Persönliche Geschenke sind etwas, worüber sich nahestehende Personen am meisten freuen. Immer wieder aufs Neue stelle ich mir die Herausforderung, kreativ sein zu müssen. Freilich, leichter wäre es, das Geld in einen Gutschein oder ein Parfum zu investieren oder gleich als solches in ein käsiges Kuvert zu stecken, etwas draufzukritzeln und es lieblos zu überreichen. Weil mir das fern liegt, katapultiere ich mich jedes Mal bewusst in Situationen, die ich besser zu vermeiden weiß. Denn persönlich bedeutet zusätzliche Arbeit!

Als die Kinder klein waren, drängten sich irgendwann die frenetisch beworbenen Fotogeschenke in mein Bewusstsein. In den Folgejahren probierten wir (mein damals noch angetrauter Mann und ich) diese durch. Wir gestalteten Kalender mit Bildern der Kinder in allen möglichen Posen, testeten die T-Shirt-Bügelfolie auf diversen Stoffen, um damit Schürzen und Einkaufssäckchen zu schmücken und standen erneut vor dem Problem, ein kreatives Geschenk zu finden, da das textile Bekleben irgendwann auch ausgereizt ist. Dann nämlich, wenn das Babygesicht in Form eines Geschirrtuches die fettige Pfanne auswischt oder der Hund der Großeltern sich am badenden Kinde auf dem Polster vergeht, ist dieser Punkt erreicht.

Wir lenkten unsere Energien also auf ein anderes äußerst kreatives Produkt. Die Keramikfolie. Gemacht, um Fotos auf alles, was in die Kategorie Geschirr und Steingut einzuordnen ist, zu bringen. Die Beschreibung dafür klang eigentlich ganz simpel. Drucken, in Wasser legen, auf das Geschirr pressen, im Backofen brennen. Der Brennvorgang brachte erstmals meine Stirn in eine leichte Runzelposition. Spätestens da hätte mein Selbstschutzmechanismus in Kraft treten sollen. Tat er jedoch nicht! Nach dem Motto „Wird schon werden!“ steuerte ich bei vollem Bewusstsein geradewegs auf das Verderben zu. Wir hatten uns dazu entschieden, vier Tassen mit Bildern der Kinder zu verzieren, sodass am Ende –theoretisch- ein kleines Kaffeeservice entsteht. Die Idee an sich war ehrenhaft und ich hatte, alle Fehlerquellen bedenkend, Tassen ausgesucht, deren Form zylinderhaft, nicht konisch zusammenlaufend war. Bei den Vasen für die beiden Uromas hatte ich leider das Problem, nichts Passendes am Markt zu finden. Man sollte vielleicht dazu erwähnen, dass einen Tag vor Weihnachten kaum die Zeit bleibt, die Geschäfte abzuklappern, um fündig zu werden!Das Tageslicht begann zu schwinden, als wir noch immer vor dem aufgebahrten Geschirr standen, die Anleitung in der Hand, die wir beide schon auswendig aufsagen konnten, die notwendigen Utensilien bereitgestellt. Irgendwann rangen wir uns zögerlich dazu durch, den ersten Schritt zu tun. „Wird schon werden!“  sagten wir uns erneut vor und gingen mutig an die erste Tasse heran. Erster Schritt –Folie bedrucken! Im Finden des Spiegelverkehrt-Modus waren wir von den Textilgeschenken bereits geübt, dass der Drucker auch alles richtig einzieht und wieder ausspuckt, ist halt immer ein Risikofaktor. Natürlich waren die Druckerpatronen leer und zu tauschen. Eine halbe Stunde später, nachdem wir die Mätzchen der Technik überwunden hatten, lag endlich die Trägerfolie fertig zur Verwendung vor uns. Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgte sogleich…Wir mussten NUR noch die Folie erweichen und faltenfrei mit Betonung auf faltenfrei auf das Porzellan bringen und die Trägerfolie abziehen. Das gelang uns irgendwie. Mit Betonung auf irgendwie. Der Stressfaktor am Abend des dreiundzwanzigsten nahm damals gewaltig zu. „Deine Ideen!“ bekam ich zu hören. „Und was soll ICH jetzt machen? Du überlegst dir auch nichts anderes!“ stritten wir herum und trugen unser Möglichstes dazu bei, dass sich die unliebsame Arbeit zog wie ein Strudelteig. Der Wille zählt! Immerhin, nach dem Brennen im Backofen waren die Gesichter sogar noch erkennbar. Die meisten Falten hatten wir auf der zylindrischen Form der Tassen noch ausbügeln können. Auf den Vasen, die ja die schwierigere Form hatten, sahen die Kinder schon etwas älter aus…Trotzdem, die Idee kam sehr gut an. „Hier, bitte, mit Wut gestaltet!“ hätte besser gepasst als scheinheilig zu lächeln. Als wäre das alles ein Klax gewesen! Ein Scheißdreck von Klax ist das! Es ist die Wutprobe!Ob es mit unserer Ausführung zusammenhing, dass eine der Omas nach kürzester Zeit ihre Vase umgestoßen hatte?

Nun, ein Fotobuch zu gestalten, ist dagegen eine saubere Variante. Vor allem, wenn man kein Basteltalent hat. Nachdem ich schon einige davon fertiggebracht habe, bin ich schon relativ routiniert darin, sodass es keinen besonderen Anreiz mehr darstellt. Prinzipiell mag ich nämlich Herausforderungen! Trotzdem sitze ich gerade wieder vor dem Computer und ordne Bilder des letzten Jahres gekonnt an, überlege mir Schlagwörter als Textuntermalung und stimme Hintergrundfarben ab. Cliparts und Rahmen lasse ich gänzlich weg, weil ich diese als zu kitschig befunden habe. Das Gute an dieser Arbeit ist, dass einem alle möglichen Fotos wieder einmal unter die Nase kommen und man zum Wählen und Sortieren gezwungen wird. In Zeiten der digitalen Bildverarbeitung werden nämlich ohnehin vielzuviele Fotos geschossen, die ähnlich oder gleich sind. Daumenkino hoch drei! Im jetzigen Fall muss ich aus tausendsiebenhundert Bildern etwas Kreatives zaubern. Gar keine leichte Aufgabe. Ich werde sie allerdings meistern, weil ich zäh bin.  Das zweite Gute ist, dass ich zwei Fliegen mit einer Klatsche schlage. Ich habe ein eigenes Fotobuch, über das ich mich freuen kann, und ein Weihnachtsgeschenk für die Omas und Opas. Und, wenn die Geduld nachlässt, kann ich unterbrechen. Es ist somit die Nervenschonvariante. Wenn die Daten dann nicht noch in letzter Sekunde verlorengehen und wenn das Fotobuch dann noch rechtzeitig vor Weihnachten fertig wird…Wenn das Wörtchen Wenn nicht wär…

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Kar_Ma

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