Macht gibt. Geben soll. Wenigstens über diese eine ganz und gar hilflose Kreatur. Klappt nie.
DAS und nur DAS ist der Grund für diese ganzen NEUEN QUAL-METHODEN.
So. Na bitte.
Jetzt bin ich deprimiert.
Weil ich an eine Geschichte denken muss, die mir immer – wenn ich an sie denke – wochenlang Alpträume verursacht. Ich will sie trotzdem nicht missen. Weil sie – die Geschichte – der Beginn meiner Geschichte* war. Wofür ich immer dankbar sein werde.
Also. Noch einmal. Nichts verachte ich mehr als Menschen, die Hunde im Haus anleinen. Dafür gibt es keinen Grund.
Keinen! Keinen! Keinen!
Und da ist sie nun.
Meine – nein, SEINE Geschichte dazu. Die ich so erzähle, weil mein Vater – ein sehr unsentimentaler Tierarzt, aber auch ein Humanist reinsten Wassers – eines Tages mit grimmiger Miene seine Flinte aus dem Tresor holte und nach kaum zwei Stunden mit einem völlig zerstörten Gesicht wiederkam. Ich habe dieses Gesicht, das ich nur noch ein einziges Mal an ihm sah, niemals vergessen.
Er sah mich an.
Er sah mich lächeln.
Und weil er war, was er war - blieb er stumm. Für einen Augenblick. Für diesen Augenblick. Er hätte lügen können. Er hätte sagen können: „Wie kannst du nur!“ Während ich dort stand und lächelte. Ich war sehr jung. Er hätte mich tadeln können. Er hätte mir sonst was erzählen können. Was mich am Ende zu einem ganz anderen Menschen gemacht hätte. Wer weiß das schon.
Was er schließlich sagte war: „Er hat nicht mehr gelitten.“
Er sagte nicht, dass er ihn nach draußen gebracht hatte, auf seinen Armen. Ich konnte es sehen; sein Hemd, seine Jacke, sein Kittel – alles war voller Blut. Aber eigentlich musste ich es nicht sehen. Ich wusste es schon.
Das Tier ohne Namen, das einem Hund kaum noch geähnelt hatte, war unter blauem Himmel gestorben, im Gras liegend – ohne Schmerzen. Zum ersten Mal in seinem Leben.
All jene Nachbarn, die ihn Nacht für Nacht gehört hatten, jahrelang wimmernd schreiend, hatten sich dort auf der Wiese versammelt. Ach Gott. Nein. Nicht aus Mitleid. Und wenn sie sich nur getraut hätten, wären sie hingelaufen und hätten die Ohren-lose, Pfoten-lose, verbrannte Kreatur getreten.
Sie haben es sich nicht getraut.
Weil der Herr Doktor dort kniete.
Ich weiß nicht wie viele es waren, aber es müssen fast alle gewesen sein, die wortlos davon liefen als mein Vater das ruhig verlangte. Während er die Leine, die in seinen Hals gewachsen war, so vorsichtig er konnte rausschnitt.
Das war unnötig grausam? Idioten.
Einmal, ein einziges Mal in der Hölle, die sein Leben gewesen war, sollte er frei sein. Zu sterben. Ja. Aber eben frei.
In der Folgezeit, und mit dem Bericht meines Vaters konfrontiert, überschlugen sich alle braven Dorfbewohner, um nur ja zu erklären, dass sie – ja, sie – doch eigentlich nichts falsch gemacht hatten.
Das Tier war bösartig. Ungehorsam. Und es war ja keineswegs etwas Besonderes einen Hund sein Leben lang anzuketten. Einzusperren. Hie und da mal einen Tritt zu geben. Mit Steinen zu beschmeißen. Mal ein paar Tage das Wasser wegzulassen, wenn das Vieh gar zu nervig kläffte.
Dieser Köter hatte dem jungen J. gehört. Was gab es da misszuverstehen? Der junge J. war vielleicht ein bisschen ruppig, aber die Töle hörte halt nicht. Ein schlechter Charakter. Da wird nichts draus. Sagte der junge J. Und versicherten sich alle anderen. Wenn sie Nachts die furchtbaren Schreie hörten.
Fast fünf Jahre lang.
Eines Morgens, es war wohl noch dunkel, hörten sie etwas, das sie dann doch aus ihren Betten springen ließ. Obgleich ich bis heute nicht mal annähernd ahne, wie sie die Schreie unterscheiden konnten. Möglicherweise können selbst solche Menschen das Gejaule ihresgleichen instinktiv erkennen.
Wer weiß. Möglicherweise haben ja die Eltern des jungen J. mitgeschrien.
Keine Ahnung.
Was ich aber genau weiß ist, dass die namenlose Kreatur mit einem Holzpflock im linken Auge es endlich und wider alle Hoffnung geschafft hatte die in seinem Hals verwachsene – mürbe gewordene – Leine durchzureißen.
Und auf den Stümpfen nach oben gesprungen war um dem jungen J. den Arm so gut wie rauszureißen. Der Arm war nicht zu retten.
Dieser Arm mit dem er dem Tier die Pfoten abgeschnitten hatte, die Ohren abgeschnitten hatte und jede Nacht brennende Zigaretten auf ihm ausgedrückt hatte.
Woher ich das weiß?
Sie hatten natürlich einen Krankenwagen gerufen. Na sicher hatten sie das. In dem ein sehr lieber Freund von mir das hasserfüllte Geplapper des halb weggetretenen jungen J. mitanhören musste.
Fast verblutet hatte der nichts anderes im Sinn als von noch ausgefeilteren Folter-Methoden für den Hund zu fabulieren.
Und so kannte ich die ganze Geschichte noch bevor die Eltern des jungen J. meinen Vater angerufen hatten. Nicht etwa um das Häufchen Elend von seinen Leiden zu erlösen.
Weit gefehlt.
Das hatten sie längst selbst versucht. Es gelang ihnen nur nicht!
Weil sie Angst vor der sterbenden Kreatur hatten, die sich in dem Haufen Dreck und Scheiße in jenem Keller-Raum in dem er fünf Jahre eingesperrt gewesen war verkrochen hatte.
Ja. Sie hatten Angst. All diese feisten Bauern hatten Todes-Angst vor dem fast skelettierten schwachen Abbild eines Hundes.
An diesem Tag habe ich mir eine Sache geschworen: Ich werde niemals, niemals, NIEMALS vor solchen Menschen zurückweichen.
*Ja. Und das war der Beginn meiner Geschichte.
Denn ich habe Wort gehalten. Ich bin niemals zurückgewichen. Vor niemanden.
Das tue ich bis heute nicht.
FinisNoXx
Nachtrag:
Ich dachte, dass sich die Geschichte selbst erklärt, scheint ich war mal wieder zu optimistisch. Hier also das Offensichtliche.
Nein. Der Hund wurde nicht erschossen.
Die Meldung lautete: Tollwütiger Hund hat Menschen angefallen; darum das Gewehr. Auch heute werden gefährliche Tiere, die Menschen angefallen haben (sollen) nicht mit Gesprächs-Therapie zur Aufgabe gebracht.
Natürlich war er nicht tollwütig.
So bekam er Schmerzmittel und Papa hat wohl eine Zeit lang neben ihm gesessen, bis er einschlief. Ruhig. Und ohne Menschen um ihn herum.
Ach ja.
Machen Sie sich ja nicht vor, heute wären die Menschen anders. Gar besser. Auf eine bizarre Art sind sie beinahe schlimmer. Denn heute reden sich die Menschen ein, alles was sie einem Tier zuleide tun, ist nur zu dessen Besten.