Blog-Bild: "WayOut"

Ich hab´ geglaubt, Du hast…

Sorry, ich dachte Du hast / bist …

Ich ging davon aus, dass Du…

Kennt Ihr diese Sätze?

Manchmal gedankenlos im Alltag eingesetzt.

„Hast Du den Schlüssel?“ „Nein, ich dachte Du hast ihn eingesteckt.“ „Ja und ich dachte, Du hast ihn mitgenommen.“ Sicherlich eine ärgerliche Situation, aber lösbar. Im schlimmsten Fall, löhnt man etliche Euro für den Schlüsseldienst.

Der Blick nachts in den Kühlschrank, der letzte Tropfen Milch für den Kaffee. Ebenso unangenehm. Sollte ja der Andere mitnehmen, war doch ohnehin einkaufen, oder?

Etwas heikler wird es, wenn ein Elternteil sein Kind vergisst vom Kindergarten abzuholen. In der Annahme, der andere würde es tun. Traurige Minuten für das arme vergessene Kind. Spätestens, wenn die Betreuerin anruft um das Missverständnis aufzuklären.

Auch im Beruf kann so ein Satz wohl zu mehr oder weniger schlimmen Situationen führen.

Ich denke, jeder von uns hat derlei Situationen schon erlebt. Und üblicherweise, lösen sich diese, auch wenn sie ein wenig ärgerlich sind, auf.

Schlimmer wird es dann, wenn dies zur täglichen Plage wird. Wenn tagtäglich irgendwas nicht so funktioniert, weil man davon ausgeht, dass der Andere es tut. Das kann auf Dauer ein Beziehungskiller sein, denke ich.

Gerade bei zwischenmenschlichen Beziehungen höre ich diese Sätze oft. Aus welchen Gründen auch immer. Ist es, weil wir schon so Ichbezogen durch die Gegend rennen? Einfach nur gedankenlos? Immer davon auszugehen, dass der Andere eben so denkt, handelt oder sieht wie wir es selbst  tun.

Auch ich bin diesem vorauseilenden Mitdenken des Anderen schon mehrmals auf dem Leim gegangen. Oft einfach nur, weil ich ein Grundvertrauen dem Mitmenschen gegenüber habe. Aber natürlich auch deswegen, weil ich davon ausgehe, dass mein Gegenüber ebenso wie ich denkt, handelt und sieht. Auch mit dem Wissen, dass es eben nicht so ist. Selbstverständlich ist dieses Grundvertrauen eine gute Sache. Ohne das, würde das Leben noch komplizierter sein, denke ich.

Fast schon grenzenlos wird mein Vertrauen, wenn ich dem Gespür meines Herzens folge. Seitdem ich für mich beschlossen habe, dass dies der richtigere Weg für mich ist. Leider fatal von mir zu glauben, dass mich mein Herz nie belügt. Oder hat sich da wieder der Verstand eingemischt?

Es ist schon einige Jahre her. In Sachen Liebe war ich im Alter von 34 Jahren auf dem Stand eines pubertierenden Teenagers. Als dieser Mann damals in mein Leben trat, dachte ich: Das muss jetzt die Liebe sein. Er hatte immer für mich Zeit, er hat mit mir gesprochen, er hat mich verstanden, er hatte Verständnis, er hatte Mitgefühl, er motivierte mich, er stärkte mich, er kochte für mich, er verbrachte viel Zeit mit mir, er schrieb sogar ein Lied für mich, er liebte die selbe Musik wie ich, er mochte die Nacht genauso wie ich, er machte mir Komplimente und und und. Dieses Gesamtpaket an Taten und Worten verwandelte sich für mich im Kopf zu der Annahme: Der Mann muss mich einfach lieben. Verstärkt wurde das durch meine innigen Gefühle für ihn. Ich konnte ihn einfach nicht oft genug mit teilen, wie sehr ich ihn liebe. Er hat das so nie wirklich gesagt. Ja auch er war mir sehr gewogen und sicherlich hat er mich mehr als nur gemocht. Die mir entgegengebrachte Leidenschaft war für mich ebenso ein großer Indikator, dass es mehr als nur sehr gern haben ist.

Eine derartige Unausgewogenheit in Sachen Liebe kann nicht funktionieren. Viele Jahre habe ich es nicht akzeptiert. Im Gegenteil, ich war fest davon überzeugt, dass er eines Tages seinen Irrtum eingesteht und zu mir zurück kommt. Wenn ich die Einträge in meinen Geheimnisträgerbüchlein lese, bin ich schon erstaunt, wie hartnäckig ich da war. So wirklich gegessen war dieser Liebeskummer, als ich erfuhr, dass er geheiratet hat. Es hat keineswegs weh getan, nein ich habe mich riesig für ihn gefreut und ihn das auch ehrlich übermittelt.

Seitdem bin ich immer wieder in eine derartige Liebesfalle getreten. Eben auch in der Annahme, was ich da von meinem Gegenüber bekomme ist ein Nachweis für Liebe. Diese Episoden waren zwar etwas schneller verdaut, doch Tränen gab es immer wieder. Bei jeden nur erdenklichen vermeintlichen Anzeichen vom Gegenüber, sattle ich die Wolke Sieben und reite los. Meiner Gefahr ganz und gar bewusst, dennoch tue ich es. Ich greife nach den bunten Strohhalmen, obwohl ich doch viel lieber aus vollen Weingläsern trinke.

Blöd, unerfahren, naiv? Keine Ahnung? Meine Projektion auf den anderen? Wohl eher denkbar. Die immense Sehnsucht danach? Wohl, die für mich verständlichste Antwort darauf. Wo so manch anderer schon längst den sprichwörtlichen Huat drauf ghaut hätte, habe ich in mir noch eine letzte Resthoffnung. Wohl auch deshalb, weil ich in manchen Dingen sehr geduldig bin. Gibt es eigentlich ein Zeitlimit?

Ein wenig habe ich daraus natürlich gelernt, zumindest was den Zeitraum des daran Festhaltens betrifft. Das wäre für mich sonst sehr dramatisch, permanent im Liebeskummer zu schwimmen. Nein, das darf und kann es nicht sein.

Besonders dankbar bin ich einigen meiner unerwiderten LiebHerrschaften, die mir definitiv gesagt haben, dass sie eben nicht so fühlen. Natürlich tut das auch weh, aber es ist eine klare Ansage für mich. Ich schätze diese ehrlichen und offenen Gespräche sehr. Gerade in Sachen Liebe und Beziehung finden so viele Sprachlosigkeiten statt. Diese Konversationen können vielleicht Mauern aufstellen. Doch so manches Mal bleibt aber auch ein überschaubarer Zaun als sichtbare Grenze. Welcher dann obendrein eine freundschaftliche offene Tür beinhaltet.

Seltsam wo mich die Gedanken (und die drunter gelegte Musik) während des Schreibens hingetragen haben.

Ursprünglich wollte ich diese Sätze in eine etwas andere Richtung behandeln. Wo sie hinführen können, wenn sie in der Politik angewandt werden. Dahingehend, welche Entwicklung sie nehmen können, wenn ein Land über das andere Land seine Sichtweise auf das andere Land projiziert. Wie fatal sich eine unbedeutende Abbildung im eigenen Kopf entwickeln kann, wenn man sie unüberlegt ausspricht. Manchmal verfolge ich völlig perplex derartige Lawinen die losgetreten werden.

Und immer wieder kristallisieren sich diese Fragen für mich heraus:

Warum hat der Eine nicht mit dem Anderen darüber gesprochen?

Warum hat der Eine nicht bei dem Anderen nachgefragt?

Da sind die vergessenen Schlüssel und das leere Milchpackerl eine wirklich harmlose Sache.

Und die geheimnisvollen Irrwege der Liebe beschäftigt die Menschheit wohl schon von Beginn an bis in alle Ewigkeit.

Ein Lied, welches in Sachen Liebe sehr konveniert ;)…und eine Möglichkeit der Abgleichung von Gemeinsamkeiten bietet.

Ois wann nix gwesn waa (Geht's dia a aso wia mia?) /1998 – Album: „50“/ Musik: Erich Buchebner, Text: O. Kurti

Refrain: Gehts dia a so wia mia, is das a aso bei dia, daß uns nimma des von damals quöd. Gehts dia a so wia mia, is das a aso bei dia, daß nua des wos ma uns heite gebn zöht. Gehts dia a aso wia mia?

Das Leben besteht aus Missverständnis, Verständnis, Verstand, verstanden werden und verstehen. Um ein Missverständnis zu verstehen, benötigt man Verständnis und Verstand um es verstanden zu haben.©Bluesanne (14.01.2012)

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