"Inside "Islam" Kindergärten" vom September 2016
(Lesezeit 6 Minuten)
In diesem BIBER Artikel geht es um die so genannte "Aslan Studie über islamische Kindergärten".
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REWIND
Erinnern wir uns: Ednan Aslan verfasst 2016 eine Auftragsstudie, die evaluieren soll ob und wieviel Islamfaschismus (euphemistisch auch "Islamismus" genannt) in islamischen Kondergärten steckt. Der Befund: Ja! Es gibt den Islamfaschismus in Kigas! Sogar erschreckend viel! Dann der Knalleffekt: Die "Aslan Studie" sei durch politische Intervention verfälscht!
Diese "Studie" beweist nur, dass es auch unter uns Religionskritikern Leute gibt, die unfair, schmutzig und dumm spielen. Und sonst gar nichts.* Ausser vielleicht das S. Kurz doch genug Pomade am Leib hat, dass jede Schweinerei an ihm abglitscht.
SIMON KRAVAGNAS ALAMO STELLUNG
Ich fange ganz hinten an, weil es dort am offensichtlichsten ist, was ich an diesem Text von BIBER zu kritisieren habe. Am Ende des Textes „bohrt“ der Chefredakteur persönlich nach, bekommt eine alarmierende Antwort – und zieht daraus einen unerwartet dummen Schluss. Hier das Zitat:
„„Zum Nikolo bekommt jedes Kind, dessen Eltern das wollen, einen Schoko-Nikolo.“ Wollen das die muslimischen Eltern?“, fragt mein Schwager alias biber-Chefredakteur Kravagna. „Leider nicht viele, aber wir arbeiten daran“, sagt die Pädagogin. Würde es Samir wirklich geben, hier würden wir ihn jederzeit in den Kindergarten geben.“ Zitat ende.
Die Antwort müsste alle Alarmglocken läuten lassen: Dass nur wenige muslimische Eltern den Nikolo wollen, bedeutet im Umkehrschluß, dass die Mehrzahl muslimischer Eltern den Nikolo nicht will! (Soll ich zu Bleistift und Zeichenblock greifen?) Selbst Agent Moulder hätte spätestens jetzt festgestellt: „Hier stimmt was nicht, Scully!“
Wie ist es gut, dass man 2016 in Europa erst noch daran arbeiten muss, dass religiöse Menschen harmlose Shoko-Symbole einer anderen Religion akzeptieren? Sollte dass im 21. Jahrhundert in Europa nicht die Regel sein, keine Ausnahme? Trotzdem kommen die Autoren zur Schlussfolgerung, ein Kindergarten, in dem die Mehrzahl der Muslime ihren Kindern keinen depperten Shoko-Nikkolo gönnen, sei genau richtig für ihr fiktives Kind.
Nein! „Hier stimmt was nicht, Kravagna!“. So wie an diesem Artikel noch sehr vieles nicht stimmt.
INSIDE? UNDER COVER? - Oder: Nich´ so ganz, Leute...
Als BIBER die Story "Inside "Islam" Kindergärten" bringt (Sep. 2016) ist die "Aslan Studie" bereits bekannt – aber noch nicht als verfälscht entlarvt. BIBER macht daher eine Art Fakten-Check, Undercover-Style. Soweit so gut.
Es wird der Eindruck des investigativen Journalismus erweckt, indem man Begriffe verwendet, die der Laie mit investigativen Journalismus verbindet: "inside", "under cover". Doch ivestigativer Journalismus ist etwas ganz anderes: Teuer, langwierig und in Europa nur noch selten zu lesen. Nur noch wenige Medien (z.b. Channel 4, GB oder „B 92““ Ser.), kaum Printmedien, leisten sich die hohe Kunst des investigativen Journalismus.
Wer wissen will, was investigativer Journalismus tatsächlich ist, soll das bei Greg Palast** oder Brankica Stanković*** nachlesen, die beide mit zahlreichen interkontinentalen Ehrungen auf diesem Gebiet bedacht sind. Die Autoren des BIBER Artikels waren weder „inside“ noch besonders „under cover“ und schon gar nicht investigativ.
NACHFRAGEN, FANGFRAGEN und VERKLEIDUNGEN
Sehr viel Text wird aufgewendet, um die journalistische Sorgfalt zu dokumentieren. Und die sieht so aus: Der Chefredakteur fragt bei seiner Autorin intensiv nach, ob sie nicht etwa befangen sei. Dann schließt er sich der Recherche an, lernt den Islam in einem 60-minunten Chrash-Kurs, tarnt sich mit einem Bart und behauptet muslimisch zu heißen.
Ich muss fragen: Echt jetzt? Wie ist das eine ernsthafte, gar investigative Vorbereitung, um irgendwo „under cover“ „inside“ zu gelangen? Mit Bart durch eine Tür zu gehen ist weder „under cover“ noch „inside“. Echte investigative Journalisten sammeln Informationen und bereiten ihre Tarnung oft wochenlang vor und brauchen dann ebenso lange, um irgendwo „inside“ zu gelangen. Warum tarnt sich die Journalistin nicht als Religionspädagogin (oder meinetwegen als Arabistin), die einen Job im Kiga sucht? Nur Kottan ermittelt unter dem Motto „Ruck-Zuck!“.
Die „Radikalen-Fangfrage“ hat mich besonders erheitert.: „Ich hoffe, die Kinder dürfen hier nicht singen?“.
Abgesehen davon, dass, käme sie aus meinem Mund, man mir sofort unterstellen würde, es sei eine Suggestivfrage, ist diese „Fangfrage“ aus einem anderen Grund lächerlich. Die „Aslan Studie“ ist – wie schon gesagt – allgemein bekannt. Ganz besonders ist die „Aslan Studie“ bei den Betreibern der islamischen Kindergärten bekannt. Und berüchtigt. Deswegen ist es besonders naiv, mit einer „Fangfrage“ hinter die Geheimnisse von Leuten kommen zu wollen, die bereits wissen, dass Leute kommen, die mit Fangfragen hinter ihre Geheimnisse kommen wollen. Wie Ednan Aslan, nur wenige Wochen zuvor.
Deswegen ist es auch besonders naiv überhaupt die Fragen zu stellen, die die Autoren gestellt haben. Wie können sie erwarten, dass nach bekanntwerden der „Aslan Studie“ irgendjemand aus dem islamischen Kiga-Geschäft so dumm sein könnte, solche Fragen anders zu beantworten, als beschrieben?
Gute (Fang-) Fragen sehen anders aus. Zum Beispiel: „Meine Tochter kann im Kiga ein Kopftuch tragen, aber wenn mein Mann sie abholt, muss sie Burka tragen, kann man das einrichten?“ Oder: „Ich weiß, im Kiga gibt es keinen echten Religionsunterricht, aber wen könnten sie mir für einen Privatunterricht empfehlen? Welche Bücher?“ Die Antworten auf nur diese zwei Fragen wären informativer und entlarvender gewesen. Wollte ich noch deutlicher werden, müsste ich es den Autoren des Artikels aufzeichnen. Stichwort: „Handbuch der Muslimischen Frau“, zu beziehen im Islamischen Zentrum in Wien.
Alles in allem kritisiere ich den informativen Anspruch und Mangel an professionellem Zugang. Die Methode ist nur vorgegaukelt, die Fragen leicht durchschaubar und Simon Kravagna mit Bart wird nach 60 Minuten nicht zum überzeugenden Moslem, er bleibt einfach nur Simon Kravagna mit Bart.
WER VON ALLAH BESCHÜTZT WIRD – Und wer nicht
Auf eine Szene will ich im Besonderen eingehen. Ungewollt offenbart hier die Autorin wie unkritisch sie denkt, wenn es um ihre eigene Religion geht. Zitat aus dem Text (Es geht um Djinns und den Schutz Allahs):
„Die Frau mit dem leger sitzenden blauen Kopftuch rezitiert auf Arabisch zwei Verse aus der Sure An-Nas (die Menschen). Noch vor dem Ende der Verse rufen die Vierjährigen aufgeregt durcheinander: „Kann Gott mich vor bösen Menschen schützen?““ (…) „Geduldig erklärt die Koranlehrerin, die eigentlich Arabistin ist, die religiöse Bedeutung der Sure: Jeder Gläubige könne bei Allah um Schutz ansuchen.“
Die Autorin des BIBER Textes und die Koranlehrerin, die „eigentlich Arabistin“ ist (also nota bene KEINE Religionspädagogin) ignorieren schlicht, dass mit „jeder Gläubige“ im Koran unmissverständlich nur Muslime gemeint sind. Ungläubige – also alle Nichtmuslime – brauchen es nicht ein Mal zu versuchen. Genau hier wäre übrigens kritisches Nachfragen tatsächlich angebracht gewesen. Die Autorin verzichtet darauf, weil sie sich sonst mit unangenehmen Antworten auseinander setzen müsste. Sie lässt Kritik, dort wo sie wichtig wäre, einfach aus und geht weiter im Text.
Mein Fazit zu diesem BIBER Text lautet: Echter Journalismus sieht anders aus.
Und meine letzte Frage dazu lautet: Quousque tandem abutere, BIBER, patientia nostra?
http://www.dasbiber.at/content/inside-islam-kindergaerten
ENDE
FUßNOTEN:
*Ausserdem: Kein guter Dienst an der Sache! Allerdings kann das Fehlverhalten Solcher nicht herangezogen werden, um humanistische Religionskritik als Ganzes zu diskreditieren. Das ist nur Anpatzerei. Uns Kritikern wird stets vorgeworfen, unsere Kritik wäre ein Anpatzen aller Gläubigen. Das ist eine Unterstellung, genauso wie die Unterstellung dass die "Aslan Studie" irgendwie typisch für Religionskritiker sei.
** Brankica Stanković "Insajder, moja priča" ISBN 978-86-7963-374-3, Beograd, 2014, B.S. Arbeitet für den Sender B 92 wo sie das investigative Format „Insajder“ leitet, lebt und arbeitet seit 2009 unter ständigem Polizeischtutz, derzeitiger Aufenthaltsort unterliegt der Geheimhaltung durch die Republik Serbien.
*** Greg Palast investigativer Journalist der alten Schule, einer der berühmtesten, arbeitet u.A. für den britischen Observer, mit vielen Gewerkschaften und NGO-s. Rest googeln, der Typ ist echt weltberühmt!