Da Medien nur die technischen Voraussetzungen sind, damit Inhalte transportiert und verbreitet werden können, sollte darüber nachgedacht werden, wie sinnvoll es ist, sich über die Probleme auszutauschen, wenn Lösungen gefragt sind. Doch hier stoßen wir alle anscheinend an Grenzen, die unüberwindlich erscheinen.

Fehlt es an den Einsichten, den Informationen? Wohl kaum. Nur fischen die Journalisten, je nach Bereich und Interesse, in Teichen, die nur sehr begrenzt sind mit Ansichten und Meinungen. Dabei sind durchaus Ansätze zu finden, wenn einmal die Teiche gewechselt werden würden und somit neue Fischgründe erschloßen werden.

Es hängt damit zusammen, daß die Aufgaben und Pflichten des Journalismus sich immer weniger auf die Unabhängigkeit und Objektivität beziehen. Damit will ich keinesfalls sagen, daß es Alle betrifft. Ich will nur darauf hinweisen, daß die Analysen der Ereignisse, die Fragen nach Schuldigen an den Zuständen und sovieles Mehr wichtiger erscheint, als die Vielfalt der Meinungen außerhalb der Politik und Wirtschaft.

Wenn wir gegen jedes bessere Wissen nur immer von einem Bericht nach dem anderen abschreiben, statt mehr nach Ansichten und Meinungen zu suchen, dann ist das Ergebnis der Verlust der Glaubwürdigkeit und des Vertrauens in den Journalismus. Nach außen gibt es heute keine Zensur mehr. Aber nur nach außen. Denn nach innen wird aus vielen Gründen Zensur geübt. Aus wirtschaftlichen Gründen, weil die Medien erpreßbar sind, wenn Werbekunden nicht mehr werben wollen, weil ihnen Ansichten und Meinungen nicht paßen, aus inhaltlichen Gründen, die mit den Argumenten der Aktualität oder der Irrelevanz begegnet werden und so weiter.

Daß die betroffenen Journalisten kaum Gegenmittel haben, ist nachvollziehbar. Und wenn heute Stellen abgebaut werden, aus Kostengründen, dann überlegen sich doch Viele, von was sie leben sollen und machen lieber das, auch gegen ihre eigenen Überzeugungen, damit sie über die Runden kommen. Und so sitzen sie bei Pressekonferenzen und berichten von den fast immer gleichen Gesichtern und Ansichten, die eigentlich bei einer schweigenden Mehrheit kaum mehr Interesse weckt.

Dabei gäbe es durchaus Ansichten und Meinungen für Ansätze, wie Probleme gelöst werden könnten, wie was aussehen kann und so weiter. Bei wem Krebs diagnostiziert wird, läßt sich doch behandeln, weil die Angst vor dem Tod größer ist und somit versucht wird gegen den Krebs anzukämpfen. Nur beim Thema Freiheit, Demokratie und Systemfehler, da scheinen Journalisten keine Angst zu haben, daß uns dies zerstört, wenn wir die Entwicklung so akzeptieren, wie sie uns derzeit treibt.

Wenn aber der Journalismus sich hergeben würde, als Brückenfunktion zu agieren, also zwischen den Ereignissen von denen da Oben und denen da Unten zu vermitteln, die Ersten richten Probleme an, die Zweiten stellen ihre Ansichten und Meinungen dazu entgegen. Und da kommt eine Vielfalt heraus, die auch wieder das Interesse der Masse wecken würde. Wir wissen auch, daß das Kopieren die größte Innovation in den Medien ist. Ob nun abschreiben oder Formate und Sendungen zu kopieren, jedenfalls sind diejenigen, die Ideen haben sind in eine derartige Minderheit, daß sie auch bald selbst ausgebrannt sein werden. Da hilft es auch nicht mehr, wenn durch städnige Wiederholungen Etwas vorgetäuscht werden sollte.

In den Printmedien dreht es sich um Themen, von denen nur eingeschränkte Kreise einen wirklichen Nutzen haben. Über Steuerreformen zu berichten oder über die Wirtschaft, den Menschen hilft es nicht, die brauchen konkrete Taten und keine Theorien. Deshalb empfehle ich dem Journalismus allgemein, statt Castingshows Anischten- und Meinungscastings zu überlegen. Es könnten sich hier sehr wohl völlig neue Denkansätze ergeben, Impulse entstehen und Initiativen ermöglichen laßen. Aber dazu wäre es geboten, daß die journalistische Neugierde über den Alltag gestellt wird. Zu berichten gäbe es sicherlich sehr viel, doch das Verständnis dazu, ohne deswegen die kritische Distanz zu verlieren, dies müßten die Journalisten mitbringen. Auch dann, wenn es sich dem persönlichen Verständnis entzieht. Die richtigen Fragen und die Fragen richtig zu stellen ohne Antworten als Fragen zur Bestätigung zu stellen, daran mögen Alle arbeiten.

Jedenfalls stehe ich den wirklich interessierten Journalisten für weitere Fragen zur Verfügung.

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