Ich war zwar noch ziemlich jung, aber ich habe nebulös die Parolen und Vorwürfe der sogenannten 68er Generation im Gedächtnis. Vor allem die Vorwürfe, die diese Generation gegen deren Großeltern und Eltern erhoben haben. Sie schweigen über sich über die braune Zeit aus und hätten nichts dagegen getan, obwohl sie wissen mußten, was geschah. Natürlich trifft dies nur auf den Teil dieser Generation zu, die sich leichtfertig ein Urteil über die Großeltern und Eltern erlaubten, ohne zu bedenken, es hätten zwar ihre Großeltern und Eltern sich als Helden beweisen können und den großen Widerstand machen, aber ob dann sie diese Vorwürfe erheben hätten können, bezweifle ich zu Recht. Doch es mag durchaus legitim sein, wenn Fragen gestellt werden, jedoch die Antworten nicht zufriedenstellend kamen, wenn überhaupt Antworten gegeben wurden. Denn eine psychologische Betreuung hatte es für niemanden gegeben, wie es heute schon Standard ist.
Es mag vielleicht gerechtfertigt sein, wenn der Vorwurf des Mittläufertums erhoben wurde, jedoch unter welchen Umständen die Großeltern und Eltern der 68er Generation die braune Zeit überlebt haben, sollte alleine mit der Sicht der logischen Vernunft betrachtet werden. Es sind zudem nur sehr Wenige zu Helden geboren, sehr Viele jedoch waren Helden und redeten genauso wenig über diese Zeit und sie gingen mit ihren Taten und ihrem Handeln sicher nicht hausieren. Aber dieses Thema ist nicht das, mit dem ich mich hier beschäftige, sondern mit Europas Zustand im Augenblick. Und hier sind die Grundprinzipien des menschlichen Verhaltens genau die gleichen, wie einstmals in der braunen Zeit. Auf der einen Seite die anführenden Politiker, auf der anderen Seite die bislang begeisternde Bevöllkerung, die folgt.
Sicher kann und darf nicht die Erscheinungsform des Zustandes und des Weges in diesen Zustand mit der braunen Zeit verglichen werden, weil die inhaltlichen Ziele nicht einer Ideologie folgen, sondern Intereressen, was nur in der Auswirkung ähnliche Konsequenzen bringen wird. Trotzdem sind Ähnlichkeiten von damals mit unserer europäischen Entwicklung bis heute nicht zu leugnen. Selbstverständlich sind es nur die Ähnlichkeiten, in den Argumenten und der demokratischen Vorgangsweise, die uns die EU beschert hat. Weder die Idee des vereinten Europas steht heir zur Diskussion, noch die Vorstellung von den möglichen Einrichtungen, die aus den vielen Ländern eine mögliche funktionierende Struktur machen kann. Nur wie das Haus Europa, die Idee optimal umgesetzt werden sollte, damit dies auch so funktionieren kann, wie vorgestellt, da liegen die Ursachen begraben, daß wir im Augenblick bereits in einer Katastrophe sind.
Was fällt uns dabei augenblicklich ein? Jawohl Griechenland. Und wir müßten von Rechts wegen der griechischen Regierung dankbar sein, weil das, was durch deren Verhalten offensichtlich und oberflächlich uns als negativ entgegenkommt, ist in Wirklichkeit aber eine ungeheure Chance für uns Alle, für ganz Europa. Soweit, so gut. Die Frage, die sich stellt ist, vorausgesetzt wir lösen uns von der Oberfächlichkeit, wie können wir diese Chancen nutzen. Nun, wenn wir uns nur damit befaßen, warum die Situation so ist, wie sie ist, was wer tun soll und so weiter, dann verdienen wir es auch nicht aus diesem Sumpf zu kommen. Daß das Geld weg ist, darüber können Alle streiten und diskutieren, wie sie wollen, es wird sich nichts oder nur kaum irgendetwas ändern.
So sehr auch jede Kritik berechtigt ist, wenn sie konstruktiv und sachlich ist, sie wird mit den Personen, die derzeit die handelnden Köpfe in Europa sind, keine Änderung bringen. Zudem stellt die Lage uns Alle vor die Grundsatzfrage, wie aus den gravierenden Fehlern zu einem System gekommen werden kann, welches die Ansprüche von Freiheit, Demokratie und effektiver und effizienter Verwaltung und Einrichtungen erfüllt. Sicher ist die föderale Verteilung der diversen Einrichtungen gut gemeint, aber es liegt daran, daß sich ein System festgefahren hat, das anderen Interessen entgegenkommt, nur nicht in dem Ausmaß, für welches es vorhanden ist. Aber das wissen wir eigentlich. Nur das wollen die EUphoriker in den Einrichtungen nicht wahrhaben. Und es liegt sicher nicht daran, daß es an Gedanken und Ideen mangelt.
Ebenso ergibt die augenblickliche Situation für uns die grandiose Chance, daß wir Europa nicht nur neu aufbauen könnten, sondern vielmehr dafür sorgen könnten, daß erst einmal Identität geschaffen werden kann, die die Grundlage für Europa ist. Aus dieser Identität dann jene Einheit zu bilden, die Europa, wie eine Kette mit Gliedern zusammenhalten würde, wäre der nächste Schritt. Somit brauchen wir nur kompatible Systeme, die für Europa als Mindestgrundlage dient, aber den einzelnen Ländern überläßt, wie hoch die Sätze sind. Denn in den Ländern, denen es besser geht, kann auch mehr in die Systeme eingezahlt werden und die ärmeren Länder zahlen nach deren Möglichkeiten. Diese Flexibilität ermöglicht über die Unterschiede und Gegensätze hinweg dennoch ein gemeinsames Ganzes aufzubauen.
Nur Eines wird nicht funktionieren, wenn das derzeitige alte System dogmatisch erhalten werden soll. Europa ohne die Menschen danach zu befragen und Gedanken und Ideen zu sammeln und dann in ganz Europa vorzustellen, damit sich Alle diese Vorstellungen und Vorschläge überlegen können, schafft vielleicht wieder Vertrauen in die Idee Europa. Denn das Vertrauen haben zwar die Menschen mehr oder weniger verloren, aber nicht von ihnen ausgehend, sondern durch diejenigen, die in und mit diesem Vertrauen gewählt worden sind und gewählt werden, daß sie Möglichkeiten für die Menschen ausarbeiten, aber nicht Interessen bearbeiten, von denen die Menschen nichts haben oder zum Nachteil der Menschen sind oder sein können.
Daß wir dies den Politiker nicht überlaßen dürfen, wenn wir Europa wirklich wollen und ich gehe davon aus, daß die Gier nach den Vorteilen, die es gibt, so groß ist, daß hier ein Interesse besteht aktiv zu werden. Sicher gibt es genauso Nachteile, die jedoch auch auf nationaler Ebene entstehen, wenn es in den einzelnen Ländern zu echten Reformen kommen würde, die Freiheit und Demokratie auch zu dem machen, was zutreffen würde. So können die unteren Ebenen, also von den Gemeinden über die Bezirke, Bundesländer bis zum Staat nicht besser sein, als die Spitze, die EU. Oder doch? Es ist im realen Bereich des Machbaren, nur nicht mit den derzeitigen Strukturen und Systemen. Es scheint doch so zu sein, daß es uns immer noch zu gut geht, daß wir nicht aktiv eingreifen.
Da bewundere ich den gesunden Hausverstand und die vernünftige Logik von Roland Düringer. Wo er Recht hat, hat er Recht. Da Politik kein Patent und keine Lizenz von und für Politiker und Parteien ist, sondern nichts anderes heißt, als Bürger, Bürgerrechte. Und die Demokratie ist ebenso nicht das Eigentum von Parteien und Politikern, sondern nur die Struktur, damit die Bürgerrechte von jedem einzelnen Menschen wahrgenommen werden kann. Daß es dazu Regeln geben muß, ist nachvollziehbar und vernünftig, weil damit Chaos verhindert werden soll. Daß das Chaos dann von den Gewählten angerichtet wird, ist eine andere Frage.
Doch nehmen wir die Möglichkeiten in Augenschein, wie wir Alle daran arbeiten könnten, daß erst einmal die schon angesprochene Identität und dann Einheit zu Stande kommen könnte, dann sehe ich hier die Hauptaufgabe der Medien für die Zukunft. Die Medien in die Pflicht zu nehmen, sollte eigentlich nicht extra erwähnt werden müßen. Denn, wenn das Fernsehen Veranstaltungen, wie den ESC oder die großen Sportveranstaltungen weltweit austrahlen können, dann kann das Fernsehen genauso auch diverse Aktivitäten und Projekte, deren Ideen die Kerne wären, um welche herum die Vielfalt an Programm gestaltet werden kann und gleichzeitig definierte Ziele und Zwecke erreicht werden, dann bringen wir so mehrere verschiedene Dinge auf einen gemeinsamen Nenner.
Gut, ich hoffe nun nicht jene zu überfordern, die dafür zuständig wären, doch wer von den Zuständigen einmal nachdenkt, würde sicherlich auch selbst darauf kommen, daß es inakzeptabel geworden ist, nur über die Entwicklungen zu berichten, sondern die Ideen, Impulse und Initiativen, die Europa dringend braucht, können nur zusammenkommen, wenn die Menschen davon Kenntnis haben, daß dies nicht die Aufgabe der Politik ist, sondern die Pflicht und Verantwortung von uns Allen. Aber wie sagte der alte Fürst in "Der Leopard" so richtig zu seinem Sohn: "Es muß Alles beim Alten bleiben, damit sich Etwas ändert!". Oder doch nicht?
Ich halte es mit Papst Franziskus. Zuhören, nachdenken, entscheiden und dann reden. Ich unterstelle den EU Einrichtungen nicht, daß sie dies nicht macht,nur unterstelle ich diesen Einrichtungen, daß sie die Reihenfolge von hinten nach vorne gehen. Immer dann einen Schritt weiter, jenachdem, wie die Reaktionen sind. Und totalitäre Systeme oder Revolutionen entstehen so. Aber bei dem Bildungsniveau habe ich meine Zweifel, ob irgendwer aus der Geschichte irgendetwas gelernt hat. Die Vorbilder, damit es funktioniert liegen im Beginn Europas, aber wie reif wir im Gesamten sind, mögen Andere beantworten. Jedenfalls, Europa könnte funktionieren.