Blog-Bild: "SnakeInProgress"

Lieber Geschätzter Lesekreis!

Liebes f+f – Team!

Heute möchte ich gerne hier einige Worte zu meinem persönlichen Blickwinkel auf die Plattform f+f verfassen.

Das ist für mich persönlich ein sehr mutiger Schritt.

Warum?  Ist es doch ein Forum, wo jeder seine Meinung vertreten kann, oder? Kann doch auch ich meinen Senf (aber bitte Süßen ;) dazu geben.

Aber so einfach und selbstverständlich ist das für mich nicht.

Vorerst, und das ist ein wesentlicher Aspekt, muss ich mit meiner Gesundheit sehr achtsam umgehen. Um das ein wenig, so kurz wie möglich verständlich zu machen, eine kleine Metapher dazu:

Stellt Euch vor, Ihr hattet zwei oder noch mehr Beinbrüche kurz hintereinander. Ihr seid plötzlich in mehrfacher Hinsicht eingeschränkt. In den ersten Wochen (Liegegips) verbringt Ihr vorwiegend  Zeit, wie der Name schon sagt, eher in der horizontalen Lage. Dann kommt die Phase mit den Krücken. Das Vorankommen mit den Stecken muss man erst lernen. Die Mobilität wird dadurch zwar etwas erweitert, aber die Einschränkung bleibt. Zumal man ja beide Hände nicht mehr frei zur Verfügung hat. Ja und dann kommt endlich der Tag, an dem der Gipsverband (der eigentlich ganz schön schwer ist) endlich runter kommt. Als Premiere-Gipsträgerin, wie ich eine war, dachte ich, jetzt geht alles so wie zuvor. Falsch gedacht! Es ist fast so, als müsse man neu das Gehen erlernen. Selbst dann, wenn der Bruch/die Brüche schon verdammt lange her sind, wird es nie wieder so sein wie zuvor. Dazu kommt vielleicht auch noch das Lebensalter an sich, welches den Heilungsprozess nicht gerade begünstigt. Sprich, umso älter man ist, desto mühsamer der Weg zurück auf die eigenen zwei Beine. Ich war schon dankbar, dass ich überhaupt wieder zu Hause ein paar selbstständige Schritte tun konnte.

Jetzt sind es aber nicht ausschließlich diese 2 definitiven Beinbrüche gewesen, die mich in die Knie gezwungen haben, nein da waren dutzend andere Brüche, die mich in mehrfacher Hinsicht verwundet haben. Verletzungen, die mein Leben in vielfacher Weise beeinflusst und geprägt haben. Diese Wunden werden niemals verschwinden, sie werden immer ein Teil von mir und meiner Persönlichkeit sein. Denn sie haben mich verletzt. So sehr, dass ich meine Freude am Leben, bis heute, nie wirklich gefunden habe.

Diese Dellen und Kratzer, die aus unzähligen Geschehnissen der Vergangenheit resultieren, sind selbst für mich nicht immer sichtbar. Sie schlummern in mir, und ich weiß nie, wann die eine oder andere Wunde wieder aufplatzt. Der medizinische Fachbegriff dazu nennt sich: Posttraumatische Belastungsstörung.

Um das Vorwort nicht noch umfangreicher zu gestalten – Mit meinen einfachen Worten kurz zusammengefasst:

Es kann vorkommen, dass ich mich in Gefahr begebe, ohne dass es mir bewusst ist. Sprich ich begebe mich nach meinen „Brüchen“ mit den Schlittschuhen, nach vielen Jahren wieder aufs Glatteis. Ja, und eigentlich kann ich verdammt gut eislaufen, aber ich muss auch wieder sehr viel üben, um auch Sprünge zu wagen.

Diejenigen, die vielleicht schon die eine oder andere Geschichte aus meinem Leben gelesen haben, können wohl ein wenig nachvollziehen, warum ich diesen Prolog getippt habe. Für alle anderen, stehe ich gerne Rede und Antwort!

Nun um endlich auf das zu kommen, was mich bewegt. Was dieses Forum, das große Gewässer mit einer immer größer werdenden Vielzahl an Bloggern, betrifft.

Ich veröffentliche hier seit 17.10.2014  freiwillig, unentgeltlich  Beiträge zu unterschiedlichsten Themenbereichen. Vorwiegend über meine ganz persönliche Lebensbedingungen und Buntes zu Kunst, Kultur und Musik. Durchmischt mit ein paar Geschichten über die Zukunft oder auch scheinbar banalen Dingen. Jedoch alle geprägt von meinen ganz persönlichen Gedanken. Ständig darauf achtend, authentisch und ich selbst zu sein.

Geschrieben habe ich schon zu Zeiten, als es noch lange keinen Computer gab. Damals habe ich nie nach dem Warum? gefragt, ich habe es einfach getan. Wenn ich heute z.B. Handschriftliches aus dem Jahre 1975 von mir lese, denke ich mir:„Oh, Gott, wie simpel und naiv“. Nicht nur, weil ich damals wesentlich jünger und unwissender war, sondern weil es ganz einfach eine andere Zeit war.

Damit komme ich schon zu einem Punkt, der die derzeit hier heiß diskutierte Frage nach der Meinungsfreiheit betrifft.

Mein erster Gedanken dazu:

Woher kommt eine Meinung?

Woraus setzt sich eine Meinung zusammen?

Wie entsteht eine Meinung?

Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich diese Fragen auch schon andere kluge Menschen gestellt haben. Und ich bin mir auch sicher, jeder Einzelne von uns hat seine ganz persönlichen Antworten dazu. Weil es doch ganz einfach so ist, dass jeder für sich, seine persönlichen Erfahrungen gemacht hat. Das persönliche Umfeld, die Schule, die Ausbildung, der Beruf, die Freunde, die Familie begleiten uns. Hinzu kommen, nicht ganz unwesentlich, die Kultur und die Politik die im jeweiligen Land vorherrscht.

Das sind vorweg einmal die Komponenten die ich erkenne, die eine Meinung mit bilden. Nach wie vor gibt es eine Vielzahl an Ländern auf dieser Erde, wo keinerlei persönliche Meinung gewünscht ist. Sie ist verboten und wird von „Oben“ gesteuert.

Irgendwie ein wenig vergleichbar mit einen ziemlich langen Lebensabschnitt in meinem bisherigen Dasein. Ich hatte viele Jahre (34 waren es wohl) nicht wirklich eine persönliche Meinung, mein Umfeld hat sie vorgegeben. Jegliche „von Außen“ kommenden Statements hatten keinerlei Gültigkeit. Dennoch hatte ich in mir das „Gefühl“ – da stimmt irgendwas nicht. Deshalb habe ich wohl auch heimlich Radio gehört, Bücher gelesen und mir persönlich Millionen an Fragen gestellt. Auf einige habe ich erst Jahrzehnte später eine Antwort gefunden.

Vielleicht ist auch das mit ein Grund, warum ich auf der einen Seite sehr skeptisch und hinterfragend vorgehe, was Meinung betrifft. Und auf der anderen Seite bin ich dankbar für die Freiheit meine ganz persönlichen Gedanken ( z.B.) hier öffentlich kundtun zu dürfen.

Somit bin ich mitten in der Gegenwart gelandet.

Dieses Heute, welches mich seit Jahren schon ein wenig irritiert.  Warum?

Plötzlich sind da zusätzlich zu den oben angeführten Bestandteilen nicht nur Radio, Fernsehen und Zeitungen hinzugekommen;

Nach all den Jahrhunderten kommt da ein Medium daher, dass offensichtlich grenzenlos ist. Nicht einmal 20 Jahre surfen wir durchs www. Ob Fluch oder Segen, es gehört zum Alltag. Somit haben wir obendrein noch  einen Faktor zur Meinungsbildung. Einfach irre, sage ich. Weil ich mir ganz einfach nicht vorstellen kann, aus dieser unüberschaubaren Vielfalt tatsächlich zu filtern.

Als ich hier beif+fmeinen ersten Beitrag eingestellt habe, war es so, als hätte ich meine Worte auf ein Blatt Papier geschrieben und dann in einer Flasche auf die Reise geschickt. Empfänger persönlich unbekannt. Ich denke, so ist es doch irgendwie, ich weiß ja nicht wirklich, wer was von mir liest. Und wo schlussendlich mein Beitrag landet. Hoffnungsfroh in der Erwartung, dass er gelesen wird. Die Freude war natürlich groß, als dann sogar eine Reaktion von der „anderen“ Seite kam. Herrlich, weil es eben nicht nur eine Empfangsbestätigung war. Vielmehr war es ein Zeichen, dass Interesse an meinen Gedanken und auch an meinen Malereien besteht. Das machte mir Mut und motivierte zu weiteren Buchstabenkonstellationen. Es kam da und dort zu etwas ausführlicherer Kommunikation. Das gefiel mir und es half mir sehr einen weiteren Schritt in die Welt (wenn auch vorab lediglich die virtuelle) zu wagen.

Das absolute Highlight war jedoch, das persönliche Aufeinandertreffen mit Silvia und einigen der Autoren, die hier auf f+f so wunderbare Blogs schreiben. Endlich auch den wahrhaftigen Mensch hinter den Buchstaben zu entdecken, ist für mich einfach ein spannender Moment. Auch wenn die Zeit sehr begrenzt war, es blieb einfach ein wohltuendes Gefühl.

Dieses Gefühl versuche ich Aufrecht zu erhalten. Es hilft mir dabei, einfach daran erinnert zu werden, das hinter jedem Beitrag ein Mensch steht. Einer, denn ich vielleicht eines Tages gegenüber stehe.

Seitdem ist enorm viel geschrieben und geschehen bei f+f. Die Schreibgemeinde wird von Tag zu Tag größer und somit auch die veröffentlichten Beiträge. Unmöglich, sie alle tatsächlich zu lesen.

Deshalb denke ich auch, wird es rein praktisch betrachtet, gar nicht möglich sein, diverse schwarze Schafe raus zu fischen.

In der freien Natur gilt das Gesetz: Fressen und Gefressen werden. Der Kreislauf ist unter den pflanzlichen und tierischen Lebewesen ziemlich schlau durchdacht.

Bei der Spezies Mensch wird es schon komplizierter, denke ich. Obendrein stellt sich mir die Frage, ob man tatsächlich die schwarzen Schafe raus fischen muss oder sollte!?

Und noch viel komplexer wird es, wenn der Mensch einem nicht persönlich gegenüber sitzt. Niemand kann sich mit dutzenden Menschen gleichzeitig verbal austauschen. In einer übersichtlichen Runde an Personen wird meist auch nur eine Person zu Wort kommen. Natürlich kann es dabei auch dazu kommen, das einige dazwischen reden oder sogar gleichzeitig. Selbst bei einem Streitgespräch wird es persönlich ganz einfach völlig anders ablaufen, als im www. Das ist mein ganz persönlicher Eindruck.

Das geschriebene Wort ist nicht gleich das gesprochene Wort. Keineswegs hinsichtlich der persönlichen, ehrlichen, authentischen und offenen Meinung, sondern eher wie es auf der „anderen Seite“ ankommt, verstanden und interpretiert wird. Hier fließt sicherlich auch die persönliche Meinung ein. Somit „verwandelt“ sich plötzlich Deine Meinung in eine ganz persönliche Meinung des Lesers um. Und schon ist eine neue Meinung geboren.

Diese vermeintliche Verwandlung passiert täglich, stündlich, fast jede Minute im www. Zu Beginn schreibt jemand X und am Ende steht ein U. Ob nun gewollt oder ungewollt, das X verselbständigt sich wie ein kleiner Schneeball der den Berg hinab rollt. Dieser wächst zu einer gigantischen Lawine und donnert so bedrohlich ins Tal.

Mit ein Grund, dass es wohl vielleicht wesentlicher ist, was wir aus einer Meinung machen. Wie wir damit umgehen. Ich denke sie ist ein wertvolles Gut, mit dem wir äußerst sorgsam umgehen sollten. Mit der eigenen und, aber vor allem auch der die der anderen Menschen. Ich weiß, es ist enorme Herausforderung bei der Flut an Einflüssen von allen Seiten. Aber ich denke, es ist eine Möglichkeit.

Ein weiterer Punkt, der mir aus meiner persönlichen Sichtweise auffällt ist, dass Meinungen von Menschen die vor oder hinter ihren Namen ein unsichtbares „VIP“ stehen haben, meist gewichtiger sind. Auch hier bin ich sehr vorsichtig und hinterfrage manchmal. „Nur“, weil der „Promi“ das von sich gibt, muss es nicht gleich meine eigene Sichtweise sein, selbst wenn ich diese Person sehr schätze. Manchmal kann auch die Meinung eines scheinbar „einfachen“ Menschen, sehr bedeutend sein.

Ich denke, das ist doch im privaten Umfeld auch so üblich, oder? Und ich denke auch, dass wir nicht gleich wegen einer einzigen Meinungsverschiedenheit z.B. eine Beziehung beenden.

Wichtig erscheinen mir gerade in den beiden Bereichen, die Spielregeln, die Gesprächsbereitschaft, Streitfähigkeit, die Toleranz, der Respekt, die Ehrlichkeit, die Offenheit und vor allem die Liebe und Leidenschaft zu der Partnerschaft. Vorausgesetzt man hat noch eine Basis Grundvertrauen zu den Dingen. Denn wenn ich hinter jeden Busch, eine Bedrohung sehe, muss ich zu Hause bleiben. Und was diese Angst betrifft, weiß ich wovon ich schreibe, denn ich sitze mittlerweile schon sehr viele Jahre zu Hause.

Die daraus entstandenen und resultierenden Perspektiven für meine ganz persönliche Zukunft scheinen realistisch betrachtet düster. Diese Zeit des Abstands zu der „Außenwelt“ gibt mir jedoch auch die Möglichkeit, Dinge aus einer etwas anderen Perspektive zu betrachten. Im speziellen, besonders intensiv eben auch die Vielfalt hier auf dieser Plattform.

Aber eine winzig kleine Chance sollte ich dennoch nutzen, denke ich mir. Die Möglichkeit mich hier beif+fzwischen unzähligen unterschiedlichsten vielfältigen Menschen offen und ehrlich mit meinen Gedanken zu äußern. Sie mit dem einen oder anderen Menschen aus zu tauschen. Zu diskutieren, zu lesen, zu kommentieren, Punkte (Fische) zu vergeben, etwas zu lernen, etwas Neues zu entdecken, meine Sichtweisen zu schärfen oder auch zu ändern und vieles mehr. Die Aussicht, hier auch reale Menschen zu treffen, besteht ebenfalls. Dieser Punkt ist für mich kein ganz unwesentlicher.

In diesen Meer an Menschen und deren ganz persönlichen Meinungen. Ich muss nicht immer der gleichen Meinung sein, ich muss auch nicht alles verstehen, was ich hier lese. Und ob etwas wichtig, wesentlich oder von Bedeutung ist, bestimme ich und wohl jeder Einzelne für sich selbst, denke ich. Ich bin auch der Meinung, dass ich nicht überall, wie eine Katze markieren muss, hier in Form eines unbedachten Kommentars. Es ist ja nicht ausschließlich mein Revier.

Nun habe ich meine persönlichen Gedanken kreuz und quer durch die Zeilen freien Lauf gelassen, und ich bin mir sicher wenn ich dies hier tatsächlich gepostet habe, mache ich mir die nächsten dazu.

Wohin die Reise hier noch führt, weiß ich nicht. Momentan fühlt es sich gut an. Ich denke, solange dieses Gefühl da ist, sehe mich weiterhin als Passagier dieser spannenden Fahrt durchs www und darüber hinaus. Weil die Realität ist nicht das www, sondern die Menschen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und meine obligatorische **Umarmaung** an Silvia, das gesamte f+f Team, Allerherzlichsten Dank für Euer Engagement und die allumfassende unermüdliche Arbeit die mit dieser Plattform zusammenhängt!

f+f und die fleißigen Blogger haben sicherlich einen wesentlichen Beitrag dazu getan, dass ich ein wenig aus meiner Enklave hervor gekrochen bin!

Ein herzliches Dankeschön an die zahlreiche Lesergemeinschaft!

gedacht, geschrieben und mit  Lampenfieber hinausgesendet ins www

Eure Alltagsphilosophin Bluesanne

Lieber mit.- anstatt übereinander reden! (28.12.2012)

Die Gerüchteküche serviert die schlechtesten Speisen. (01.01.2013) ©Bluesanne

Wir schätzen die Menschen, die frisch und offen ihre Meinung sagen - vorausgesetzt, sie meinen dasselbe wie wir.  (Mark Twain)

weitere Beiträge von Bluesanne im Überblick

6
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Herbert Erregger

Herbert Erregger bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:02

fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:02

Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:02

Kar_Ma

Kar_Ma bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:02

Claudia Braunstein

Claudia Braunstein bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:02

Bernhard Juranek

Bernhard Juranek bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:02

8 Kommentare

Mehr von Bluesanne