Stundenlanges Kommentare lesen auf Facebook zum Thema Flüchtlingskrise hat mich nun veranlasst, auch meine Meinung zur derzeitigen Situation kundzutun. Kaum ein Thema wie die Situation im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen sorgt derzeit für so viele Furore in den Social Networks. Ohne jemals dort gewesen zu sein bzw. mir ein Bild von der Lage gemacht zu haben, bin ich schockiert von den Fotos und Medienberichten, die derzeit fast täglich in Österreich auftauchen. Fast noch mehr schockiert haben mich allerdings die Kommentare dazu, die ich auf Facebook, Twitter und Instagram lesen musste. Ich kann nicht verstehen, wie meine Landsleute sich dermaßen beschränkt und nicht über den Tellerrand hinausblickend verhalten können. Von der katastrophalen Rechtschreibung und Beschimpfungen in den Foren mal abgesehen, komme ich langsam zu dem Schluss, dass große Teile unseres Staatsvolkes anscheinend keine ausreichende Bildung genießen durften.
Ich sah Posts über erstaunliche Menschen, die sich mit großzügigen Spenden bewaffnet nach Traiskirchen aufgemacht haben und dort sicherlich sehr vielen Flüchtlingen das Dasein erheblich erleichtert haben. Meine Meinung: Hut ab für solches Engagement! Anscheinend teilen diese Meinung aber leider nicht viele. Ich laß Kommentare wie: "die haun doch alles nur weg", "sie sollen doch zurück nach Syrien verschwinden", "unser ganzes Steuergeld geht für Die drauf", "sollen lieber die heimischen Bettler versorgen" usw. Dabei dachte ich mir nur, traurig, was der Neid aus euch macht. Dass diese Menschen aus Kriegsländern stammen, und jedes Recht der Welt haben, unsere Hilfe in Anspruch zu nehmen, wird natürlich nicht bedacht.
Dass Kinder in Traiskirchen eine Freude gemacht wird, wenn sie einen Ball bekommen, was für uns doch selbstverständlich ist, sehen manche Facebooknutzer anscheinend als Anstoß, sich über die Finanzlage in Österreich zu beschweren und wie wenig Geld die Pensionisten doch haben. Dass die Pensionisten auch nicht mehr hätten, wenn die Flüchtlinge derzeit nicht in Österreich wären, da die Höhe der Pensionen abhänigig ist vom einbezahlten Betrag und nicht von der derzeitigen politischen Lage, mal abgesehen. Und wie es so Gang und Gebe ist folgen darauf gleich ein paar Posts von Zeitungsausschnitten, in denen Flüchtlinge mit Gewalt und Verbrechen in Verbidung gebracht werden. Um sich ja nicht zu viele Gedanken machen zu müssen, steckt Herr und Frau Österreicher am Besten alle in einen Topf und behauptet kurzerhand, dass alle Flüchtlinge Verbrecher sind und unsere Sicherheit gefährden. Zu den äußerst rechtsradikalen Posts die sich zwar selten aber doch dazwischen finden nur so viel: als ein Land dass im 2. WK nicht unmaßgeblich an einem Genozid der 6 Millionen Menschen das Leben kostete beteiligt war sollten wir mit solchen Aussagen doch vorsichtiger sein oder?
Natürlich gibt es auch Menschen, die eben die entgegengesetzten Ansichten vertreten, und auch dies mit reichlich Rechtschreibfehlern und mangelnder Bildung. Manche verlangen doch tatsächlich, die Innenministerin wegen Unterlassener Hilfeleistung zu verklagen, Politische Immunität sind anscheinend Fremdwörter. Sichtlich schockierte Anreiner, die ebenso mit der Situation zu kämpfen haben werden als Nazis beschimpft, wenn Sie ihne Meinung öffentlich vertreten. Was mir hierbei zu denken gibt: Wie können Gutmenschen, die sich dermaßen für Kriegsflüchtlinge und ihre Situation aufopfern, sich so beschränkt geben und nicht einmal versuchen die Sichtweise der Bewohner zu verstehen?
Zuguterletzt spazieren noch die netten Leute von Amnesty International herum und erklären das Lager für Menschenrechtsunwürdig ( Ich sag hiermit nicht dass es das nicht ist, ich war ja noch nicht dort). Aber anstatt mit dem Finger auf das Land Österreich, das sichtlich mit den Flüchtlingsströmen überfordert ist, zu zeigen könnte man doch beispielsweise auch die EU darauf aufmerksam machen, die Flüchtlinge gerechter auf die Mitgliedsstaaten zu verteilen. Das Geld dass für diesen ach so wertvollen Bericht verwendet wurde, der uns sowieso nur bestätigt was alle längst wussten, nämlich dass an der Situation dringend was geändert gehört, hätte sicher sinnvoller verwendet werden können.
Mein Fazit: vielleicht wäre es klüger, zu versuchen jeweils die Menschen, welche die Gegenmeinung vertreten, zu verstehen und sich ein paar Gedanken zu machen, anstatt draufloszuwüten, und damit meine ich nicht nur die Flüchtlingsgegner sondern auch die fleißigen Helfer, die einfach nicht verstehen wollen, dass sich viele vor dem Unbekannten und der fremden Kultur fürchten. Niemand sollte sich unwohl im eigenen Land fühlen müssen - weder die Österreicher noch die vielen Leidenden Menschen in den Kriegsländern. #refugeeswelcome
Freundliche Grüße & ich freu mich schon auf die netten Kommentare
-S.