Vorweg, ich bin nicht ängstlich und liebe Reisen und Abenteuer. Endlich habe ich den passenden Partner dazu gefunden, weshalb ich gleich zwei Kurzurlaube auf einmal gebucht habe, nach Istanbul und Tel Aviv, zwei Städte, die aufgrund ihrer kulturellen, religiösen und architektonischen Eindrücke, nicht zuletzt wegen ihrer Lage und ihres Charmes hoch auf meiner Liste der noch zu erobernden Orte stehen. Ich habe reisetechnisch sehr viel nachzuholen…Nachdem ich in meinem Enthusiasmus der ganzen „Chaos“-Welt von meiner Vorfreude berichtet habe, habe ich unterschiedliches Feedback bekommen. Von „Toll, ich komme auch gleich mit!“ bis „Wie kannst du nur?“ Natürlich, vor allem Israel hat einen gewissen Ruf, der trauriger Weise immer wieder aufs Neue bestätigt wird. Trotzdem, nicht das ganze Land ist Kriegszone! Eine Bekannte, deren Bruder schon lange in Israel beheimatet ist, hat mir bestätigt, dass sie jederzeit sogar mit ihren Kindern nach Tel Aviv reisen und dabei keinen Gedanken verschwenden würde. Da ich diesen Urlaub sowieso nicht mit meinen Kindern mache, brauche ich mir nicht einmal von Familienmitgliedern Verantwortungslosigkeit vorwerfen lassen, finde ich. Diese jedoch sind anderer Meinung. „Wie kannst du nur?“ untermauern sie ihren Standpunkt. „Wenn man Kinder hat, macht man das nicht!“Ich denke an Paris und New York und London und alle anderen Städte, in denen es in der Vergangenheit Anschläge gegeben hat. Wien ist anders? In diesem Punkt wohl kaum. Auch in unserer Hauptstadt könnte jederzeit ein terroristischer Akt passieren. Fahre ich deshalb nicht mehr U-Bahn?
Was ist schon sicher? Selbst wenn ich ins Auto steige, selbst wenn ich im Bett bleibe, ist das nicht risikolos. Leben ist ein Drahtseilakt, permanent. Du kannst immer zu jeder Zeit alles verlieren, wenn du weitergehst. Bleibst du stehen, verzichtest du auf so viel, was du gewinnen kannst. Stehen heißt nicht, dass du niemals das Gleichgewicht verlieren kannst. Stehen heißt unsicher sein, gefangen in dir selbst. Stehen heißt nicht Weiterkommen!Ich für meine Person muss mich gerade etwas bremsen. Eine liebe Freundin hat vor einiger Zeit zu mir gemeint: „Ich seh schon, dass dir das auch alles gut tut, aber du bist nicht nur auf der Überholspur, du bist mit 300 Sachen auf der Überholspur!“
Momentan verlasse ich die Autobahn in Richtung Abflugrampe. Kurs zuerst nach Istanbul und in einigen Monaten nach Tel Aviv. Meine Vorfreude darauf lasse ich mir jedenfalls nicht nehmen. Trotzdem würde mich Eure Meinung interessieren. Seid ihr ängstlich? Was überwiegt mehr, Abenteuerlust oder Sicherheitsdenken? Habt ihr auf Reisen schon einmal etwas besonders Leichtsinniges gemacht, das ihr fast bereut hättet?