Blog-Bild:"Tausendfüßler"
Als herausragende Frauvon der fuf-Redaktion betitelt zu werden, schmeichelt schon sehr dem eigenen Ego. Es ehrt und beschämt mich gleichermaßen. So gelesen und gepostet auf der FB-Seite von fufund ebenso in meiner Chronik ebenda am 2.6.2015.
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Was ist herausragend? Bedeutung laut Duden: [weit] über dem Durchschnitt liegend, sich von der Masse abhebend und deshalb ungewöhnlich, besonders, auffallend.
Hätte mir jemand vor etwa 18 Jahren ein derartiges Adjektiv verpasst, so hätte ich wohl ungläubig den Kopf geschüttelt. Und wahrscheinlich hätte ich nicht einmal nachgefragt, wie er zu dieser Aussage kommt. Heute kann ich solche und ähnliche positive Rückmeldungen ganz gut nehmen.
Wobei es nach wie vor in mir ein wenig Verwunderung hervorruft. Und ich, neugierig wie ich bin, es zu hinterfragen beginne. Wie kommt es zu dieser Sichtweise auf meine Person? Nun gut, oder auch nicht, ich habe einiges erlebt, was nicht besonders erfreulich war in meinem Leben. Es war sogar im Nachhinein, auch von meiner Warte aus betrachtet ziemlich heftig. Schmerzhaft und teilweise unerträgliche Erlebnisse, die ich bis dato nicht verarbeiten konnte. Zu tief sind die Verletzungen der ersten 34 Jahre meines Lebens gewesen. Seitdem diese Geister aus vergangenen Tagen in mein Bewusstsein geraten sind, bin ich damit beschäftigt, diese zu vertreiben. Sie zu verjagen oder zu eliminieren. Oft frage ich mich, ob mir das je gelingen wird. Ich weiß es nicht. Und allzu oft frage ich mich, wieviel Energie soll ich noch in die alten grausamen Zeiten stecken? Wenn ich Glück habe, lebe ich vielleicht noch dreißig oder vielleicht auch vierzig Jahre. Soll ich jetzt, das letzte Drittel meines Lebens damit verbringen, weiter in den alten Suppen herum zu rühren? In den Wunden herum stochern, weitere Verletzungen aufreißen? Ich weiß es nicht. Obendrein, waren aber auch die darauf folgenden Jahre nicht gerade am Stück ein vom sprichwörtlichen Glück. Somit gesellen sich oben auf noch weitere Dramen und Schicksalsschläge.
Vergangenes in der Vergangenheit lassen. Es sagt sich so leicht. Die Vergangenheit holt mich fast täglich ein. Sie bestimmt meinen Alltag. Wie sie das tut? Unbewusst und unterschwellig schleichen sich schmerzende Gefühle in verschiedenste Situationen meines Tuns. Subtil krabbeln Emotionen hoch, ohne dass ich sie zu- oder einordnen kann. Wie aus dem Nichts, treiben sie mir täglich Tränen in die Augen. Tränen die keinen Namen haben. Anonyme Tropfen, die mich heimtückisch überfallen. Wie hinterhältige auf der Lauer liegende Räuber, die mir meine Energie stehlen. Manchmal gelingt es mir, sie zu überlisten. Ich biete ihnen keine Angriffsfläche. Das gelingt mir jedoch nur dann, wenn ich meinen inneren Feuer nachkommen kann. Diese Flammen die brennen, sind meine Kreativität und die besonders starke Affinität zur Musik. Wenn ich male, schreibe, zeichne, etwas kreiere, Musik höre oder mich damit auseinander setze, dann haben die Raubritter aus der Vergangenheit keine Chance.
Doch das alltägliche Leben besteht nun mal nicht nur aus Kunst und Musik. Ich sollte auch den restlichen banalen Dingen gewachsen sein, denke ich. Bei vielen dieser Aufgaben habe ich schon das sprichwörtliche Handtuch geworfen. Ich musste mir eingestehen, das schaffe ich nicht mehr. Es ist mir einfach zu viel. Mittlerweile sind mir einige davon sogar schon relativ unwichtig geworden. Dieewigen Baustellen,welche ich rein aus finanziellen Gründen einfach nicht zu Ende bringen kann, z.B. Was jedoch keineswegs bedeutet, dass ich das nicht ändern möchte. Im Gegenteil. Wie wunderbar ist doch ein funktionierendes Bad, wo man ohne Bedenken duschen kann.
Besonders schwierig gestaltet sich jedoch das Vorankommen für mich, mir eine Art menschliches Auffangnetz zu schaffen. Menschen, die einen Mensch, wie mich so nehmen und akzeptieren wie ich bin. Einerseits ist die Kontaktaufnahme zu Menschen durch die unterschiedlichsten zusätzlichen Möglichkeiten enorm gewachsen. Doch für mich ist diese virtuelle Welt nicht das wahre Leben. Sie bietet mir zwar viele Chancen, doch sie ersetzt in keiner Weise das, was ich persönlich unter Gespräch und Kommunikation verstehe. Jetzt könnte ich es einfach so hinnehmen und sagen: „OK, so ist das heutzutage nun mal.“ Vielleicht kann das der Großteil der Menschen, vor allem die, die es nicht anders kennen.
Doch ich komme damit nicht wirklich klar. Es gibt Tage, da überfordert mich bereits eine E-Mail .Ich lese diese, registriere den Inhalt und das war es dann, fürs Erste. Doch dann sollte ich natürlich darauf antworten. Ich sitze vor dem Bildschirm und starre ratlos die Zeilen an. Meine Finger bleiben regungslos. Mein Hirn ist leer. Keine Ahnung, was ich zurück schreiben soll. Oft lege ich die elektronische Post einige Zeit in eine Art Fach und hoffe darauf, dass mir spontan dazu etwas einfällt. Klingt seltsam, oder? Warum und weswegen das so ist, weiß ich nicht. Aber dass es eben so ist, macht das Kennenlernen von neuen Menschen nicht einfacher. Viel zu ungeduldig sitzen diese schon am anderen Ende und erwarten innerhalb von kürzester Zeit ein Lebenszeichen von mir. Und wahrscheinlich interessiert es wohl den Großteil auch gar nicht, warum ich nicht in der Sekunde sofort reagiere. Aber vielleicht bringt es auch was Positives mit sich.
Mag sein, dass ich mich in dieser Hinsicht als außergewöhnlich oder eben anders bezeichnen würde. Weil ich mir sehr viele Gedanken über sehr viele Dinge mache. Vorwiegend Überlegungen, wie ich mit Menschen umgehe. Wie ich mit ihnen rede oder schreibe. Dazu benötige ich eben meine Zeit dafür.Zeit, die viele Menschen nicht mehr investieren wollen oder können. Das ist mein Luxus, der Reichtum den ich zu bieten und zu teilen habe. Die Prämisse mir treu zu sein, ist mir ebenso wichtig. Andere und mich selbst zu belügen, empfinde ich als äußerst belastend. Mein schlimmster Kritiker, bin ich selber.
Deshalb empfinde ich es als Selbstverständlichkeit in den Beiträgen hier mein wahres Leben nicht anders darzustellen, als es eben ist oder war. Ohne jegliche Beschönigungen. Pures wahres Leben. Mein Leben. Möglichweise ist dieses Leben nicht so einzigartig, doch ich vermute, dass es scheinbar nicht üblich ist, darüber zu reden oder zu schreiben. Geschwiegen habe ich viel zu lange. Es ist wahrlich keine leichtverdauliche Kost, für den Leser nicht aber auch für mich nicht. Aber es hilft mir und vielleicht auch so manchen anderen Leser.
Als herausragend kann ich das noch Überleben, der Geschehnisse betrachten. Als ungewöhnlich vielleicht den Umgang mit der Vergangenheit. Aber das, was geschehen ist, ist nicht mein Verdienst. Nur das, was ich weiter daraus mache. Ich hoffe, es gelingt mir weiterhin in dieser völlig überfluteten Welt zu überleben und nicht abzusaufen. Aber vor allem wünsche ich mir, mein Leben persönlich individuell gestalten zu dürfen. Meine Visionen von einer gewissen Unabhängigkeit, wahr werden zu lassen. Möglicherweise gemeinsam mit ein paar Menschen, die ebensolche Träume haben. Ein Dasein in dem Kriege, Hass, Neid, Gier, Geiz, Feigheit, Missgunst und Macht keinen Platz haben und finden. Kein einfacher Weg, aber das war mein Leben ohnehin nie.
Vielen Dank an f+f für den Platz, den ihr vielen Menschen und auch mir hier bietet. Ganz besonders herzlichen Dank für die Ehrung zur „Herausragenden Frau“
Mit 1720 mm vertikal und horizontal gemessen, nehme ich das gerne an!
Love + Peace + Fish
©Bluesanne bedankt sich fürs Lesen!