BlogBild: Zitrone (Bluesanne-Mini by Bluesanne)
Manchmal frage ich mich schon, mit welch eigenartigen Dingen ich in Teil 2 meines Lebens noch konfrontiert werde.
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Da wird doch tatsächlich eine Mischung aus Zitronen-Lemongrass-Aroma in eine Postfiliale geblasen, um wartende Menschen zu besänftigen. So gehört und gesehen in einer Meldung bei Wien-Heute gestern Abend.
Nun könnte ich sagen: „Wem interessiert’s, sollen sie doch!“ Ist ja nichts Neues, dass wir Kunden mit hinterlistigen Tricks in den Verkaufszonen zu devoten Konsumenten gemacht werden. Wo wir doch schon längst meist nicht mehr das ins Einkaufswagerl legen, was wir tatsächlich brauchen. Einkaufszeilen in den Verkaufshallen derart seltsam positioniert werden, dass ich mich oft frage: „Wieso steht der Zucker neben dem Klopapier?“ Oder warum muss ich zehnmal an ein Produkt mit dem Wagen touchieren, um es dann beim elften Mal endgültig zwangsläufig zu ignorieren. Weil die Regale mit den Waren derart raffiniert bestückt werden, dass wir zu dem greifen, was der Anbieter möchte. Unterschwellig rieseln über mir Weichmacher – Melodien, die mich in gemütliche Einkaufslaune bringen sollen. Unterbrochen von Mantra ähnlichen Werbedurchsagen aus den Lautsprechern, die mir ins Ohr säuseln: „Kauf das, Du mein Konsumsklave!“ Schon beim Eingang tritt mir die Verlockung in Form von knusprigen Semmeln und bunten Obst entgegen. Selbstverständlich ins richtige Licht gebracht mit ausgeklügelten farbigen Lampen. Erdbeeren strahlen im Geschäft im schönsten Rot. Semmeln funkeln in goldiges Sonnengelb. Doch spätestens zu Hause wundere ich mich, wie schnell doch die leuchtenden Lebensmittel auf dem Weg noble Blässe angenommen haben.
Was soll das nun mit dem Duft in der Post? Der Profi-Parfumkreateur Lorenzo Dante Ferro aus Italien wurde dazu engagiert. Maestro Profumiere Lorenzo Dante Ferro, welcher Düfte speziell für Hotels, Banken und sogar schon für den Papst kreiert hat. Wie das katholische Kirchenoberhaupt nun wohl riecht, nachdem ihn der Parfümeur eingesprüht hat?
Und jetzt die Postfiliale in Wien Simmering. Wie es im Bericht heißt:…um eine Wohlfühloase zu schaffen. Ist das Postamt der neue Wellness – Geheimtipp der Saison, oder was? Für die armen Menschen, die sich keinen Urlaub leisten können, oder wie? Wer jetzt denkt, dass nun der Duft von sizilianischen Zitronenhainen durch die Räumlichkeiten der Post wehen, der irrt. Alles nur künstlich erzeugte Aromen. Nein, da hat niemand kiloweise frischgereifte Zitronen ausgepresst und träufelt den wohlriechenden Saft in die Klimaanlage. Ich persönlich, reagiere ziemlich aggressiv auf Düfte. Meine olfaktorischen Sensoren schlagen Alarm, bei allzu starken Gerüchen. Massive Kopfschmerzen sind die Folgeerscheinungen. Darum meide ich Parfümerien und Drogerien besonders. Somit hätte bei mir die Duftwolke in der Postfiliale eine völlig gegenteilige Wirkung. Ich würde auszucken und schreiend auf die Straße flüchten.
Sicherlich hat der Duftzauberer aus bella Italia jede Menge Lira, sorry €uros dafür bekommen. Wieso stellt die Post nicht mehr Leute ein, um die unendlichen Warteschlangen zu verkürzen? Oder ist das gar nicht das Ziel? Nein, es soll einfach nur den Kunden eine wohlige angenehme wohlriechende Wartezeit vermitteln. Das Problem selbst ist unwesentlich scheint es. Meiner Meinung nach, ein Phänomen der heutigen Zeit. Es ist vergleichbar mit permanent auftretenden Schmerzen. Der Arzt verschreibt Pülverchen gegen die Wehwechen, doch den Ursachen oder Auslösern wird kaum nach gegangen. So stellt sich mir die Zitronenberieselung in der Post dar. Die Menschen sollen gefälligst weiter geduldig in der Schlange stehen. Egal, was es kostet. Hauptsache sie verhalten sich still und angepasst. Jedes Mittel ist Recht. Wer weiß, vielleicht blasen sie demnächst Beruhigungsmittel durch die Luft. Obendrein, wieso darf ein Postamt nicht nach Postamt riechen? Nach Stempelfarbe, Paketen, Klebstoff und den schwitzenden stets freundlich bemühten Postbeamten am Schalter? Vielleicht noch fallweise von Liebesbriefen, die diskret mit dem Geruch der Angebeteten beträufelt wurde. Außerdem, der ewig genervte Mensch mit einer leichten Alkoholfahne vor mir, wird mit den Zitronen in der Luft deswegen auch nicht nach Rosen duften, oder?
Eine eigenartige seltsame Welt. Keineswegs bin ich dem Neuen oder innovativen Ideen gegenüber abgeneigt. Im Gegenteil. Ich begeistere mich außerordentlich für findige, spritzige und etwas andersartige Ideen. Doch dieser Hauch an Kreativität löst nicht das Problem. Es sprüht lediglich eine sich verduftende Wolke drüber. Kunden werden eingenebelt, um deren Sinne zu täuschen. Die Wartezeit wird deswegen nicht kürzer. Eine rosa Brille für die Nase des Kunden.
Irgendwie erinnert es mich an das Buch: Das Parfüm. Der Protagonist Grenouille sammelt in riesigen Flaschen ermordete Frauen um deren betöhrenden Duft zu konservieren und zu bewahren.
Gut, dass bei der Post keine Zitrone dran glauben musste. Weil sonst würde sauer, doch noch lustig machen.
©Bluesanne bedankt sich fürs Lesen!