Das Lepisma saccharina rangiert in der Beliebtheitsskala der Haustiere wohl eher im unteren Bereich. Gelten sie doch vermeintlich als Ungeziefer. Mit dem Suchbegriff „Silberfischchen“ im www erzielt man zu 99 % Treffer zur Kampfansage gegen das aerodynamische glänzende Insekt. Flügellos huscht es flink durch die engsten Ritzen, mit Vorliebe auf so manchem Klo. Doch auch das Badezimmer ist ein hervorragender Lebensraum für das flügellose Wesen. In der freien Natur besiedeln sie auch die Nester mancher Singvogelarten. Das 100 mm kleine Tierchen wuselt mit sechs Beinchen vermutlich seit 300 Millionen Jahren über unsere Erde. Sie lieben es warm und feucht. Temperaturen zwischen 20°bis 30°C mit einer Luftfeuchtigkeit von 80% – 90 % sind ideal für den Fortbestand der lichtscheuen Kreaturen.

Silberfischchen zählen zu den Dancing-Stars ihrer Art. Das Männchen beginnt das Paarungsritual mit einer beeindruckenden Tanzperformance. Falls dem Weibchen das rhythmische Spektakel zusagt, spinnt er mit seinem Geschlechtsorgan einen langen Faden. Darunter beschert er der angebeteten Silberfischerldame ein Päckchen voller Samen. Sie berührt den Faden, erstarrt und nimmt mit abgesenktem Hinterteil den Samen auf. Je nach Lebensbedingung dauert es von nun an mindestens vier Monate bis zu drei Jahre, dass erneut erwachsene Silberfischerl durch die Ritzen flitzen. Das geschlechtsreife Tier durchläuft bis zu acht Häutungen. Das ausgewachsene Insekt kann zwei bis acht Jahre alt werden und ist allzeit zur Fortpflanzung bereit. Außer es ist kalt und trocken.

Auf ihrem Speiseplan stehen bevorzugt: stärkehaltige Stoffe oder Dextrin in Klebstoffen: Kleister, Bucheinbände, Fotos, Zucker, Haare, Hautschuppen und Hausstaubmilben. Aber auch Baumwolle, Leinen, Seide, Schimmelpilze, Papier und Kunstfaser verschmähen sie nicht, ebenso wenig wie tote Insekten oder eigene Exuvien (abgestreifte Haut).

Zu ihren Fressfeinden zählen der Gemeine Ohrwurm und die Spinne.

Auch wenn sie nicht gerade zu den bevorzugten Haustieren zählen, sind sie keineswegs als Schädlinge zu betrachten. Falls sie vermehrt auftreten, ist das eher ein Hinweis auf starken Schimmelbefall oder feuchte Wände. Sie sind ebenso keine Überträger von Krankheitserregern. Zuckergast, wie das Silberfischchen auch aufgrund seiner Lieblingsspeisen auch genannt wird, darf somit aus hygienischer Sicht alsunbedenklicher Untermieter betrachtet werden.

Obendrein packte Joachim Ringelnatz  die glänzenden Flitzer in einen adäquaten Reim:

BLEIBT UNS UND TREIBT UNS

Was Sehnsucht durch ein Loch im BretterzaunIn deiner Jugend sah,Nun steht es vor dir, hoch und herb und braunUnd schön bewegt und dir ganz nah.Doch da du zartest danach greifen willst,Ist eine starre Wand aus Glas dazwischen –Ein Durst entschwindet, den du nimmer stillst,Hell wie Millionenglanz von Silberfischen.

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