SABINA UND SAMRA – Verführt, vergewaltigt, ermordet und vergessen - Ein Essay

(Lesezeit 12 Min.)

Bogumil Balkansky erinnert an Sabina Selimović und Samra Kešinović, die in einem namenlosen Meer aus Schweigen ertrinken müssen - und bricht ein Tabu.

Warum dieser Text?

Einfach weil Samra und Sabina es verdienen, dass kein Aspekt ihrer traurigen Geschichte unbesprochen bleibt. Leider ist genau das geschehen. Und weil die zwei toten Mädchen es nicht mehr können – und alle Anderen es offenbar nicht wollen – muss ich es tun.

Dabei werde ich ein Tabu brechen und auch danach fragen, ob die Eltern von Sabina und Samra jemals die Chance haben "das Richtige" zu tun – oder ob für sie diese Chance nie besteht. Ich werde auch fragen welche Verantwortung die "Community", Vereine wie die IGGIÖ, die Medien und die Politik für diese Chancenlosigkeit tragen. Gegebenenfalls werde ich einen Shitstorm schon aushalten.

Rewind

Eine Repetition des Geschehenen ist angebracht:

Im April 2014 verschwinden Sabina Selimović (15) und Samra Kešinović (16) aus unserer Stadt und aus dem Leben ihrer Eltern, die 1992 nach Österreich als Kriegsflüchtlinge des Bosnienkrieges kommen. Ein Abschiedsbrief klärt auf, dass die beiden Mädchen als "Jihad-Bräute" in das Gebiet der ISIS gereist sind. Anfangs gibt es noch Lebenszeichen via Netz-Propaganda: Sabina und Samra als glückliche Ehefrauen zukünftiger Märtyrer im ISIS-Paradies. Bald hört das auf. Etwas später verfestigt sich die Gewissheit, dass beide Mädchen tot sind. Sabina soll bei Kämpfen getötet worden sein, Samra soll wegen Ungehorsams erschlagen worden sein.

Schon kurze Zeit nach dem Verschwinden der Mädchen wird klar, wie ihre Radikalisierung geschehen ist: Im privaten Religionsunterricht bei Mirsad Omerović aka Ebu Tejma, der ebenfalls 1992 als Kriegsflüchtling nach Österreich kommt– allerdings aus dem Sandžak in Serbien.

Denkverbot

Die Eltern beider Mädchen sehen nichts Schlechtes darin, sie zusätzlich zum regulären Religionsunterricht zu einem Imam zu schicken, zumal die Mädchen selbst das wollen und zumal der Imam Absolvent eines 6-Jährigen Theologiestudiums in Saudi Arabien ist.

Und genau hier sehe ich eine anerzogene Hilflosigkeit: Die Eltern der Mädchen sind selbst Muslime, „ganz normale“ bosnische Muslime, die den milden „Jugo-Islam“ kennen und leben und die mit den Begriffen Salafismus oder Wahabismus weder etwas Böses, noch irgend etwas verbinden. Wie alle Religiösen, sind auch die Eltern erzogen worden, Religion im Allgemeinen und ihre eigene Religion im Besonderen, als etwas prinzipiell Gutes zu empfinden. Niemand, hat den Eltern von Sabina Selimović und Samra Kešinović jemals beigebracht kritisch zu sein, wenn es um die eigene Religion geht. Im Gegenteil: Ihnen wurde von Kind an gesagt, sie sei die einzig wahre, die Einzige, an der es nichts auszusetzen gibt und die Einzige, die einst ihre eigenen Kinder haben sollen.

So verläuft es bei allen Religionen, es ist keine Besonderheit des Islam: Die Gläubigen - künftige Eltern neuer Gläubiger - sollen gar nicht erst auf die Idee kommen, Religion zu hinterfragen.

Im Meer der Stille

Die nächste Frage, die ich stellen will, ist einfach: Gibt es eine versäumte Chance, die, wäre sie wahrgenommen worden, das Schicksal von Sabina und Samra zum Guten hätte wenden können? Die Antwort ist schlicht: Ja! Sogar mehrere!

Imam Mirsad Omerović ist seit spätestens 2011 mit vollem Namen und Pseudonamen Gegenstand der Berichterstattung der Slobodna Bosna* und Person von besonderem Interesse der bosnischen, kroatischen und serbischen Polizeibehörden im Zusammenhang mit dem Attentäter Mevlid Jašarević und der Salafistenenklave im Dorf Gornja Maoča in Bosnien. Insbesondere wird berichtet, dass Omerović in Wien „stationiert“ ist, hier für Gornja Maoča Geldspenden organisiert, die Geldflüsse lenkt und dass er hier in Wien zahlreiche, gut besuchte jihaddistische Hasspredigten hält, die auf CD verbreitet werden und so zusätzlich Geld generieren.

Bis zum Verschwinden von Sabina und Samra 2014 wird über Mirsad Omerović in bosnischen. kroatischen und serbischen Zeitungen seit 2011 immer mehr berichtet weil seine Wichtigkeit und Bekanntheit in der österreichischen und der bosnischen Salafistenszene enorm wächst. Gleichzeitig ist Omerović regulärer Religionslehrer, bezahlt von der Stadt Wien, wohnt in einem Gemeindebau und seine Aufenthaltsdokumente sind makellos. Er bezieht sogar zeitweise Sozialhilfe. Erst 2016 stellt die Grazer Staatsanwaltschaft im (längst fällig gewesenen) Prozess gegen Omerović erstaunt die Frage, wie das sein konnte.

Angesichts der Fülle der Berichte der Medien unserer Herkunftsländer über Omerović kann man nur zweierlei schließen: Die Eltern von Sabina und Samra lesen diese Zeitungen nicht oder sie ignorieren die Berichte über den Religionslehrer ihrer Kinder. Diese Frage stellt kein Journalist. aber es ist eine legitime Frage. Genauso wie die Frage legitim ist, ob die Eltern andere Möglichkeiten haben, zu erkennen wer der Religionslehrer ihrer Kinder ist – und was er predigt? Und wieder muss die Antwort „Ja!“ lauten.

Die Predigten des „Ebu Tejma“ und sein echter Name sind schon vor dem Verschwinden der beiden Mädchen in der gesamten Community verbreitet und wohlbekannt. Und wenn wir annehmen wollen, dass Vereine wie das IGGIÖ, IMÖ und ähnliche, nicht von Stummen, Tauben und Blinden geführt werden, dann muss auch diesen Entitäten schon damals bekannt sein, das der bekannteste Hassprediger Wiens Ebu Tejma, der Religionslehrer Mirsad Omerović ist.

Irgendwie scheint der Slogan für Homosexuelle US-Soldaten auch hier zu greifen: "don´t ask – don´t tell“. Die Eltern von Sabina und Samra fragen nicht nach - und die „Community“, die Vereine und Alle, die es wissen müssen, sagen nichts. Und in diesem allgemeinen Schweigen ertrinken Samra und Sabina, wie in einem namenlosen Meer, bevor sie noch 18 werden können.

Das Meer der Lügen

Insbesondere die IGGIÖ macht sich einer zynischen Unterlassungs-Sünde schuldig. Obwohl nichts unternommen wird, um Ebu Tejma an seiner Tätigkeit zu hindern und obwohl bekannt ist welchen Jihad er meint, wenn er ihn predigt, erzählt uns Frau Amina Baghajati vom IGGIÖ mit fröhlich geweiteten Augen bei jeder sich bietenden Gelegenheit, Jihad sei nur „zur Schule gehen“, Hassprediger und Hasspredigten gäbe es in wiener Moscheen gar nicht und überhaupt sei alles nur eine Anpatzerei einer Religion des Friedens. Die Folgen dieser Augenauswischerei sind bekannt: Nicht nur Sabinas und Samras Angehörige werden ins Unglück gestürzt – zahlreiche Andere trifft es genauso.

Die Politiker stellen sich nicht einmal dumm – sie sind es! 2010, als Mirsad Omerović längst als Ebu Tejma die gesamte Community mit seinem Islam, seinem Jihad und seinem Hass via CD beliefert, wetteifern die SPÖ und die ÖVP um die Wahlgunst der wiener Muslime und präsentieren jeder seine eigene, freiwillig Kopftuch tragende Kandidatin. Sarah Rahman für die VP und Gülsüm Namaldi für die SP. Die Grünen plakatieren nur eine unscharfe Kopftuchträgerin im Hintergrund. Die Medien bringen wohlfeile Interviews und insbesondere die migrantischen Medien (z.B. BIBER) promovieren, was ich für eine Farce halte als Quantensprung der Toleranz und Vernunft.

Gleichzeitig werden alle kritischen Stimmen (und ich rede nicht von der FPÖ, deren „Kritik“ sich von selbst richtet), die nach den nicht so netten Konotaten des Kopftuches fragen, von SP, VP, den Grünen, den Islamverbänden und den (meisten) Medien (insbesondere BIBER) als Phobiker, Hassprediger und Nazis untergebuttert.

Die Frage ist: Welches Signal senden die großen Parteien, die Grünen, die Islamverbände und Medien wie BIBER damit an die Muslime Österreichs, zu denen die Eltern von Sabina und Samra auch gehören? Welches Bild der gesellschaftspolitischen Realität wird diesen Eltern präsentiert?

Es ist auf jeden Fall ein Bild, aus dem Unangenehmes, das dieses Bild stören oder zu „dummen“ Fragen führen könnte – schlicht weg retuschiert ist. In diesem Bild kommt Mirsad Omerović gar nicht vor, der Salafismus ist nicht wirklich schlimm, bloß missverstanden und eigentlich unwichtig, das Kopftuch ist nur ein Stück Stoff (Sarah Rahman), oder ein Teil der Persönlichkeit (Gülsüm Namaldi), jedenfalls nix Schlimmes, nix mit Konotaten versehenes. Die Burka (und ähnliches) worin Ebu Tejma alle Frauen sehen will, kommt in diesem Bild nur als harmlose folkloristische Kulturleistung vor über die nicht weiter geredet werden müsse.

Wie wir alle, vertrauen die Eltern von Sabina und Samra, dass wenn soviel Einigkeit bei jenen herrscht, die Politik machen, die die Community machen und die die Nachrichten machen – dass dann ja wohl alles so rosig ist, wie dargestellt! Das salafistische Raubtiere da draußen lauern, dass sie es auf unsere Kinder abgesehen haben und dass sie erfolgreich darin sind, unsere Kinder in den Tod zu schicken – ist bloß die Propaganda von Islamhassern.

Wie sollen also Eltern, wie die von Sabina und Samra überhaupt eine Chance haben, rechtzeitig etwas zu unternehmen, wenn ihnen vorgegaukelt wird, Teufel wie Omerović gäbe es gar nicht? Nein, gegen so viele Teufel haben die Eltern von Sabina und Samra zu keinem Zeitpunkt auch nur den Hauch einer Chance.

Und Alle, die das ermöglicht haben, sollten vor Scham im Boden versinken. (Ein frommer Wunsch zu bleiben ist dies verdammt. Yoda, Meister der Jedi)

Quousque tandem?

Dass hier ein roter Faden zu sehen ist, kann man ganz leicht erkennen: Als über salafistische Kindergärten berichtet wird, als über salafistische Schulen berichtet wird und als letztendlich die Verbindungen zwischen IGGIÖ und den reaktionärsten Kräften innerhalb des Islam offenbar werden – ist alles wiedermal Panikmache, Phobie und Faschismus.

An dieser Stelle betone ich nochmals, dass die FPÖ (oder, was das anbelangt, AfD, Identitäre u.Ä) keineswegs als Kritiker zu betrachten sind. Oder als Teil der Lösung – sondern zusammen mit den Islamverbänden, der Eitel-wonne-waschtrog-politik und den Alles-ist-gut-medien, Teil des Problems ist.

*Die Slobodna Bosna ist eine der größten und besten Zeitungen Bosniens, allerdings wird sie wegen ihrer religionskritischen Berichterstattung von besonders Gläubigen aller drei Religionsgemeinschaften und den öffentlichen Repräsentanten der Glaubensgemeinschaften angefeindet, boykottiert und bisweilen mit Klagen überzogen. Den konservativen Religiösen aller drei Ethnien gilt die Slobodna Bosna als gottlose, kommunistische, Atheistenzeitung. Link zur Story: https://www.muskiportal.com/slobodna-bosna-na-jasarevica-upozoravala-u-januaru-prosle-godine/

ENDE

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decordoba1

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Aron Sperber

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