Weihnachten war in meinem persönlichen Wahrnehmen immer das Fest des Unmutes, der Streiterei, des Stresses, des Zunehmens und der Klage über das Zunehmen. Nicht zu vergessen das Fest der oberflächlichen Bussis und der Häuchelei.
Jetzt steht es wieder vor der Tür, was wie jedes Jahr keine besondere Überraschung ist. Der innere Adventkalender tickt und die Alarmglöckchen klingeln stetig, da die Ideen ausbleiben wollen, was der Urstrumpftante, die im Kritisieren Weltmeisterin, zu schenken ist. Schenken sollte doch von Herzen kommen und nicht von der Galle! Die Gedanken rattern und schwenken von der Scheußlichkeit, die ich vor zwei Jahren schon gekauft habe zu der von letztem Jahr und kommen immer wieder an das große Fragezeichen, das ich mir so schön ausgeschmückt habe, dass ich es schon an den Christbaum hängen könnte. Umgekehrt denke ich an die ganzen Unnötigkeiten, die mir selbst schon geschenkt wurden und die sich noch immer in dem ein oder anderen Kasten verstaubt wiederfinden. Über die hungernden Kinder von Afrika bis Österreich und über die Ungleichverteilung überhaupt möchte ich gar nicht mal anfangen nachzudenken, da sowieso schon vielzuviel nachgedacht und doch nichts verändert wird. Veränderung hat bekanntlich was mit tun und selbst zu tun!
Warum tun sich Menschen das an? Ich frage mich das alle Jahre wieder. Meine liebe Freundin Magdalena und ich haben uns einmal zufällig einen Tag vor Weihnachten in der Stadt getroffen und dann den Rest der ausständigen Geschenkesliste gemeinsam abgearbeitet. Unser Motto dabei – „Hauptsoch, i hob wos!“ Dieses Grundziel half uns durchzuhalten, während wir schwer schleppend in Ellenbogenmanier einen Hürdenlauf durch die Innenstadt absolvierten. Damals hatten wir uns geschworen, nie wieder am 23. Dezember, sondern fortan einen Monat zuvor am 23. November einkaufen zu gehen. Da wir beide Rituale, die wir selbst erfunden haben, lieben, machten wir das im Folgejahr so und es war nicht minder lustig. Vor allem aber war es stressfrei. Ich hätte die Vorweihnachtszeit sogar genießen können, wenn sich da nicht meine Trennung und das fürchterlichste Weihnachten ever angebahnt hätten, aber das ist eine andere Geschichte…
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Warum schenken wir, wo alles da ist? Warum wollen wir mit materiellen Dingen Freude bereiten und verschwenden Zeit, die doch das wertvollste Geschenk überhaupt ist?
Ich plädiere dafür, dass Weihnachten wieder das Fest des Keksebackens, der eislaufdurchfrorenen roten Backen, des Kerzenscheins, des Zaubers, der Überraschungen, des gemeinsamen Falschsingens und Falschmusizierens ist. Sollen die Urstrumpftanten doch kritisieren und streiten, wenn es sie glücklich macht. Hauptsache gemeinsam! Ich mag das Klischee des netten Beisammenseins. Müssen wir einer Perfektion hinterherlaufen, die es nie geben wird, weil der absolut perfekte Zustand gar nichts mit Maßstäben oder Eliten zu tun hat? Ein perfekter Braten schmeckt traurig, wenn darüber hinweg gestritten wird, ein angebrannter toll oder zumindest festlich originell, wenn Freude am Moment und am Tun dahintersteht. Bedauernswerterweise teilen wenige Menschen in meinem Umfeld diese Meinung. Und von denen, die einstimmen, fühle ich mich verarscht, weil sie dann doch wieder das Gegenteil machen. Auch von mir selbst fühle ich mich verarscht, so nebenbei!
Eines meiner Kinder glaubt noch an das Christkind und so werde ich versuchen, Weihnachten so „perfekt“ wie möglich zu gestalten, weil er es so gewöhnt ist und leider seit der Trennung vieles anders ist. Plötzlich sehe ich, dass Geld unschmuckerweise ein Mascherl trägt und Geschenke verglichen werden, was mir sehr widerstrebt, ich aber nicht ändern werde. Wenn meine Kinder also am Christtag zur anderen Familie wandern und dort das Christkind etwas großzügiger war, werde ich mich nicht umwerfen lassen, weil ich mir sage, dass es darauf nicht ankommt. Irgendwann wird dieses Bewusstsein, das ich meinen Kindern versuche weiterzugeben, auch ankommen. Denn manche Geschenke müssen erst eine Reise durchmachen, bevor sie ihr Ziel erreichen.
Meiner Freundin und mir ist unser wertvolles Ritual leider wieder abhanden gekommen. Der größte Ritus ist halt doch die Nachlässigkeit! Was mich allerdings fragen lässt, ob wir denn wieder einen Tag vor der Apokalypse auf der Kärntnerstraße zusammenstoßen werden…
Was mich aber auch hoffen lässt, denn jede Apokalypse steuert mit absoluter Sicherheit einem Neubeginn zu!