Abgehauen - Der Sonne entgegen! - Tag 4 Zypern

Blog-Bild: Bluesanne + die Felsen der Schaumgeborenen

Ein sehr langer Tag, vollgepackt mit enorm vielen Eindrücken geht zu Ende.

Tagwache, bereits um 6:30 Uhr. Ein schnelles Frühstück eingenommen, dann sofort in den Bus, der schon vor dem Hotel wartet. Pünktlich geht es los zu einer Inselrundfahrt.

Eigentlich erkundige ich lieber auf eigene Faust und unabhängig einen Urlaubsort. Ein Leihwagen wäre eine Option gewesen, jedoch der Linksverkehr eine kleine Herausforderung, die ich mir nicht wirklich zutraue. Mein Sohn darf hier auf der Insel noch kein Auto lenken, da er seinen Führerschein noch nicht lange genug besitzt. Die Fahrzeuge hier haben unterschiedliche Kennzeichen. Gelbe – sind schon ältere Autos, Weiße – EU-konforme auf neueren Modellen und Rote – das sind die Leihfahrzeuge. Die Straßen sind oft sehr kurvig und eng. Die Hupen werden, wie in vielen südlichen Ländern häufig verwendet. Vorwiegend um sich aus Sicherheitsgründen bemerkbar zu machen. Aber um all das brauche ich mich ja heute nicht wirklich kümmern.

Wir haben ja einen fantastischen Busfahrer. Ein freundlicher gutgelaunter dunkelhaariger Mann aus Zypern. Irgendwie erinnert er mich an Adriano Celentano in der Rolle des Barnaba aus dem Film „Gib dem Affen Zucker.“ Die Reiseleiterin, eine kleine energische Dame mit schwarzen Haaren, die sie zu einem Zopf geflochten hat. Mit stark zypriotischem Zungenschlag gibt sie uns Mitreisenden in deutscher Sprache eine Unzahl an Informationen weiter. Bevor es so wirklich losgeht, sammelt der große Reisebus dutzende Urlauber vor unterschiedlichen Hotels auf. Solange bis alle Sitzplätze voll sind. Ein erster kurzer Foto-Stopp am Straßenrand. Der legendäre Aphrodite Felsen bei Petra tou Romiau.

Das Wetter ist ideal, nicht so warm wie gestern, aber dennoch angenehme Temperaturen um sommerlich gekleidet im klimatisierten Bus zu sitzen. Wir fahren entlang der Südküste. Immer das Meer in Sichtweite. Über Limassol geht es zum nächsten kurzen Halt nach Larnaka. Eine byzantinische Kirche gibt es zu besichtigen samt Fotoshooting.

Wieso stehen bei derartigen Fahrten, derart viele Kirchen zur Besichtigung herum? Aber es gibt nicht wirklich was zu meckern. Während der Fahrt erfahren wir auch viel über Land und Leute. Besonders betroffen macht mich dieGeschichte über die Hintergründe der geteiltenInsel. Der von den Türken besetzte nördliche Teil der Insel wird durch eine Demarkationslinie (Green Line) getrennt. Auf dem Weg Richtung Nicosia, fahren wir auch an diesen Trennungsstreifen entlang. Lefkosia, wie die Zyprioten ihre Hauptstadt nennen ist unser nächster Halt. Eine Stunde Zeit um ein wenig Bummeln zu gehen.

An der Ledrastraße (eine minimierte MaHü) werden wir abgeladen. Viele gemütliche Straßenkaffees, jede Menge Einkaufsmöglichkeiten auch für die schmale Geldbörse. In einem Kaufhaus kann man aber noch mehr als nur shoppen. Man fährt mit dem Lift bis in den 6. Stock, durchquert das Selbstbedienungsrestaurant, vorbei an der Kassa durch eine schmale Tür. Wir landen erneut vor einem Aufzug. Dieser bringt uns weiter Hoch in den 11. Stock. Dort oben befindet sich ein Minimuseum (Eintritt € 2,--) von dem man einen Überblick über die gesamte Hauptstadt hat. Also auch in den nördlichen, türkischen Teil. Wir entdecken ein Stockwerk tiefer ein Fenster welches sich öffnen lässt. So können wir auch von hier einen Blick in den Norden wagen. Kurios.

Es gibt als Tourist (tagsüber) die Möglichkeit, durch Vorzeigen des Reisepasses auf die andere Seite zu gelangen. Grenzkontrolle mitten in einer belebten Einkaufsstraße.

Mein Sohn und ich genehmigen uns ein kühles Getränk in einen der gemütlichen Lokalitäten. Lange diskutieren wir über diese verzwickte politische Lage in Zypern. Bis dato wird nach einer sinnvollen Lösung gesucht. Einige der, nach wie vor stationierten UN-Soldaten sehen wir durch die Straßen gehen. Beklemmend.

Die Zeit rast, unsere Reiseleiterin wartet schon ungeduldig am vereinbarten Treffpunkt. Weiter geht ins Trodosgebirge. Im Gegensatz zu der bisherigen von der sommerlichen Sonne verbrannten gräulichen Natur, erwartet uns hier frisches Grün. Man gewinnt beinahe den Eindruck, als befindet man sich im Wienerwald, wären da nicht die etwas anderen Bäume. Exoten wie Mammutbaum, Johannisbrotbaum, kalabrische Kiefer und Zypressen ragen hier in die Höhe. Hier in dieser hügeligen Idylle nehmen wir unser Mittagessen ein.

Die Lokalität ähnelt auch ein wenig einem typischen Heurigen, jedoch mit anderen Speisen. In einem wunderbar gepflegten Gastgarten bekommen wir eine Meze (Auf Zypern versteht man unter Meze eine typische Landesspeise, die einen Querschnitt über die kulinarischen Spezialitäten Zyperns verschafft) gekonnt vom Gastwirt serviert. Abschluss der Schlemmerei, Zivania (Tresterschnaps). Gestärkt noch eine Besichtigung einer historischen Kirche.

Letzter Stopp in Omodos. Ein entzückendes Dorf auf 600 m, bekannt für den Weinanbau.

Punkt 17 Uhr treten wir den Rückweg an, es ist mit einem Schlag stockdunkel. Die Mitreisenden werden Stück für Stück bei ihren Hotels wieder ausgeladen. Mein Sohn und ich steigen um 18:38 vor unserer Herberge aus. Bedanken uns bei Fahrer und Reiseleiterin für den wunderbaren Tag. Wir nehmen noch ein stark reduziertes Abendessen im Hotel ein.

Nach so viel Nahrungsaufnahme und Bussitzen bedarf es noch ein wenig Bewegung. Ich spaziere noch ein wenig zum Strand hinunter. Zypern ist vielfältig.

Ich denke, es gibt auch in den nächsten Tagen noch einiges zu entdecken.

©Bluesanne bedankt sich fürs Lesen!

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