Blog-Bild:Life on Mars
Der Beginn einer Malerei passiert oft spontan und ohne viel Nachzudenken. Ich male einfach drauf los. Als würde meine Hand schon wissen, wo sie mit den Pinsel den nächsten Farbtupfer hinsetzen soll. Umso dichtbemalter die Leinwand wird, desto spannender wird es. Punkt für Punkt, Strich für Strich geht es dem Ende zu. Doch manches Mal gibt es nicht sofort einen Schlusspunkt für ein Bild. Es muss warten, bis der finale Prozess mit meiner Signatur einen Abschluss findet.
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Vorsichtig setze ich den Pinsel an. Ich will nicht auf den letzten Zentimetern das Gemälde verpatzen. Das Bild stand schon monatelang neben dem Fernseher, so war es immer in meinem Blickfeld. Da und dort könnte ich es heller, dunkler, bunter oder überhaupt ganz anders gestalten. Doch heute war es im Kopf fertiggestellt, deshalb waren nun auch alle Farben und Pinsel zur Hand. Dicke borstige Gesellen ebenso, wie die schlanken mit schütterer Haarpracht. Das Gemälde liegt auf meinem Schoß, wie immer. Ich brauche eine körperliche Verbindung zu der Leinwand. Aber vor allem engen Hautkontakt mit der Farbe. Die muss ich spüren, egal ob auf den Fingern, den Armen, im Gesicht und ab und an sogar auf meinen Beinen. Eigentlich sollte ich nackt malen! Das muss sich doch herrlich anfühlen. Einen Versuch wäre es wert.
Ich öffne die Flasche mit der roten Farbe. Einige Tropfen quellen über den Rand. Beinahe habe ich das Rot von meinen Fingern abgeleckt. Es sieht schon verdammt nach Erdbeermarmelade aus. Da oben links in der Ecke macht sich das Rot sicherlich gut. Liebevoll male ich das signalisierende Detail auf die Leinwand. Ein hübscher sinnlicher Mund lächelt mich an. Gut das die Farbe so schnell trocknet. Kurz stelle ich das Bild zur Seite und betrachte es noch einmal ein wenig kritisch. Irgendwas fehlt da noch.
Plötzlich springt mein Kater, wie aus dem Nichts auf mein Sofa, knapp an der Leinwand vorbei. Er versucht die Tuben auf den Boden zu werfen. Immer wieder fischt er geschickt mit seinen Pfoten nach den Farbbehältern. Das gefällt mir überhaupt nicht und ich stupse den Felltiger von der Couch. Der rennt empört mit Stolz erhobenen Schwanz aus dem Zimmer. Beleidigt verdrückt er sich durch die Türe ins Vorzimmer und touchiert demonstrativ mit seiner Futterschüssel. Ein unüberhörbarer Hinweis, dass es Zeit für Nahrungsnachschub sei. Auch für mich ein guter Zeitpunkt, eine kleine Jause einzulegen.
Ich gehe in die Küche und bereite mir einen Kaffee zu. Während ich die Tasse aus dem Küchenschrank nehme, höre ich das von unten kommende fordernde Miauen des Katers. Sein Kumpel, der schwarzweiße umkreist meine Beine. „Fressen, dauernd nur fressen!“, sage ich neckisch zu meinen tierischen Wohngefährten. Der Kaffee dampft durch die Maschine. Ein paar Süßigkeiten dazu auf einen kleinen Teller nett drapiert. Nun noch die Katern mit Futter versorgen. Gierig lecken sie schmatzend die Schüsseln in wenigen Minuten aus. Ich trete mit Kaffee und süßer Beilage bewaffnet den Rückzug ins Wohnzimmer an, werfe wieder kurz einen Blick auf das fast fertige Gemälde. Das sieht wirklich nicht schlecht aus, denke ich. Doch bevor es weitergeht, noch einen Schluck Kaffee aus der kleinen Tasse.
Welche Farbe fehlt? Nein es ist keine Farbe. Es ist ein kleines Detail. Zu sehen gibt es jede Menge. Auch wenn das Bild lediglich 40 x 40 cm groß ist. Jeder cm² erzählt seine eigene Geschichte. Bunte Wesen mit großen Augen und langen Wimpern fliegen quer über die Leinwand. Sie sind nackt. Besonders auffallende Frisuren thronen auf ihren Köpfen. Die Blicke dieser Wesen konzentrieren sich auf etwas in der Ferne.
Die Zukunft im Blick. Eine Ansicht die Wohlbehagen vermittelt. Die Figuren in ihrer einzigartigen Form und Farbe existieren friedlich nebeneinander. Der enge Lebensraum bereitet ihnen keine Angst. Im Gegenteil diese Nähe wärmt sie. Sie sind eingehüllt von dem gelben Schein der Sommersonne. Pflanzen, Tiere und andere Lebewesen sind dort angekommen wo sie miteinander sein können. Der große Blonde Frauenkopf sendet gemeinsam mit den vielen grüntürkisenen Helfern die Energie in den Lebensraum. Der Baum der Herzen spendet die Kraft der Liebe.
Es fehlt wohl einfach noch ein Kontrast zu dieser vermeintlich friedlichen Idylle. Etwas worauf der Mensch nicht gerne verzichten möchte. Ich denke, ja der Verstand, das Denken, das Grübeln, Gedanken wälzen, Hirntschechereien, Überlegungen, Hirngespinste, Ideen, Phantasien das allesumfassende Gedankengut der Menschheit.
Ein Vogel mit schrägem Blick verwaltet hier nun das, was uns auf der Erde zum Menschen gemacht hat. Hier auf diesem bunten Gemälde der Zukunft auf einem anderen Stern. Wie der gefiederte, etwas geknickte Freund wohl mit diesem Schatz umgehen wird?
Zufrieden mit dem Ergebnis, versiegle ich das Bild mit einem Schutzanstrich. Nur noch eine Signatur und ein Datum darunter gesetzt.
Die Kaffeetasse ist leer, das Süße vom kleinen Teller längst verputzt, der freche Felltiger schlummert auf meinen Beinen, der schwarzweiße Kater döst in seiner Katerkiste. Und ich genieße noch den Duft des frisch fertiggestellten Gemäldes.
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