Ach herrje. Nicht schon wieder. Denken Sie jetzt. Denn: Den Satz kennen Sie alle zur Genüge. Davon gehe ich mal aus. Ist ja irgendwie ein banaler Allerweltssatz, im Gebrauch für vieles. Abgegriffen, nichtsagend, nervig halt. Und tausendfach besprochen, beschrieben. Wie uninteressant. Nicht wahr.
Aber wissen Sie auch, dass dieser Satz einer der meist gesagtesten Sätze in der DDR war? Nein. Eigentlich war es nicht nur ein Satz.
Es war ein Wunsch. Ein Versprechen. Eine Kampfansage!
Bei denen, die abhauen wollten. Bei denen, die anders waren und deshalb verfolgt wurden. Bei denen, die die DDR verachteten. Als das, was sie war: Eine brutale, mörderische Diktatur. Es war aber auch der Satz, der für ungezählt viele Menschen mit Tränen, Kummer, Entsetzen, Qualen oder dem Tod endete.
FinisNoXx
Schon allein deshalb – und weil das natürlich jeder ehemalige DDR-Bürger wissen müsste – ist diese sehr spezielle Verwendung dieses Satzes schon für sich genommen eine widerwärtige Untat gewesen.
Für mich war es das.
Zumal ich vom ersten Moment an nicht glauben konnte, die Verwendung dieses Satzes in diesem Kontext durch eine DDR-lerin sei zufällig. Und ich kenne viele, die das auch nie geglaubt haben.
Ich habe mein DDR-Leben lang mit diesem Satz gelebt, denn ich wohnte in einem Dorf nahe der Grenze, aus dem in regelmäßigen Abständen (meist sehr junge) Menschen versuchten ‚Republik-Flucht‘ zu begehen. Das war ein Schwer-Verbrechen, das mit dem sofortigen Tod bestraft wurde.
Überlebte doch mal wer, folgte ein langer, furchtbarer Kerker*-Aufenthalt. Und doch versuchten es immer wieder – ach – so viele. Und fast alle verabschiedeten sich mit diesem einen Satz, diesem System-trotzenden Satz: Wir schaffen das!
Ich weiß gar nicht mehr, wie viele Zettel, kleine Botschaften ich hatte, auf denen stand: Auf der anderen Seite! Wir schaffen das!
Einen habe ich mitgenommen.
Sie hat es nicht geschafft.
Ich habe ihn ans Meer gebracht, wie sie es sich gewünscht hat und mit ihm ist ein kleines Stück von mir davon geschwommen. Das, was seitdem diesen verlassenen Teil in mir einnimmt möchten Sie nicht kennenlernen.
Trotz allem hörte keiner auf. Sie schwammen wieder und wieder durch den Grenzfluss, wo sie wie die Enten abgeknallt wurden; liefen über die Todes-Anlage, wo sie in Stücke gesprengt manchmal stundenlang verbluteten; kletterten über die meterhohen Stacheldraht-Rollen-Zäune, in denen sie hängenblieben, ausweglos gefangen bis sie starben; robbten sich an den Todes-Schuss-Anlagen und den Todes-Schützen vorbei, die sie mit hunderten Schüssen durchsiebten; bauten sich Flug-Apparate, die meist vom Himmel geschossen wurden wie Gänse oder fielen in die Gräben mit den bedauernswerten – immer hungrigen – Hunden.
Ein paar schafften es wirklich.
Viele schafften es nicht.
Verstehen Sie jetzt ein winziges bisschen weshalb ich den Merkel'schen Gebrauch dieses Satzes für ein Verbrechen halte? Denn jeder DDR-Bürger hat in seinem Leben irgendwann mal diesen einen Satz gehört, an einer Wand gelesen, auf einem Stück Papier, einem Brief. Und jeder kannte die bange Nach-Satz-Frage: Haben sie es geschafft?
Diesen Satz, den Freunde und Angehörige nur flüstern durften, wollten sie nicht auch im Kerker landen. Die meisten hatten nicht mal eine Beerdigung für ihre ermordeten Kinder, Freunde, Geliebten, bei der sie weinen durften. Denn dort wurden sie fotografiert und später oder auch gleich mitgezerrt und befragt. Wie sie denn so zu den Landes-Verrätern standen.
Also. Noch einmal. Was für ein Mensch muss das sein, daraus einen Wahl-Slogan zu machen. Der sich allen Ernstes auf das Gegenteil des ehemals (tödlichen) Sinns bezieht. Der nun die gruseligen Folgen des gemächlichen Massen-Schlenderns über eine Grenze veralbert! Das illegale gemächliche Un-Massen-Schlendern über fremde Grenzen!
Ich kann mir eigentlich kaum vorstellen, mit welcher Freude (nein: Überraschung) Merkel die hiesigen eifrigen Beipflichter aus allen Parteien vernommen haben muss, die sich vor Ergebenheits-Eifer am Ende gar dazu verstiegen, Länder und Grenzen insgesamt für Kappes zu erklären. Samt allen nationalen und internationalen Verträgen. Und ungeachtet der Tatsache, dass die hart arbeitenden Menschen dieser nicht-existenten Länder eben deren enormen Gehälter zahlen. Oder die Reaktionen aller anderen Länder dieser Welt, die von entsetztem Unverständnis bis Hohn reichten.
Ich habe mich lange gefragt, was Merkel ist.
Ein außerirdischer Immobilien-Makler, der die Welt übernehmen will?
Ein Honecker-Abklatsch, dem die Realität völlig fremd ist und der ohne zu zögern alles und jedes für den Macht-Erhalt opfern würde?
Eine überzeugte DDR-lerin, die sich aus Rache (?) vornahm, die Bundesrepublik zu vernichten?
Irgendwas ganz anderes?
Ich weiß es nicht.
Aber ich sehe, dass ALLE Parteien praktisch am Ende sind. Seit Merkel regiert. Eine hatte sie schon ganz entsorgt. Die ist nun zwar wieder da, aber auch schon wieder in ihren Fängen. Und die anderen. Volks-Parteien? Das waren sie mal. Vor Merkel. Jetzt sind es Splitter-Parteien ohne Personal. Auch das hat Merkel entsorgt. Mit Hilfe der jeweils noch vorhandenen willigen Schleimbeutel. Die letztendlich auch entsorgt werden.
Nein.
Mir bedeutet der Tag dieser Art deutscher Einheit überhaupt nichts. Was sollte ich denn feiern? Ein beklopptes Höllen-Upload der DDR? Wohl kaum. Und ich werde schon um meiner Erinnerungen willen sicher nicht die jubelnden Servilitäts-Ergüsse der kläglichen Reste der einstigen bundesdeutschen Medien lesen, hören oder sehen. Wollen.
Aber ich will Ihnen noch ein paar – ja, nur ein paar – Tatsachen über die DDR erzählen, die Merkel bis heute keines Wortes wert fand. Die für Sie alle aber schon bald sehr viel bedeuten könnten.
Seit 3 Tagen gibt es hier, HIER (!) in meinem so teuer erkauften Zufluchts-Ort den beinahe perfekten Gesetzes-Klon sowohl der Nationalsozialisten wie auch der Sozialisten der DDR: Das Gesinnungs-Schnüffel-Gesetz!
Dieses meisterhafte Instrument um jeden (vermeintlichen) und wahren Gegner des eigenen Regimes nicht nur mundtot zu machen. Sondern zu hetzen, zu schikanieren, ihnen die (vor allem geistige) Arbeit zu verbieten und letztendlich jeden Unbequemen wegzusperren.
Aufgrund behaupteter widerrechtlicher Gedanken!
Mit einem Schnüffel-Geschwader, das so etwas auch schon in der DDR getan haben (könnte). Vermute ich mal. Und womit wurde dieses GESETZ begründet?
Mit fünf – immer und immer – wiederholten Worten: Hetzer! Nazi! Rassist! Pack! Gesindel! Mit fünf Worten, mit denen DIE EUCH verunglimpft haben. Nicht umgedreht. Bei jeder Gelegenheit.
Was für ein lachhaft ur-alter Trick: Setz ein, was du hast, bestenfalls willige Medien, Politiker, Künstler und wiederhole deinen erlogenen Mist Millionen Mal – irgendwann bleibt schon irgendwas beim dummen Volk hängen.
Und daraus wurde dann ein – nein, das erste - Gesetz zur Zerschlagung der Meinungs-Freiheit. Im Eil-Tempo durch alle Instanzen gejagt. Ohne nennenswerten Wiederstand.
Das habt ihr zugelassen.
Die habt ihr gewählt.
Das nehmt ihr nicht mal wahr.
Nun. Das Gesetz wird sich schon noch so richtig entfalten. Wer weiß. Immerhin möchte ich euch die Segnungen wenigstens einmal vor Augen halten, die sich ein Regime irgendwann rausnimmt, wenn es mit einem Gesinnungs-Schnüffel-Gesetz durchgekommen ist.
Ich will gar nicht von Prozessen reden, bei denen grölende Staatsanwälte großmäulig Beweise als verzichtbar bezeichnen. Solche gibt es ja bereits. Ganz unbemerkt und kaum interessant für irgendwen.
Aber könnt ihr euch auch kleine Käfig-Räume vorstellen? Immer kleiner als ihr selbst? In denen ihr eine Ewigkeit gefangen gehalten werdet? In Dunkelheit? Kälte? Hitze? Mit grausamen Durst? Hunger?
Könnt ihr euch vorstellen, dass ihr euch nicht waschen dürft? Nicht umziehen? In diesen kleinen Käfig-Räumen? Monatelang?
Könnt ihr euch vorstellen, dass ihr – als Kinder – für den Straftatbestand ‚gammeln‘ eingesperrt werdet? In sogenannten Jugendwerkhöfen? Den Horror-Versionen Dickens’scher Waisenhäuser mit Spezial-Behandlung?
Könnt ihr euch vorstellen auf einem Stuhl gebunden, von widerlichen Gestalten umrundet zu werden, die ab und an nach euch schlagen? Treten? Drohen? BE-Drohen! Nicht nur euch. Nein. Eure Familien. Eure Freunde.
Könnt ihr euch vorstellen, dass eure Kinder verschwinden? Und euch hämische Figuren immer und immer wieder sagen, dass ihr sie niemals – NIEMALS - wieder sehen werdet?
Nein.
Das könnt ihr nicht.
Dafür serviert ein Armleuchter namens Geissen bei RTL lustige DDR-Getränke. Und plaudert mit ehemaligen DDR-VIP’s, von denen kaum einer nicht Stasi-Zuträger war. Was beinahe logisch ist.
Denn die DDR wurde während Merkels Hier-Zeit nach und nach zu einem nostalgisch und doch irgendwie drolligen Ländchen verklärt. Inklusive putziger Filmchen, Lieder und Bücher. Ersonnen, gespielt und gesungen von willigen Künstlern. Deren Erfolgs-gieriges Gros zu jeder Zeit Diktatur-affin war.
Die überlebenden Opfer dagegen sind oft genug auch heute wieder Opfer. Weil sie unbequem sind. Überflüssig.
Weg damit.
Das schafft sie!
Auch noch.
FinisNoXx
*Kerker. DDR-Gefängnisse waren keine Hotel-Zimmer mit Fernsehen, Zeitungen, Schwimmhallen und so weiter. Es waren Kerker. Zumindest die für Regime-Gegner.
Ach. Habt ihr wirklich gedacht, meine Banana-Story wäre mein Beitrag zu Merkels ganz persönlichem Jubeltag gewesen?
Das wäre dann allerdings ein Scherz.