Der häufigste Einwand gegen den Markt und Kapitalismus lautet: Zugegebenermaßen ist der Kapitalismus ökonomisch effizient, aber er ist ein unmoralisches System (kalt, ungerecht, egoistisch, rücksichtslos, ausbeuterisch, profitgierig usw. usw.)

Der häufigste Einwand gegen den Markt und Kapitalismus lautet: Zugegebenermaßen ist der Kapitalismus ökonomisch effizient, aber er ist ein unmoralisches System (kalt, ungerecht, egoistisch, rücksichtslos, ausbeuterisch, profitgierig usw. usw.)

An dieser Stelle soll zunächst einmal ein kurzer historischer Rückblick zum Thema Freiheit und Effizienz im Kapitalismus erfolgen. Er führt, wie wir sehen werden, nur scheinbar am Thema vorbei:

In vorkapitalistischer Zeit konnte es nie und nirgends Freiheit und Wohlstand nach unseren heutigen Verständnis geben. Sowohl in der Antike als auch im Mittelalter- bis hin zum Beginn der Neuzeit- konnten Freiheit und materielles Wohlergehen stets nur das Privileg einer kleinen politischen Elite sein. Mehr als zwei Jahrtausende blieb dieses Privileg einer kleinen politischen und aristokratischen Schicht vorbehalten; später auch einigen herausragenden Handelsgeschlechtern. Die Massen der Bevölkerung aber waren überall und alle Zeit bis zum Anbruch der industriellen Revolution (oder des Kapitalismus) arm und weitgehend rechtlos. Je nach Land, Herrschergeschlecht oder historischem Zeitabschnitt, lebten diese Menschenmassen mal in großem und mal in weniger großen Elend, waren mal mehr und mal weniger unterdrückt. Nie aber waren sie wohlhabend und frei, immer war ihre Existenz kärglich, meistens sogar von Hunger, Krankheit, Seuchen und frühem Tod geprägt, sowie von Abhängigkeit, Knechtschaft, Willkür der Herrschenden, oder gar von Sklaverei.

Für diese Zustände darf man jedoch nicht einfach die jeweiligen Herrscher oder Fürstengeschlechter verantwortlich machen. Obwohl es unter ihnen sehr unterschiedliche Charaktere gab, mal fürsorgliche Guts- und Landesherren, mal satanische Ungeheuer und Menschenschlächter, so muss man doch einer entscheidenden Tatsache Rechnung tragen: Jene kleinen privilegierten Schichten wären auch dann nicht in der Lage gewesen, die Existenzbedingungen der großen Masse der Bevölkerung zu verbessern, wenn sie dazu den besten Willen gehabt hätten. Sogar wenn sie ihre Reichtümer und Schlösser an die Untertanen verschenkt hätten, so wäre deren Leben nur wenig und Kurze nur für kurze Zeit erträglicher geworden, um alsbald wieder in die alten Zustände zurückzufallen. Es gab in der vorindustriellen Zeit einfach zu wenig Nahrungsmittel für die wachsende Bevölkerung und zu wenig technische und produktive Möglichkeiten, um die Lebensumstände der großen Zahl verbessern zu können. Man sollte dabei nicht vergessen, dass auch die adeligen Eliten jahrhundertelang in hygienischen, medizinischen und wohntechnischen Verhältnissen gelebt haben, die heute sogar den ärmsten der armen in den Industrieländern als primitiv und unzumutbar erscheinen würden.

In den vorindustriellen Agrarsystemen war nichts und niemand in der Lage, die Lebensumstände der großen Massen entscheidend zu verbessern oder ihnen gar Freiheit, Sicherheit und Wohlstand nach unserem heutigen Verständnis zu gewähren. Alles das konnte erst im Kapitalismus entstehen, der die Agrarsysteme ab dem 19. Jahrhundert abgelöst hat. Das blitzt sogar in einigen, eigentlich kritisch gemeinten Sätzen von Karl Marx auf, der im Jahr 1848 schrieb: „Die Bourgeoise reißt durch die rasche Verbesserung aller Produktionsinstrumente, durch die unendlich erleichterten Kommunikationen alle, auch die barbarischen Nationen in die Zivilisation. Die wohlfeilen Preise ihrer Waren sind die schwere Artillerie, mit der sie alle chinesischen Mauern in den Grund schießt, mit der sie den hartnäckigsten Fremdenhass der Barbaren zur Kapitulation zwingt. Sie zwingt alle Nationen, die Produktionsweise der Bourgeoisie sich anzueignen, wenn sie nicht zu Grunde gehen wollen, sie zwingt sie, die sogenannte Zivilisation bei sich selbst einzuführen, das heißt Bourgeois zu werden.“

Hier nun die ganz generelle Frage: Was ist an diesem Umstand und an diesem „System“, das die Menschheit aus dem Massenelend erlöst und aus der Massenknechtschaft befreit hat, unmoralisch? (Man muss schon die „Moral“ eines Karl Marx haben, sich ein Leben lang bedenkenlos von einem Freund aushalten lassen, um den Retter der Menschheit vom jahrtausendealtem Joch des Hungertodes und der Rechtlosigkeit, den Kapitalismus, als unmoralisch zu betrachten).

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