Blog-Bild: "Whirl"
Diese unhöfliche Aufforderung hören wir nicht allzu gerne. Doch wenn ich es ganz genau nehme, handelt es sich dabei um einen positiven Auftrag. Ich werde einfach dazu aufgefordert, den Gang zum Leibstuhl an zutreten.
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Sobald wir auf zwei Beinen stehen können, werden wir von unseren Erziehungsberechtigten motiviert: „Komm brav aufs Topferl setzen und schön Kacka machen!“ Die Windel muss weg. Als Kleinkind ist das manchmal ein lustiges Spiel. Die Erwachsenen freuen sich riesig, wenn sich nach der Sitzung ein winziges braunes Hauferl im bunten Plastikgeschirr befindet. Ein kleines Geschenk mit großer Wirkung. In der nächsten Phase werden wir auf seltsame Gerüste platziert. Diese Teile verhindern, dass wir in die große Keramikschüssel fallen. Abgesehen davon, sind die Stufen oder Leitern eine spannende Herausforderung zum „Kacka machen“. Auch hier ist uns die Aufmerksamkeit der Erwachsenen gewiss, weil sie geduldig warten, bis wir ihnen den Popo zum abwischen entgegen strecken.
Spätestens, wenn wir dann in die Schule kommen, wird es zu einer ziemlich einsamen Sache. Der Toilettengang. Hinter verschlossenen Türen sitzen wir auf dem Klo und warten bis unsere Darmwände ausreichend stimuliert sind um uns zu erleichtern.
In der Antike gab es Gemeinschaftslatrinen, wo so manches Geschäft zustande gekommen ist. In China oder Skandinavien findet man heute noch Toiletten ohne Trennwände. Das Gemeinschafts- und Schamgefühl ist kulturell wohl anders ausgeprägt.
Das Klo ist in unserem Wohnbereich meist der kleinste Raum. Dennoch gestalten wir ihn oft besonders liebevoll und aufwendig. Das Angebot an WC-Brillen ist enorm, wenn ich durch die langen Hallen von Baumärkten wandere. Die Vielfalt ist gigantisch. Abgesehen von Farbe, Material und Preis kann ich zwischen Klodeckel mit Absenkautomatik und antibakteriellen Varianten wählen. Dabei muss ich aber zuvor wissen, ob ich eine Tiefspüler oder Flachspüler Toilette besitze. Unendlich ist die Phantasie, was die Motive der WC-Deckel betrifft. Vom Stacheldrahtdesign über Pflanzen die auf den WC-Sitzen wachsen, Muscheln, Wassertropfen, Früchte, Kühe, Katzen, Hunde, Mäuse, Fische, Steine, Käse, Geldscheine bis hin zu Totenköpfen. Egal welches Muster, besser als die Kuschelteppiche, die so mancher über seinen Deckel spannt. Frage mich , wofür? Aber wahrscheinlich werde ich mir meinen WC-Sitz Toilettendeckel ganz persönlich gestalten.
00, das Schild zur Erleichterung. Männlein und Weiblein getrennt. Der Gestaltung dieses Raumes sind keine Grenzen gesetzt. Viele Künstler behängen die Wände mit ihren goldenen Schallplatten, stellen ihren Oscar oder andere Preise dort ab. Hier können die Errungenschaften von allen Besuchern bewundert werden, weil jeder einmal dahin muss.
Wenn ich da an den karge und eisige Klo am Gang bei meiner Tante denke, kommt mir heute noch das Grauen. Sofern ich nachts raus musste, war es meist stockdunkel. Das Ganglicht schaltete sich regelmäßig nach einiger Zeit aus. Von der Wohnungstür bis zu der knorrigen alten Holztür, musste ich vorbei an den Stufen, die schneckenförmig nach oben und unten verliefen. Ich konnte also nie sehen, ob da jemand kam oder nicht. Keineswegs konnte ich ohne Schlapfen und Jacke raus. Ebenfalls nicht zu vergessen, der überdimensional große Kloschlüssel. Die Toilette war für drei Parteien im Stockwerk vorgesehen. Bevor ich raus lief, schaute ich immer durch den Spion, ob Licht durch den Türschlitz des Gangklos schien. Oft habe ich aber lieber den alten Nachtscherm benutzt, weil ich viel zu viel Angst hatte da raus zu gehen.
Wenn ich mir vorstelle, wie das im Mittelalter mit den Donnerbalken so war, ist das Klo am Gang die angenehmere Variante sich von seinen Ausscheidungen zu trennen. Bis zum ersten Wasserklosett dauerte es noch bis 1775.
Und dann gibt es diese stillen Örtchen, wo man gar nicht mehr rausgehen möchte. Richtig kuschelig warm, angenehme Beleuchtung und entspannende Musik verschönern die Sitzung. So manche Toilette in Hotels habe ich benützt, die so komfortabel und gemütlich waren, dass ich gerne länger als notwendig sitzen geblieben bin. Viele Menschen lesen Zeitung oder gar ein Buch auf dem WC. Ich habe festgestellt, dass dies vorwiegend Männer tun. Frauen telefonieren oft, das kann und will ich nicht. Ich finde es störend und unhöflich gegenüber dem Anrufer. Da bastle ich lieber lustige Figuren mit dem Klopapier.
Die Damentoiletten-Anlagen beim Oktoberfest werden mit Kupfernetzen überspannt. Das stört den Handy-Empfang und sorgt für kürzere Wartezeiten vor den Klos.
Toiletten in Restaurants und Gaststätten sind ebenfalls sehr spannend und interessant. Ich erinnere mich an eine kunstvolle Gestaltung der Fliesen mit Konterfeis von berühmten Personen. Oder an attraktive Männer auf bunten Kalenderblättern. Wände vollgekritzelt mit weisen Klosprüchen, was wäre die Welt ohne sie? Dann gibt es noch die Räumlichkeiten zum Erleichtern, wo ich verzweifelt den Spülknopf suche, und sich dann plötzlich wie von Geisterhand das Wasser selbstständig seinen Weg in die Edelstahlmuschel bahnt. Bei meiner Allerliebsten suche ich den Knopf auch immer vergebens, weil sie hat noch diese Kette mit dem Holzgriff woran man ziehen muss.
Wir essen und trinken, die Nahrung wandert in den Magen. Der menschliche Körper ist so schlau und filtert sich die verwertbaren Elemente. Auf dem 5 Meter langen Weg durch den Darm sondert er den Rest ab und das Endprodukt der Verdauung landet eben meist in der Toilette.
Egal wann, wo, wie oft oder wie lange wir auf dem Klo verbringen; wir spülen im Laufe unseres Lebens mehr als 5 Tonnen Kot, wobei die Tagesportion 192 Gramm wiegt, den Abfluss runter. Umso ballaststoffreicher wir uns ernähren, desto gewichtiger wird der Stuhl. Für dieses beachtliche Ergebnis verbringen wir 3 Jahre unseres Lebens auf der Toilette.
Scheißen stammt von indogermanischen Wort skei und bedeutet so viel wie spalten, trennen, absondern. Bei Hunden und Katzen spricht man auch von sich versäubern oder von sich lösen.
Spätestens seitdem mein Sohn als Kind eine schwere Darmerkrankung hatte, weiß ich wie wichtig eine gesunde Verdauung ist.
Solange wir noch dorthin gehen können, wo selbst der Kaiser zu Fuß hingeht und es geht, ist es gut.
Also wenn Euch das nächste Mal jemand scheißen schickt, betrachtet es als Erleichterung.
Was drückt muss raus!
Hier noch eine interessante Liste: Bristol-Stuhlformen-Skala
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