Scherbenhaufen bedeutet Zeit für Aufbruch

Manche Menschen kommen irgendwann an einen Punkt, an dem sie nicht mehr weiterwissen, stehen vor dem Scherbenhaufen ihres Lebens oder nur in einer Sackgasse, in der es weder vor noch zurück zu gehen scheint. Sie ersticken in Problemen oder werden von ewiger Monotonie und Stillstand aufgefressen. Dann erkennen diese, dass es so nicht weitergehen kann.

Eine gute Freundin von mir ist an diesem Punkt angelangt. Nachdem sie jahrelang zugesehen hat, wie ihr Kartenhaus zusammenstürzt und dadurch in eine tiefe Depression gefallen ist, hat sie endlich begonnen zu handeln. Oft ist es ja so, dass alle umstehenden Personen viel früher bemerken, dass Feuer am Dach ist und mit gut gemeinten Ratschlägen zuvorkommen wollen. Auch in diesem Fall. Allerdings war früher die Zeit für Veränderung noch nicht reif. Gesagtes kommt immer erst an, wenn Ohren bereit sind zu hören! Wir müssen es trotzdem sagen, weil Schweigen niemals ankommt…

Eine persönlich schwierige Vergangenheit, Arbeitslosigkeit und die eigene Lethargie, sich aus dieser heraus zu befreien, Geldnöte, Probleme in der Partnerschaft und die Mutterrolle in Summe waren zu viel für meine Freundin.Auch musste sie selbst erfahren, dass die Flucht in diverse Süchte als Betäubung die Situation nicht verbessern kann, sondern das Gegenteil bewirkt. Da der Alltag stets in Wellen bergauf und bergab verläuft, redete sie sich manches schön, um nicht verändern zu müssen, fiel danach allerdings umso tiefer. Freunde machten sich Sorgen und redeten immer wieder ins Gewissen. Nicht alle Worte waren angenehm, nicht alle folgenden Telefonate wurden zu Ende geführt, persönliche Treffen wurden hinausgeschoben. Aus Angst, den Spiegel vor Augen zu bekommen. Die eigene Illusion war nur ein fahler Zaubertrick…

Komischerweise zieht sich der Prozess des Umdenkens oft sehr lange hin. Man wartet so lange, bis fast alles zu spät ist, bis man komplett in die Enge getrieben ist und alles über einem zusammenstürzt. Erst das Müssen bewirkt den Sprung ins Neue, Ungewisse.

Endlich ist der Knopf aufgegangen, von dem ich hoffe, dass er den gordischen Knoten lösen wird, vor dem sie steht. Sie hat die Löwin in sich entdeckt und eine erste Entscheidung getroffen. Sie geht, bewegt sich in eine Richtung. Es liegt ein weiter Weg vor ihr, der nicht immer einfach sein wird, weil sie letztendlich –wie wir alle- Einzelkämpferin ist. Ich freue mich sehr für sie, dass sie geschafft hat, einen Punkt von ihrer Liste umzusetzen, denn viele Ängste begleiten diese Entscheidung.

Aber eines ist wichtig. Sie hat wieder zuhören gelernt. Vor allem sich selbst.

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Silvia Jelincic

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Kristallfrau

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