Am Samstag, dem 26.09 fand in Wien eine Anti-Corona-Demo statt. Im Gegensatz zur Friday-for-Future-Demonstration, für die von den "Qualitätsmedien" selbstverständlich immer mediale Streicheleinheiten verteilt werden, erscheinen Artikel zu Demonstrationen, die die demokratiepolitisch äußerst fragwürdigen Anti-Corona-Maßnahmen der Bundesregierung thematisieren, gleich mal unter der Kategorie "Extremismus" und deren Teilnehmer werden im Vorfeld gleich mal mit Nazis und Schwulenhassern in einen Topf geworfen.
So beispielsweise in einem Artikel des "Standard". Der einleitende Satz lautet wie folgt: "Am Samstag demonstrieren wieder Corona-Leugner in Wien. Vorn mit dabei sind Neonazis und Verschwörungstheoretiker". Bumm! Das hat gesessen. Ein gefundenes Fressen für die Forumskommentatoren, die meist mit der Blattlinie d'accord gehen. Der Artikel erschien um 7:00 morgens. Die Demonstration fand um 13h statt. Die Standard-Redakteure wussten anscheinend schon im Vorfeld, welche Leute dort erscheinen werden. Eine investigativ-journalistische Meisterleistung, muss man schon sagen. Dabei wurde auch gleich mal eine Verbindung zur amerikanischen QAnon-Bewegung hergestellt.
Jedenfalls habe ich mir die Mühe gemacht und mir diese "Nazis", "Corona-Leugner" und "QAnon"-Weltverschwörer mal aus der Nähe angesehen. Dabei habe ich mir von Anfang an auch alle Redner angehört. Die ganze Veranstaltung dauerte über vier Stunden.
Obwohl ich mir so sehr Mühe gab, fand ich keinen einzigen Neonazi, ja nicht mal ansatzweise Personen, die man dem rechtsextremen Spektrum zuordnen könnte. Auch wüsste ich nicht, welche der Anwesenden zur Beschreibung eines QAnon-Verschwörers passen würde. "Corona-Leugner" sind in der Welt der "Qualitsjournalisten" vermutlich alle, die nur den leisesten Widerstand am Corona-Regierungskurs öffentlich geltend machen, also vermutlich alle Anwesenden solcher Demos.
Unter den Rednern waren aber auch keine Rechtsextremisten und Weltverschwörer. Na sowas aber auch! Die meisten Reden fand sogar ich durchaus interessant. Redner waren zum Beispiel ein Arzt, der aus medizinischer Sicht die Corona-Maßnahmen der Regierung kritisch hinterfragte, als auch ein junger Biobauer aus Oberösterreich, der als Verkäufer auf einem öffentlichen Markt die Maske verweigerte, die Strafen auch nicht zahlte, und der, laut seiner Aussage, nach richterlicher Anordnung deshalb nun vom Verfassungsschutz beobachtet werde. Eine Rednerin erzählte, dass ihren Enkelkindern in der Schule nun erklärt wird, dass nun "kleine Tiere auf ihnen herumkrabbeln würden" wodurch sie nun von "Oma Abstand halten müssten". Weiters wurde auch ein Volksbegehren zur "Wiedergutmachung der COVID-19-Maßnahmen" beworben, in welchem u.a. gefordert wird, das bisherige Epidemie-Gesetz wieder rückgängig zu machen und die Opfer dieser Willkur-Gesetzgebung zu entschädigen (man erinnere sich, dass das ursprüngliche Epidemie-Gesetz einfach außer Kraft gesetzt wurde, sodass viele Betroffene rechtliche Ansprüche auf Schadensersatz verloren). Was daran alles rechtsextrem und Corona leugnend sein soll, wissen vermutlich nur die Standard-Redakteure. Ironischerweise sagte sogar einer der Redner, dass niemand der hier Anwesenden die Existenz des Corona-Virus anzweifeln würde, über die Gefährlichkeit jedoch diskutiert werden muss.
Alles in allem fand ich die Darbietung wirklich interessant. Witzig waren die Gegendemonstranten, die aus circa einem Dutzend "Omas gegen Rechts" bestanden, die die ganze Zeit nur herumsaßen und "Abstand gegen Rechts" einhielten.
Jedenfalls hat sich meine Meinung über die sogenannten "Qualitätsmedien" wieder mal bestätigt, um nicht das böse Wort "Lügenpresse" zu verwenden, denn sonst wäre ich wohl ein "Nazi".