Wie ist der Sex mit 180 kg ?! (2.Akt)

Blog-Bild: "Dorf"

März 1999

„Du musst Dich jetzt um Deinen Sohn kümmern", sagte meine Freundin und schnauzte gleichzeitig ihre Tochter an. Ein hageres Mädchen, das permanent in Bewegung war. Sie hüpfte wie ein Flummi durch die Gegend, kletterte auf das Geländer des Balkons. Ich bekam fast einen Herzinfarkt, wir saßen immerhin im 10.Stock. Der ebenfalls äußerst hyperaktive Zwergpinscher sprang neben dem Mädchen ebenfalls völlig hysterisch auf und ab. Die beiden sahen aus wie Synchronschwimmerinnen im Trockenen.

Eigentlich wollte ich nur noch nach Hause. Das hier war mir alles zu hektisch. Wahrscheinlich ist es besser, wenn ich mir selber überlege, was ich jetzt tun soll. Ich dachte halt, sie ist derzeit meine einzige Ansprechpartnerin und sie kennt sich in Sachen Liebe ein wenig besser als ich aus. Zumindest hatte sie weit mehr Erfahrung als ich. Wir hatten im vergangenen Jahr viel gemeinsam unternommen. Zogen durch die Nacht und verweilten etliche Stunden in stadtbekannten Aufreißerlokalen. Oft gingen wir im Laufe des Abends getrennte Wege, weil sie oder ich "Beute" für den Rest der Nacht gefunden hatten.

In einer dieser Tanzbars hat sie ihren neuen Partner kennengelernt und war nun auch schon eine Zeitlang mit ihm zusammen. Irgendwie hatte sie sich seitdem verändert. Ihre Haare wurden immer kürzer, sie zog sich kaum noch schick an, lief nur noch in Jogginghose und T-Shirt rum. Verbrachte ihre Zeit hauptsächlich mit Arbeiten, Kinder, Hund und Mann versorgen. Auf der einen Seite beneidete ich sie irgendwie, aber andererseits war mir das alles zu „normal“. Ich stand auf um endlich aus diesen Chaos zu flüchten. Sofort hingen Hund und Mädel an meiner Hose: “Nein, noch nicht gehen, Du musst Dir noch meine neuen Puppen ansehen!“ Nein, bitte nicht, dachte ich. Meine Freundin rettete mich aus dieser Situation und sagte abermals: “Schau auf Dein Kind“, umarmte mich und drückte mir ein Küsschen auf die Wange.

Völlig genervt und ohne vernünftige Lösung, wie ich mich jetzt entscheiden soll, stieg ich in den Lift, fuhr die 10 Stockwerke hinab und ging die paar Schritte zurück in meine Wohnung. Gleich noch einen Kaffee, nein zuvor noch unter die Dusche. Heizung an im Bad, etliche Kerzen im Wohnzimmer anzünden und das allerwichtigste: Musik! Spontan entschied ich mich für Willy DeVille. Drehte die Anlage voll auf.

Frei!

Der Kaffee duftete und ich duftete ebenfalls nach der heißen Dusche. Mein Kater schleckte mir die frischaufgetragene Bodylotion wieder von den Beinen. Ich kramte die Wimperntusche aus dem völlig überfüllten Kosmetiktäschchen und lächelte in den Spiegel. Was solls, dachte ich, ist ja nur ein Essen.

Nun die allesumfassende und allerwichtigste Frage überhaupt an diesen Abend: Was ziehe ich an? Mittlerweile hatte ich den fünften Rock und die vierte Hose probiert, die Kleidung stapelte sich auf meinem Bett. Also was anderes als im Heim sollte es schon sein, aber auch nicht zu aufreizend. Draußen war es kalt. Endlich entschied ich mich für meine schwarze Lederhose und eine sehr teure weiße Bluse mit extrem auffälligen Rüschen vorne dran, die ich vor Jahren in einer Boutique erstanden habe. Als ich die CD aus dem Player nahm, musste ich schmunzeln. Willy Deville grinste vom Cover mit einem ähnlich opulenten Hemd. Rein in die Stiefeletten, Rucksack, Brille, Schlüssel, Zigaretten alles da. Noch ein wenig Duft unter die Achseln. Kater streicheln und ab.

Mein erstes Auto, der „Kurti“ ein kleiner schwarzer sportlicher Flitzer. Kein CD-Player aber ein Fach für Musikcassetten. Davon hatte ich ja noch reichlich. Mit lauter Musik fuhr ich in die Nacht. Vor dem vereinbarten Lokal, fand ich sofort einen Parkplatz und ging mit viel Herzklopfen hinein. Schon beim Eingang vernahm ich den sonoren Klang seiner Worte. Mittlerweile wusste ich ja, wieso seine Stimme so derart kräftig und außergewöhnlich intensiv war. Er hatte mir erzählt, dass er Operngesang studiert hatte und als Bariton in einigen Opernhäusern der Welt aufgetreten war. Eine kleine gemütliche Männerrunde scharte sich um mein Date. Das irritierte mich ein wenig. Jedoch, als er mich entdeckte stand er hurtig auf und kam mir mit offenen Armen entgegen. „Meine Katze!“, brüllte er, und sämtliche Augen der Gäste waren auf uns gerichtet. Ich merkte wie ich rot im Gesicht wurde. „Komm setz´ Dich nieder.“ Die Herrenrunde empfahl sich höflich und verteilte sich auf den umstehenden Tischen. Noch völlig überfordert mit dieser Situation, lehnte ich mich kurz in dem ländlichen Holzsessel zurück und orderte ein Glas Apfelsaft. Ich wartete darauf, dass er endlich was sagte. So ruhig kannte ich ihn bisher noch gar nicht. Er sah mich an und schob mir schweigend die Speisekarte zu. Ich blätterte unkonzentriert darin herum, ich fühlte mich beobachtet. Kurzentschlossen bestellte ich ein kleines Gulasch mit Gebäck. Mein kräftiger Opernsänger ließ sich ein Wiener Schnitzel bringen und ein Krügerl vom Fass. Ein leeres Glas stand bereits auf dem Tisch.

Aus dem Nichts fragte ich ihn: „Wieso Katze?“. „Du bist es einfach!“ Ok, dachte ich, so leicht geht das aber nicht. Hab´ ich da kein Mitspracherecht, oder was? „Du bist einfach, meine Katze, wirst schon sehen“ Da ich den Abend nicht mit einer heftigen Diskussion beginnen wollte, erzählte ich ihn von meinem Sohn, der mittlerweile im Spital lag. „Kann ich was tun für Euch?“, fragte er besorgt. Das beeindruckte mich. Ich erzählte ihm, dass mein Sohn ja schon seit geraumer Zeit regelmäßig über Bauchschmerzen klagte und kaum etwas essen wollte. Etliche Male waren wir schon im Krankenhaus. Es gab nie wirklich eine Diagnose oder eine schlüssige Erklärung woher diese Krämpfe kommen könnten. Der arme hatte schon 3 Magenspiegelungen hinter sich gebracht. „Da muss was geschehen“, sagte er. Jetzt muss er etwas länger zur Beobachtung bleiben, erzählte ich weiter. Laut zuletzt geführtem Gespräch mit dem Arzt gibt es da Auffälligkeiten im Blutbild. Ich wollte nicht weiter darüber reden. Es belastete mich und ich bemerkte schon wie sich die Tränen in den Augen formieren. Ein großer kräftiger Arm legte sich um meine Schulter und drückte mich innig an eine ebenso beachtliche Brust. Ich holte tief Luft, und flüsterte ihm ein Danke ins Ohr. Er roch so angenehm. Lange sah ich in seine Augen und suchte nach irgendwas, das mich vielleicht doch noch zögern ließe. Aber da war nur Wärme. Dunkelbraune Augen umrahmt mit buschigen schwarzen Augenbrauen. Das Gesicht war so klar, so frisch, so lebendig und so attraktiv. Die Haare faszinierten mich. Unmengen von schwarzen Locken tummelten sich auf diesen schönen Kopf. Am liebsten hätte ich sie sofort mit meinen Fingern durchwühlt.

„Komm, meine Katze, trink was, ich bestell´ Dir einen guten Wein.“ „Bitte, nur ein Achterl, bin mit dem Auto da.“

„Mit Deinem Kurti?“ Und schon konnte ich wieder lachen. „Du und Dein Ostbahn!“ Ich schmunzelte und betrachtete seinen überdimensionalen Bauch. Ob sich das ausgeht, wenn ich ihn mit meinen beiden Armen umfasse? Er trug dasselbe blaue T-Shirt wie das an diesen bizarren Abend im Heim in der Portierloge, jedoch es war sauber. Der Bund der Jeanshose war unter dem Bauch platziert. Die Hände und Arme wirkten gar nicht wie die eines dicken Mannes, im Gegenteil sie waren fast zierlich geformt. Nichts daran schwabbelte. Der Bauch war wirklich gigantisch. Er legte ihn ab und an auf seinem Schoß zurecht. Mittlerweile hatte er das sechste oder war es schon das siebente Krügerl bestellt. Kein Anzeichen von Schwips. Das Schnitzel hatte er längst gegessen. Aber wie! Ein Hochgenuss ihn beim Essen zu zusehen. Kein Schlingen, kein hektisches reinschaufeln, nein es war eine Zeremonie. Ein Mann der so isst, muss doch auch beim Sex …weg mit diesen Gedanken.

„Magst Du noch eine Nachspeise?“, fragte er.

„Ja, Dich“, aber das war nur ein stummer Gedanke.

Laut sagte ich:“ Einen Kaffee, einen großen Braunen, bitte!“. Er griff nochmal zur Speisekarte und studierte die Weine. P. (vollständiger Name ist Bluesanne natürlich bekannt) erzählte mir, dass seine Familie fantastische Weine produziert, und dass wir dort unbedingt hinfahren müssen. Begeistert, wie immer schilderte er mir von den unterschiedlichsten Wein und Rebsorten. Kurz blitzte mein alkoholkranker Vater in meinem Kopf auf, doch das war eine andere Welt, in der man völlig anders mit Alkohol umging. Es drehte sich nicht ums unkontrollierte rein saufen. P. erklärte mir woher es kommt, dass der eine Wein Schädelweh am Morgen verursacht und der andere nicht. „Und wie ist das mit dem Bier?“, fragte ich grinsend. Er hatte mittlerweile 10 Krügerl getrunken. Er wirkte nach wie vor nüchtern. Naja, vielleicht noch gesprächiger, was kaum vorstellbar war. Er lallte nicht, er wankte nicht bei den etlichen Gängen auf die Toilette.

In diesen kurzen Momenten der Stille, schossen wieder diese Für und Wider Listen durch den Kopf. Eigentlich war es sinnlos, darüber nach zudenken, es war doch schon alles klar. Er, der Herr Opernsänger, mit betuchten Vorfahren die etliche Hektar Weingüter besaßen, Eltern die in der Musik u. Kulturwelt einen Namen hatten. Ein Mann der den goldenen Löffel Daheim im Alter von 15 Jahren einem Leben in einer Kommune vorzog, seine Ausbildung in einer der renommiertesten Schulen der Stadt genossen hat, bei weltberühmten Menschen Gesang studiert hat und jetzt hier mit abgetragenem T-Shirt seine Biere genießt. Jetzt wo ich einen Teil aus seinem Leben kannte, kam mir das noch absurder als im Obdachlosenheim vor. Einfach irre.

P. kam, nein er schritt stolz durchs Lokal, abermals zur Toilette. Ich zündete mir eine Zigarette an und rief die Tabellendiagramme nochmals im Hirn ab – grüner Balken – roter Balken – grün….

Ein Herr vom Nebentisch zwinkerte mir zu und meinte: „Ein feiner Herr!“ und hob den Daumen in die Höhe.

War das jetzt ein Zeichen von Oben?

In diesen Moment kam P. retour und legte seinen Kopf an mein Ohr: „Du willst es doch auch, jede Frau will ihn anfassen“, er schnappte sich flink mein Armgelenk und umfasste es mit einem festen Griff. Ich starrte ihn an und versuchte entsetzt meine Hand zu befreien. Er ließ nicht locker und legte sie auf seinen Bauch. Gleichzeitig echauffiert und erleichtert ließ ich die Hand auf diesem gigantischen Gebirge liegen. Er fühlte sich warm und fest an. Langsam löste er seine Finger von meinem Armgelenk. Und ich saß da, mit der Hand auf diesen gigantischen Bauch.

„Ich bin zwar nicht Buddha und schon gar kein Heiliger, aber …!“

Ich drückte ihn meinen Finger auf die Lippen und dann küsste ich ihn. Das hat ihn wohl doch ein wenig überrascht und er orderte das 13. Krügerl. Jetzt schön langsam, zeigten die flüssigen Semmerl doch Wirkung. Oder war es doch der Kuss?

Ja und wie das halt so in einer (Seifen ;) ) )Oper so ist 2.Akt. 13.Szene….Vorhang...

ist auch das noch lange nicht das Ende dieser ganz besonderen Erinnerung an einen ganz besonderen Menschen.

F o r t s e t z u n g f o l g t….

Vielen Dank!

Wie ist der Sex mit 180 kg? - 1.Akt

Wie ist der Sex mit 180 kg? - 2.Akt

Wie ist der Sex mit 180 kg? - 3.Akt

Wie ist der Sex mit 180 kg? - 4.Akt

Wie ist der Sex mit 180 kg? - 5.Akt - Finale

Wie ist der Sex mit 180 kg? - 6.Akt - Epilog

Mit dem Lift in den Himmel

Dies ist eine kleine Episode zu: Schuldig!

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