Bei den Diskussionen über fehlende Frauen in Führungsetagen wird immer wieder derselbe Appell an die Frauen gerichtet: Sie sollten selbstbewusster werden! Sie sollten sich ruhig auch dann auf ausgeschriebene Stellen bewerben, wenn sie die Bedingungen gar nicht erfüllen – die Männer würden das schließlich genauso machen. So antwortet zum Beispiel Ex-Personalchefin Heidi Stopper in einemInterviewauf die Frage „Einfach machen, auch wenn man manche Anforderungen tatsächlich überhaupt nicht erfüllt?“ mit einem schlichten „Definitv: Ja. Unbedingt.“
Als hätten wir nicht schon genug Typen in der Welt herumlaufen, die alles Mögliche versprechen, ganz egal, ob sie es einlösen können! Diese Angeberei und Schaumschlägerei ist aber schlecht für alle, auch für die Wirtschaft. Leute, die den Mund zu voll nehmen, sind verantwortlich dafür, dass bei Projekten kaum noch eine realistische Planung möglich ist. Nur manchmal führt das so offensichtlich ins Desaster wie beim Trauerspiel um den Berliner Flughafen, der heute, drei Jahre nach der geplanten Eröffnung, immer noch nicht in Betrieb ist.
Natürlich kann man es den einzelnen Männern nicht wirklich anlasten, wenn sie sich regelmäßig besser darstellen als sie sind, sie folgen ja nur den Spielregeln, so wie sie heutzutage im Management üblich sind. Aber wie klug ist es, nun auch noch die Frauen dazu bringen zu wollen, genauso unsinnig zu agieren? Wäre es nicht besser, die Tatsache, dass Frauen im Schnitt eine realistischere Selbst- und Situationseinschätzung vornehmen, dafür zu nutzen, die Spielregeln zu ändern?
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Neulich erzählte mir eine Freundin vom Auftritt eines Personalchefs in ihrer Firma, der bei einer Betriebsversammlung öffentlich verkündete: „Wenn Sie bei uns etwas werden wollen, dann warten Sie nicht darauf, dass wir sie ansprechen und befördern. Sie müssen schon von selbst kommen und auf sich aufmerksam machen.“
Meiner Ansicht nach müsste ein Personaler, der im Jahr 2015 noch so redet, sofort entlassen werden, wegen gravierender Inkompetenz in seinem Job. Seit Jahrzehnten diskutieren wir nun schon über Frauenquoten und mangelnde Diversität in Führungspositionen. Es ist längst bekannt, dass diese Art der Personalauswahl mittelmäßige Männer systematisch vorzieht und besser qualifizierte Frauen übersieht. Wie kann es sein, dass immer noch solche Sätze fallen können, ohne dass ihr Urheber dafür ausgelacht wird?
Aber nein, die eingefahrenen Gewohnheiten zu hinterfragen, das wäre wohl zu viel verlangt. Viel einfacher ist es ja, die Schuld auf die Frauen abzuwälzen. So funktioniert das mit der Gleichstellung schon immer: Gemeint ist immer nur die Gleichstellung der Frauen mit den Männern, nie andersrum. Selbst dann nicht, wenn das, was die Frauen machen, mit Abstand das Vernünftigere ist.
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