Hier die wichtigsten Highlights:

1. Antwort von Ewald Stadler zur politischen Gesinnung:

Katholisch und konservativ. Ich glaube an die offenbarte Lehre so wie sie die Katholische Kirche vertritt. Konservativ bedeutet für mich, dass ich das Althergebrachte und die Errungenschaften meiner Vorfahren bewahren und zeitgemäß einsetzen möchte. Ich sehe mich jedoch nicht als nationalkonservativ, weil „national“ zum Teil mit konservativen Werten in Widerspruch steht. Der österreichische Konservative ist immer einer, der übernational denkt und eher der habsburgischen Staatsidee als den Vorstellungen der Deutschnationalen verbunden ist. Ich bin der festen Überzeugung, dass das deutsche Volk eine heilsgeschichtliche Rolle spielen müsste. Diese spielt sie aber seit Martin Luther nicht mehr. Der absolute Tiefpunkt dieses erbärmlichen Versagens in der deutschen Geschichte war sicherlich das Auftreten des Herrn Hitlers.

2. Antwort von Ewald Stadler, ob er das Gefühl hat, dass bei PEGIDA das Volk spricht:

Es geht um ein Unbehagen, das im Volk sehr stark vorhanden ist. Nicht jede Bewegung vertritt die Gesamtheit eines Volkes. In einer pluralistischen Gesellschaft kann das überhaupt niemand in Anspruch nehmen. Gott sei Dank, muss ich dazu sagen. Jedoch beschäftigt sich keine andere österreichische Partei wirklich ernsthaft mit diesem Unbehagen. Die FPÖ behandelt das „Ausländerthema“ nur um sich von den anderen Parteien abzugrenzen und ihr nationales Gedankengut aufzuhübschen. Aber eine echte kulturpolitische Auseinandersetzung, wie etwa die Frage nach der Leit- und Zuwanderungskultur, findet nicht statt. Wenn Sie sich das genauer ansehen, werden Sie erkennen, dass die FPÖ auf diese Fragen keine Antworten hat. Das hat damit zu tun, dass sich die Freiheitlichen in einer antichristlichen und insbesondere antikatholischen Tradition sehen und somit das christliche Abendland gar nicht rezipieren können. Diese Auseinandersetzung „Christentum gegen Islam“ wird von der FPÖ mehr „verhatscht“ als inhaltlich-substanziell geführt. PEGIDA ist daher ein basisdemokratischer Ansatz, der dieses Unbehagen zum Ausdruck bringt, das in der Bevölkerung längst vorhanden ist.

3. Antwort von Ewald Stadler zu Parallelgesellschaften:

In erster Linie an den Äußerlichkeiten der Menschen. Das betrifft die Kleiderordnung, die Verhaltensweisen aber auch das Missverständnis zwischen einer christlich geprägten, säkularen Gesellschaft und einer islamischen Zuwanderungsbevölkerung, die sich nicht eingliedert. Und das erzeugt das nächste Unbehagen. Ich habe aber Verständnis dafür, dass islamische Zuwanderer die Auswüchse einer säkularen Gesellschaft ablehnen. Dafür habe ich als konservativer Katholik mehr als nur Verständnis. Interessant hierbei ist, dass praktizierende Katholiken oftmals die gleichen Erfahrungen wie Muslime machen, nämlich, dass sie von der säkularen Gesellschaft abgelehnt werden.

4. Was bedeutet Islamisierung für Ewald Stadler:

Für mich persönlich ist jemand, der ein Kopftuch trägt und sich in der Öffentlichkeit verhüllt zunächst ein Beispiel für den Ausdruck einer religiösen Überzeugung, die ich nicht teile. Ich habe aber großes Verständnis dafür, dass religiöse Menschen sich auch über ihr Äußeres definieren wollen. Daher habe ich ein Problem mit Verboten von Kleidungsstücken, weil die säkulare Gesellschaft als Nächstes den Ordensangehörigen ihre Kleidung verbieten möchte – und das akzeptiere ich unter gar keinen Umständen. Die Bevölkerung hingegen sieht das anders. Diese sehen in der religiösen Kleidung eine Provokation und das hat vor allem mit dem Verlust an Religiosität in der Gesellschaft zu tun. Daher bin ich gegen eine laizistische oder säkulare Gesellschaftsordnung, die vorgibt, wie Menschen sich zu kleiden haben. Gehen Sie mal mit einer Gruppe von Priestern oder Ordensangehörigen im Habit über die Kärntner Straße und Sie werden erleben, wie Sie dort angepflaumt werden. Ich habe das Gleiche umgekehrt mit einem Priester im Suk von Damaskus erlebt, der dort mit höchstem Respekt behandelt wurde. Dort haben Sie es mit einer Gesellschaft zu tun, die Menschen aufgrund ihrer Religiosität respektiert. Bei uns ist es genau umgekehrt und das halte ich für problematisch.

5. Ewald Stadler zur Bedeutung der Freimaurerei im Jahre 2015:

Sie wird übertrieben. Die Wirkmacht der Logen ist nicht mehr so groß, auch wenn man sie zugleich nicht unterschätzen sollte. Sie haben sich zum Teil in einzelne Sektoren des Staatsapparates eingenistet, wie etwa im Justizsektor und im Bankenbereich. Und das hat Konsequenzen, wenn etwa im politischen Spektrum Leute sitzen, die ihre Logenzugehörigkeit nicht offenlegen, aber trotzdem diesen Sozietäten verbunden sind. Deshalb habe ich immer gesagt, dass der Wähler nicht nur das Recht hat auf Einblick in die Vermögens- und Einkommensverhältnisse eines Politikers, sondern auch darauf zu erfahren, in welchen Sozietäten er sich bewegt.

6. Konkrete Beispiele zur Bedeutung der Freimaurerei laut Ewald Stadler:

Ich hatte einen Mitarbeiter gegen den vor einigen Jahren ein Strafverfahren eingeleitet wurde. Es hat sich dann ein Freimaurer seiner angenommen, der mir angeboten hat, Informationen aus der Loge im Austausch für eine parlamentarische Anfrage zu geben. Diese Anfragen wurden dann an den damaligen Innenminister Caspar Einem, der selber Freimaurer war bzw. ist, eingebracht. Ich habe unter der Bedingung, dass ich über das Verfahren informiert werde und mich auf ihn berufen kann, eingewilligt. Das hat ihm offensichtlich sehr gefallen. Er konnte mir minutiös sagen, wann und wo der Strafakt ist und wann das Verfahren eingestellt wird. Als außenstehender Politpensionär, Hochgradfreimaurer vom Königlichen Bogen und vom Alten Angenommenen Schottischen Ritus war der Mann über jedes Detail informiert. Ein zweites Beispiel wäre ein Verfahren wegen Veruntreuung von Geldern in der Loge, das ich als Volksanwalt prüfte, welches merkwürdigerweise durch Intervention im Justizministerium eingestellt wurde. Ich habe dann die Hauptverhandlung durch das Prüfverfahren erzwungen und da sind dann die grauslichsten Details herausgekommen. Und es gibt noch so viele Beispiele. Den letzten bekannten Versuch, seine Logenzugehörigkeit für sich zu nutzen, wagte Herr Hochegger mit seiner Aussage im U-Ausschuss. Die Loge musste dann sogar fürchten, dass bei ihnen im Tempel in der Rauhensteingasse eine Hausdurchsuchung stattfindet. Die schien dann aber offensichtlich nicht mehr notwendig zu sein, denn sie fand nie statt.

7. Bei wem würde Ewald Stadler gerne einmal nachhaken:

Oh ja, da habe ich eine ganze Liste von Leuten. Ich würde liebend gern beim Herrn Elsner nachhaken, was sich da wirklich beim Atomic-Konkurs abgespielt hat. Oder etwa bei der Hypo-Alpe-Adria und was sich in den Stunden abgespielt hat, als der damalige Vizekanzler Josef Pröll und sein Staatsekretär Andreas Schieder unnötigerweise eine Bank übernommen haben, ohne zu prüfen, was da überhaupt drinnen ist. Gerne würde ich auch nachprüfen, ob Franz Fuchs wirklich ein Einzeltäter war und ob die Geschichte der Frau Kampusch sich wirklich so zugetragen hat. Es gibt eine ganze Reihe an Dingen, die ich sehr gerne nachprüfen würde (lacht).

Ungekürztes Originalinterview von NACHGEHAKT

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