Blog-Bild: Foto by Bluesanne (Buch:Mini-Kunstführer)

Am 12.Juli 1937 stellt Pablo Picasso sein Bild Guernica auf der Pariser Weltausstellung zum ersten Mal dem Publikum vor.

Guernica

Ein beeindruckendes Ölgemälde in ebenso bemerkenswerter Größe von 777 cm x 349 cm.

Picassos monumentales Wandbild Guernica ist ein Jahrhundertbild über die Schrecken des Krieges und über das daraus erwachsende menschliche Leid. Gemalt unter dem Eindruck der Nachrichten von dem schrecklichen Bombenangriff auf die heilige Stadt der Basken. Gernikawurde am 26.April 1937 innerhalb weniger Stunden von Luftstreitkräften unter deutscher Führung zerstört. Seit seiner Zerstörung und auch durch das berühmte Bild Picassos wurde Guernica zu einem Symbol des brutalen Spanischen Bürgerkrieges. Von Beginn an hatte sich Picasso auf die Seite de rechtmäßigen republikanischen Regierung gestellt. Diese erteilte dem Künstler dann auch Anfang 1937, den Auftrag, für den spanischen Pavillon der im Juli beginnenden Pariser Weltausstellung ein Wandgemälde anzufertigen.

Die Botschaft der fruchtbaren Ereignisse gab nun Picasso das Thema vor. Er drückte seine Erschütterung in seinem aufsehenerregenden Werk aus. Innerhalb weniger Wochen, in der Zeit von 1. Mai und 4. Juni 1937 arbeitete unermüdlich an seinem Gemälde. Guernica ist in vielfacher Weise ein elementares Bild über die Zerstörung von menschlichen Leben und Zivilisation. Ein allgemeingültiges Zeichen, sowie auch ein Ausdruck für das unaussprechliche Leid und den Schmerz der Menschen. Jegliche Farbe ist aus der Darstellung gewichen. Nur Grau, Schwarz und Weiß sind geblieben. Die Farblosigkeit unterstützt die düstere, ausweglose Stimmung der Szene. Tag oder Nacht, Draußen oder Drinnen – ist nicht wirklich auszumachen. Dramatisch bewegend. In intensiver Gebärde stürzen, fallen und schreien die Figuren im Bild. Alle sind sie Opfer. Mensch und Tier.

Mutter mit totem Kind (Pietà) – steht für die vielen Verluste, vorwiegend Familien

Das Pferd: ein oft gemaltes Motiv von Picasso, ein Sinnbild für das absolute Leid

Der Stier: In manchen Interpretationen wird der Stier als Symbol für Franco, beziehungsweise den Faschismus gesehen, da er steif und unversehrt abseits von allem steht. Andere wiederum sehen, wie in der Postkartenserie Traum und Lüge Francos den Stier als die Verkörperung der Lebenskräfte Spaniens. Das Böse sei in Guernica nicht mehr personalisiert. Wiederum andere kommen auf Grund der Vorzeichnungen – dort hatte der Stier einen menschlichen Kopf mit Picassos Gesichtszügen – zum Schluss, der Stier mit dem brennenden Schwanz stehe für den wütenden und erregten Picasso.

Die Lichtträgerin: wird als allegorische Figur der Aufklärung gedeutet.

Der Krieger: am Boden liegend. In seiner Hand hält er ein zerbrochenes Schwert, aus der eine Rose wächst.

Fliehende Frau: rechts unten zu sehen. Sie fliegt scheinbar aus einer Tür, versehen mit einem überdimensionalen Bein - wohl ein Symbol, knapp dem Tode zu entkommen bzw. Todesangst

Brennende Frau: hilfesuchend, die Arme gen Himmel streckend

Deckenlampe: Sie deutet auf die von Flugzeugen abgeworfenen Bomben, worauf auch das im Spanischen offensichtliche Wortspiel „la bombilla/la bomba“ (bombilla=Glühbirne) hinweist. Oder vielleicht auch das Auge Gottes?

Olivenzweig: Der Olivenzweig wächst aus der Faust des Kriegers. Es ist das einzige verbliebene Symbol der Hoffnung, der Krieg möge bald ein Ende nehmen.

Speer: Der Speer dringt von oben rechts vom Wundmal in das Pferd ein. Er könnte daher für die Bomben stehen, die den Tod „von oben“ brachten.

Vogel: ein Symbol des Friedens – wobei ich gestehen muss, ich habe das gefiederte Tierchen leider nicht auf den Bild entdeckt.

Picasso verarbeitet hier Stilmittel und Motive, die er sich in den voraus gegangenen Jahren erarbeitet hat, setzt kubistische Formenvielfalt, surreale Vergrößerungen und seine simultane Perspektive der Figuren ein. Die Sprache von Kinderzeichnungen mit ihren vereinfachten Formen und Zeichen werden hier erstmals deutlich von Picasso genutzt. Flächige Abbildungen werden kombiniert mit Frontal- und Profilansichten. Farbbahnen überlappen die Figurenumrisse, und doch ist alles erkennbar darauf ausgerichtet. Deutlich nach zu fühlende Körpergesten und existentielle Ausdrucksformen Angst, Leid und Schmerz dem Betrachter nahe zu bringen. Ohne, die Möglichkeit ihm auszuweichen. Selten ist die Grausamkeit des Krieges so unmittelbar im Bild ausgedrückt worden wie in Guernica.

1944 fragte ein deutscher Soldat im Pariser Atelier Picassos, beim Anblick des Gemäldes den Künstler: „„Haben Sie das gemacht?“ Pablo Picasso antwortete: „Nein, Sie!“

Die Urenkelin von Henri Matisse, Sophie Matisse, stellte 2003 Final Guernica fertig, ein Duplikat in fast identischer Leinwandgröße des monumentalen Gemäldes, das allerdings nicht in Grau-Blau-Schwarz wie das Original in Madrid gehalten ist, sondern in bunten Farben.

Eine Kopie des Bildes, gestiftet 1985 von Nelson Rockefeller, hängt im Vorraum zum Sitzungssaal des UN-Sicherheitsrats im Hauptgebäude der UNO in New York City. Es wurde am 4. Februar 2003 auf Wunsch der US-Regierung mit der blauen Fahne des Sicherheitsrates verhängt. Anlass dazu war eine am Folgetag angesetzte Präsentation Colin Powells, damals Außenminister der USA, die Bestrebungen des Irak unter Saddam Hussein nach Massenvernichtungsmitteln beweisen sollte. Damit sollte die Zustimmung des Sicherheitsrats und der Weltöffentlichkeit zum Irakkrieg erreicht werden. Diplomaten erklärten auf Nachfragen von US-Medien, die Verhängung des Bildes sei mit Rücksicht auf die öffentliche Übertragung der Sicherheitsratssitzung erfolgt.

Damals, wie heute hat dieses gigantische Gemälde leider nicht Aktualität  verloren. Gleich ob wir die Symbole ebenso deuten, wie unzählige Kunstkenner. Es ist ein ganz persönlicher Ausdruck – nein es ist ein Seelenbild eines Menschen - der es geschafft hat, das Grauen auf ein enorm großes Gemälde zu malen. All seine geballte Angst und Wut.

Pablo Ruiz Picasso starb am 8.April 1973 in seiner Villa in Mougins im Alter von 91 Jahren.

Die Guernica hängt im Museo Reina Sofía in Madrid. Falls ich eines Tages die Gelegenheit habe, werde ich mir sicherlich dieses Gemälde ansehen.

©Bluesanne bedankt sich fürs Lesen.

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