Blog-Bild:"Fish-Bone"
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Das Gerücht verbreitete sich, dass mein Sohn am 1. April geboren wurde.
Jedoch ist er ein kluger Junge und hat sich noch ein paar Stunden in Mamas Bauch gegönnt. Um genau zu sein, etwa 4 Stunden nach Mitternacht hat er sich heftig gemeldet. Es zwickte und drückte seltsam. Zuerst dachte ich, es ist lediglich der Drang auf die Toilette zu gehen. Aber irgendwie war es doch anders. Was wusste ich schon vom Kinderkriegen. War ja mein Erstes. Egal, was man mir in der Vorbereitung gesagt hatte, ich dachte nicht, dass es sich so anfühlt. Da aber der geplante Geburtstermin sich schon um ein mehrfaches verschoben hatte, wollte ich kein Risiko eingehen. Ich weckte also meinen damaligen Gemahl. Dieser war nicht gerade erfreut, zu so früher Morgenstunde aufzustehen. Im Entengang watschelte ich zum Auto. Überlegte kurz, wie ich damit meiner enormen Bauch-Kugel einsteigen sollte. Mein Exmann saß schon ungeduldig vor dem Volant und startete den Wagen. Ich turnte nach wie vor ungeschickt herum, um endlich in den Sitz zu fallen. Anschnallen. Wie soll man sich hochschwanger mit einem Gurt befestigen, ohne sich dabei unwohl zu fühlen? Oder gar eine Gefahr für das Kind im Bauch verursachen? Unruhig rutschte ich auf dem Beifahrersitz hin und her. Jetzt tat es doch etwas mehr weh. Es waren ziehende Schmerzen, aber zum aushalten. Draußen war es dämmrig. Die Straßen leer. Somit kamen wir gut voran. Das Spital war relativ weit von zu Hause entfernt. Desto näher wir waren, umso mehr war ich mir sicher, dass es nun tatsächlich losgeht. Ich werde ein Kind auf die Welt bringen.
Hektisch, wie immer, suchte mein Exmann einen Parkplatz. Ich war relativ entspannt und bat ihn, mich einfach aussteigen zu lassen. Ich schaffe das schon alleine. Sind ja nur ein paar Schritte. Mittlerweile wurde es heller und die Sonne ging schön langsam auf. Die Schwester bei der Aufnahme brachte mich sofort in die Geburtenstation. Plötzlich wurden alle hektisch um mich. Mir geht es gut. Ich kriege lediglich ein Kind, dachte ich mir. Natürlich war ich sicherlich nicht mehr in der Lage einen Marathon zu laufen, aber gehen konnte ich noch.
Das sollte aber nicht so bleiben. Eine weitere Krankenschwester bugsierte mich in einen Rollwagen und fuhr mich rasant in ein kleines Zimmer. Mit verschiedenen Messgeräten tappten sie meinen Bauch ab. Keine Zeit mehr, meinte eine Schwester. Ab in den Kreissaal. Rauf auf ein Bett. Mittlerweile war es taghell. Die Sonne blendete mich und ich fragte mich nach wie vor, warum es rundum so hysterisch zuging.
„Wollen sie etwas gegen die Schmerzen?“ fragte mich ein hin zugekommener Arzt. Ich schüttelte den Kopf. Nach einem kurzen Blick auf den Muttermund und den Geräten , die neben mir standen, verschwand er wieder. Zwei Hebammen nahmen sich meiner an. Und dem was da gerade passierte.
Pressen, nicht pressen, atmen, nicht atmen. Was jetzt? Wie soll das gehen, nicht atmen? Außerdem war ich schon halb blind, weil mir die Sonne direkt ins Gesicht schien. Ich wollte das kurz erwähnen, aber die beiden Damen gaben weiter gnadenlos ihre Befehle an mich ab. Neben mir war wohl auch eine Geburt im Gange. Die Frau schrie, als müsste sie gleich sterben. Ich weiß es nicht mehr, ob ich laut oder leise war. Ich weiß auch nicht mehr, ob es tatsächlich so schmerzfrei war. Aber eines weiß ich, es ging verdammt schnell.
Um 8:25 Uhr war er da. Der kleine schrumpelige Mann. 2,85 kg, 49 cm. Alles dran und wunderbare frische Augen. Augen, wie sie ein Mensch nie wieder hat. So klar, so rein und so ehrlich. Die langen dunklen Haare wucherten wild auf dem kleinen Kopf. Ganz kurz legten sie mir den knallroten kleinen Mann auf die Brust. Er sah so lustig aus.
Dann wurde ich offensichtlich kurz ohnmächtig. Mir fehlt einfach die Zeit zwischen dem Moment, als ich meinem Sohn das erste Mal in die Augen sah und dann anschließend m Krankenzimmer aufwachte. Acht Tage musste ich im Spital bleiben. Mir ging es ganz gut, abgesehen davon dass das Essen furchtbar war und ich mit 7 weiteren Frauen im Zimmer lag. Doch mein Sohn wurde zur Sicherheit etwas länger ärztlich beobachtet, untersucht und versorgt, da er doch ein wenig klein und zierlich war.
Aber wie heißt es so schön, die Zachen kommen durch. Er war und ist immer noch sehr schlank. Mehrfach wollte ihn die Kinderärztin zum Aufpäppeln auf Reisen schicken, aber dann hat er wieder ein wenig an Gewicht zu gelegt.
Die ersten zehn Jahre seines Lebens waren geprägt von unzähligen Besuchen im Krankenhaus. Es verging kein Monat, wo er sich nicht irgendwie verletzt hätte. Etliche Löcher im Kopf, Platzwunden, Brüche und andere Blessuren. In der Volksschule meist hervor gerufen durch zahlreiche Rangeleien mit seinen Klassenkameraden. Ein ziemlich turbulentes Kind. Doch im Laufe der Zeit hatte ich mir eine gewisse Gelassenheit dem Gegenüber zugelegt. Hätte nicht viel Sinn gemacht, bei jedem Unfall völlig hysterisch zu werden. Die Krankenakte aus dieser Zeit ist jedoch sehr beachtlich.
Wie schnell die Zeit vergeht, wenn man ein Kind hat, sieht man oft, wenn es für eine Weile weg ist. Welche einem als Mutter, wie eine halbe Ewigkeit vorkommt. Im Alter von zehn oder elf Jahren fuhr er in den Ferien für 3 Wochen mit einem Jugendklub weg. Mitgenommen hat er Mickey Mouse Hefte und eine schicke Kurzhaarfrisur. Zurück kam er mit Bravo im Gepäck und lila gefärbten Haaren mit bunten Extentions eingeflochten.
Die Gymnasiumzeit war eine völlig problemlose, weil er dort sehr gerne hinging. Kein Wunder, war es doch das Schulschiff. Die Noten waren zwar nicht immer die Besten, aber ich sah das nie so eng. Hauptsache er schaffte die jeweiligen Schuljahre.
Die bisher allerschlimmste Zeit, war in die er wirklich schwer krank wurde. Es begann nach der Scheidung. Permanente massive Bauchschmerzen und anhaltende Übelkeit. Dutzende Untersuchungen mit schmerzhaften Koloskopien und anderen grausamen Maßnahmen. Krankenhausaufenthalte, die nie enden wollten. Und er nicht mehr leben wollte. Was sagt man zu seinem Kind, wenn es dich mit schwachen Augen ansieht und das zu Dir sagt? Langanhaltende Lebensgefahr. Gegen die Krankheit gab es keine Therapie, keine medizinischen Gegenmaßnahmen, keine Medikamente. Wir konnten lediglich abwarten, dass es besser wurde.
Aber auch das haben wir durchgestanden. Schweren Herzens musste er zwar das Schulschiff verlassen, weil er zu viel Unterrichtszeit versäumt hatte. 14 Nachprüfungen waren einfach zu viel, auch wenn er 11 davon bestanden hatte. Dennoch hat er sein Vorhaben, seinen Maturaabschluss zu erlangen, geschafft.
Rückblickend betrachtet, hat er hinsichtlich seiner Ausbildung alle seine Ziele erreicht. Die Teenager – Zeit war oft geprägt von viel Weggehen, Fortfahren aber ohne besondere Vorkommnisse. Wir haben einen guten Draht zueinander. Wir sind uns in vielen Dingen sehr ähnlich. Wir reden viel miteinander und manchmal verstehen wir uns aber auch ohne viele Worte.
Ja in ein paar Stunden liege ich in den Wehen. 30 Jahre! Eines ist klar, das Wetter damals, war bei weitem besser.
30 Jahre im gemeinsamen Haushalt. Wir sind heute so eine Art WG. Warum er nicht schon längst ausgezogen ist? Hat rein wirtschaftliche Gründe. Ohne seine Unterstützung könnte ich mir das Wohnen hier nicht leisten.
Das macht mich schon von Zeit zu Zeit sehr wütend und traurig. Als Mutter sein eigenes Kind um Geld bitten, kostet sehr viel Überwindung. Ursprünglich wollte ich ein wenig zu seiner Zukunft etwas beitragen. Manchmal schäme ich mich sogar dafür.
Doch es ist nun mal so wie es ist. Er ist ein erwachsener Mann. Er wird das Richtige tun. Da bin ich mir sicher. Aber ganz sicherlich ist er mein Lieblingskind. Er ist mein einziges Kind. Er ist ein einzigartiger Mensch. Und ich bin bis an mein Lebensende seine Mama und sehr stolz auf ihn
Auch wenn er gestern, ein wenig über den Durst getrunken hat (pscht…nix verraten ;). Aber einmal in 30 Jahren darf man das machen. Wir haben heute schon gemeinsam darüber gelacht.
Mein bester Sohn und ich.
(heute werde ich m0m genannt und bei etwas ernsteren Gesprächen mit erhobener Stimmer als MUTTER!!!tituliert)
Vielen Dank fürs Lesen!