Heinrich, den gibt es jetzt nicht mehr, der nennt sich fortan Faust. Und weil Goethe das gerade Recht und richtig, formte dieses Mannsbild aus Margarete ein Gretchen. Das spielte sich genauso ab. Damals vor Jahren. Als ob, wenn aus meinem Ehemann, ehe ich mich versehe, ein Ehemännchen wird.
Nicht wahr! Bin erschrocken, furchtbar. Im Grunde sind es nur vier Buchstaben. Aber was die bewirken können, ich glaube daran. Dabei klingen sie nicht mal besonders attraktiv. Sprachlich gesehen, würde ich meinen, unterste Schublade, dort wo ich zu Hause alle die Dinge hineingebe, mit denen ich im jweiligen Moment grad nichts anzufangen weiß. Vieles taucht nie mehr auf, auf Nimmerwiedesehen. Goodbye.
So lächerlich ist die Angelegenheit nicht - chen. Das tut ja in den Gehörgängen weh, geschweige denn zwischen den Lippen, die wenig bekennen. Bei uns zu Hause, hieß es #Spruchausderkindheit, sprich nicht so ein Kauderwelsch, anständig haben wir dir gesagt, sollst du sprechen. Anständig? angstständig? Gleich sich irgendwie grad. Mann ist Mann wo Frau Frau ist. Männchen machen, wo Frauchen wartet. Irgendwie läuft es mir aus dem Ruder.
Ach Goethe, du warst doch ein Mann mit Wissen, ein Staatsminister. Da lese ich deine Worte und höre ein Sprache, ich kenne mich nicht mehr aus. Falle hin, wo es weh tut. Meine Gretchenfrisur hat sich nicht in Luft aufgelöst. Ein kurzer Schnitt über meinem Haupte ist es geworden.
Alles Geschehene ist geworden, ich suche nach es neu zu denken.
Heinrich, den gibt es doch noch. Ich nenne mich jetzt die Geschiedene, die Ex, die Alte, die Fastneue, die Ehemalige, die Ex-Verheiratete, die Früherfreundin, die Lebensabschnittspartnerin, die Damalige. Die Liste ist lang, die Wahl groß. Situationselastisch. Hey Leute, ich bin voll im Trend.