Meine beste Freundin hat unlängst ihren Vierziger überstanden und gemeint, das sei schon ein schlimmes Alter, sie gehe jetzt praktisch auf den Fünfziger zu! Darauf ich, dass ich mich auch hin und wieder schon alt fühle und mittlerweile auch immer seltener jünger geschätzt werde als ich bin. Frau braucht sich da nichts vorzumachen. Man (n) sieht schon, wo das Alter in Zahlen anzusiedeln ist.
Irgendwie ja komisch. In jungen Jahren ist das Älterwerden komplett abstrakt. Präsent, aber nicht greifbar. Bist du dann mittendrin in dem Prozess, fällt es dir gar nicht auf und – plopp- schaust du dir ein Foto an und merkst abrupt den Unterschied. Die ersten Fältchen und Ringe und überhaupt. Halt keine zwanzig mehr!Nun schiebt meine Freundin ihre Geburtstagsfeier hinaus, weil sie wie ich nicht gern auf diese Art im Mittelpunkt steht, es allerdings jeder von ihr erwartet. Letztendlich hat sie sich zu einem Termin im Herbst durchgerungen, an dem sie ein Fest im engeren Kreise veranstaltet. „Aber dann bin ich schon fast nicht mehr vierzig!“ meinte sie lachend, mir das Datum verkündend. „Dann werden alle sagen: Schlecht schaust aus für 40!“Eigentlich wahr, denke ich mir. Der Alterungsprozess verläuft ja in Schüben und einmal sieht man eben altersgemäß aus und dann wieder etwas älter oder jünger als man ist. Das älter-Aussehen ist halt bitter, das älter-Geschätztwerden noch bitterer! Frau will das ja nicht auch noch hören. Dieser Umstand hat uns auf eine Idee gebracht. „Wir sollten uns von nun an älter machen!“ kicherten wir synchron in den Hörer. „Gleich um ein paar Jahre. Mindestens fünf! Oder gleich zehn!“ Klingt doch dann wirklich gleich ganz anders: „Wow! Das sieht man Ihnen aber nicht an!“
Im Grunde genommen eine schwachsinnige Konversation. Jeder ist eben einmal jung und wird dann älter. Unzufrieden mit dem Altern sind nur diejenigen, die im Leben gerade nicht dort stehen, wo sie es sich wünschen würden. Die etwas versäumt haben oder bereuen, eine extreme Enttäuschung nicht überwinden konnten und/oder unglücklich sind. Es sind diejenigen, die stehen geblieben sind, in der Vergangenheit leben, sich nicht weiterentwickeln können oder wollen. Unreife alte Seelen!
Gerade jetzt kann ich mit meinem Älterwerden gut umgehen, aber ich bin auch noch keine vierzigJ Fältchen sind in Ordnung. Solange man noch strahlen kann...Besser als vom Schönheitschirurgen aalgeglättete Gesichter, die vermeintliche Jugend geben, aber soviel Würde nehmen.Ganz alt zu sein stelle ich mir aus heutiger Sicht schon schwierig vor, weil man zusehen muss, wie der Körper nicht mehr mitmacht und man diversen Einschränkungen machtlos ausgeliefert ist. Weil viele ältere Menschen vereinsamen und in einem tristen Alltag, der von Eintönigkeit geprägt ist, gefangen sind.
Die Frage nach dem Alter ist generell immer so eine unangenehme. Weil du irgendwie gemessen und eingeordnet wirst. Das hat etwas von Schubladendenken an sich. Gibst du dann eine Antwort, kriegst du entweder eine blöde Schleimerei ala „Nein, wirklich? Das kann doch gar nicht wahr sein!“ oder „Du musst ja Topmodel gewesen sein!“ oder ein Schweigen –das wohl die gewichtigere Aussage ist!- entgegengeknallt.
Das mit dem Ältermachen lasse ich mir einmal durch den Kopf gehen. Komplimente tun schon gut, auch wenn sie erheuchelt wurden! In der Zwischenzeit habe ich mir eine Antwort für diese indiskrete Frage überlegt: Ich bin zeitlos – und das meine ich sogar!