#Mingles - Fickfreunde - friends with benefits & Co - Die Beziehungswelt ist bunt geworden

Endlich haben wir einen neuen Beziehungsstatus -„Mingle“ -eine Wortkreation aus den Begriffen „mixed“ und „single“.

Die Neudefinition „Mingle“ rechtfertigt sich durch eine immer größer werdende Gruppe von jungen Menschen, meist im Alter dreißig plus, die diese Form der Partnerschaft lebt.Die meisten sich nach außen bekennenden Singles sind in Wirklichkeit Mingles, da kaum jemand langfristig auf Sex verzichten möchte und One-night-stands neben der gesundheitlich bedenklichen Komponente dauerhaft nicht unbedingt die Erfüllung sind. „Fuckbuddys“, „Fickfreunde“, „friends with benefits“, wie auch immer man es nennen mag, sind groß im Kommen. Lustbefriedigung auf Bestellung und gratis.

Wenn es um Zukunftswünsche, Träume, Pläne geht, möchte nahezu jede/r langfristig eine feste Beziehung führen. Viele junge Menschen sind allerdings egoistischer geworden, opportunistischer, und haben ein Ideal des perfekten Partners vor Augen, das einerseits durch die Medien, andererseits durch fehlende Kompromissbereitschaft geprägt ist. Nicht umsonst boomen Singlebörsen und professionelle Partneragenturen. Die durch detaillierte Fragebögen und Schema X-Computermatches gebildeten Übereinstimmungen lassen den Gedanken an einen Partner aus der Retorte aufkeimen. Wo bleiben dabei Romantik und Esprit? Muss alles durchgeplant werden? Kann es das?

In einer Sendung, „Hochzeit auf den ersten Blick“, an der ich vor einiger Zeit durch Zufall hängen geblieben bin, findet ein ganzes Team von Psychologen und Experten heraus, welche Paare letztendlich für die Langzeitbeziehung gemacht sind. Vor dem Altar sehen sich die auserwählten Eheleute dann schließlich zum ersten Mal und sind nicht immer hocherfreut über die Wahl der Jury!Wissenschaft ist nicht gleich Leidenschaft. Ist wirklich alles nüchtern zu erklären? Wer kann schon in die Zukunft schauen? Immerhin machen wir alle eine lebenslange persönliche Entwicklung durch. Mag schon sein, dass die Interessen und Hobbys für den Moment übereinstimmen, aber wer kann schon sagen, wie wir uns nach einschneidenden Erlebnissen und Jahren der Erkenntnis weiterentwickelt haben? Hochzeit auf den ersten Blick und langfristiges Mingle-Dasein, zwei Extreme in einer Zeit, die von Grenzgängen überquillt.

Im Idealfall haben beide Mingle-Hälften im Vorhinein besprochen, auf was sie sich einlassen. Im schlechtesten Fall möchte eine/r „Mehr“. Verliebt sich die eine Seite, die andere möchte nach außen hin allerdings als Single weiterleben, gibt es die ersten Probleme. Wann ist man noch Single und wann schon in einer Beziehung? Diese Frage scheint mittlerweile sehr schwierig zu beantworten zu sein. Trifft man sich nur zur Lustbefriedigung, verbringt allerdings sonst keine Freizeit miteinander, dürfte die Sache ganz klar sein. Werden zunehmend ganze Abende, Tage, Wochenenden verbracht, weiß man bald nicht mehr, woran man ist. Dann kommen eventuell falsche Hoffnungen auf, entstehen Verletzungen, weil einer der Partner mehrere Frauen parallel trifft.

Eine Bekannte hat mir unlängst von ihrer schwierigen Beziehungssituation erzählt. Sie habe anfangs eine Affaire mit dem Mann gehabt, dann hätte sich dieser von seiner langjährigen Freundin getrennt und nun sei die Lage in der Schwebe. Sie müsse sich jetzt einmal zurückziehen, so schwer ihr das fällt, und warten bis er seinen Jagdinstinkt wieder ausleben könne. Sie müsse so tun, als wäre das Interesse nicht zu groß, damit sie sich wieder interessant macht. Geht’s noch? Bitte, wieviel komplizierter kann Partnerschaft noch werden? Alles scheint nach ungeschriebenen Spielregeln zu funktionieren. Dort, wo keine Grenzen sein sollen, wo es um Zuneigung und Gefühle geht. Liebe sucht Nähe, nicht Distanz!

Ich vermisse die Natürlichkeit. Generell. Im Umgang miteinander, im Umgang mit sich selbst. Ich vermisse Klarheit und Ehrlichkeit. Bauchgefühl. Akzeptanz dessen, was ist. Ich sehe Rastlosigkeit und ewiges Weitersuchen, Streben nach völlig abstrakter Perfektion. Neid. Ich vermisse Glück. Weil Glück weder mit Was-wäre-wenn- oder vielleicht-wäre-besser-Szenarien zu tun hat, noch mit Angst vor Verlust oder Minderwertigkeitskomplexen. Glück ist selbstbewusst und sucht nicht, sondern greift mit vollen Händen. Glück weiß und entscheidet sich!

Mingle zu sein mag übergangsweise ganz erfrischend sein, ist eine Lebensform, die sein darf und gesellschaftlich zunehmend Akzeptanz findet. Mingle zu sein kann gefährlich werden, wenn einer von beiden daran zerbricht. Wir können mit allem umgehen, was klar ist. Letztendlich suchen wir Klarheit, denn Wahrheit tut nur einmal weh und Entscheidungen lassen uns vorankommen…

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