Der erste Tag im neuen Jahr. Alles soweit gut und normal. Schädelweh! Ein Anzeichen dafür, dass wieder einige meiner mehr oder weniger kostbaren Gehirnzellen das Zeitliche gesegnet haben, miese Laune wegen Schlafmangel, Bedürfnis nach Nicht-Anreden, Ruhe, Stumpf-Beschallung vom Fernseher. Gesagt getan. Wir liegen faul auf der Couch und freuen uns darauf, abzuschalten, als dies der Fernseher für uns tut. An der spannendsten Stelle des Filmes. Natürlich!
Sogleich springt mein Freund auf. Ausgeglichenheit hat einen Namen! Hektisch fuchtelt er an den Steckern der Kabel herum, dreht und zieht sie erneut heraus, um wieder nur auf den schwarzen Bildschirm zu starren und die nervige Störmeldung zu erblicken. Wir wollen dem Problem auf den Grund gehen und im Internet nachsehen, allerdings –klar!- auch das hängt am selben Strang in digitalen Zeiten. Smartphone sei Dank, finden wir die Nummer der Rund-um-die-Uhr-Störungszentrale heraus und wählen die Gratis-Hotline an. Nur dass „rund um die Uhr“ wohl ein dehnbarer Begriff ist. Nicht einmal das Freisignal ist zu vernehmen, als wir schon aus der Leitung befördert werden.
„Es kann nur an dem Kastel liegen oder an den Kabeln“ sage ich. Das Falsche! „Nicht einmal der Radio funktioniert, sollen wir jetzt dasitzen in Totenstille?“ fährt es mir entgegen.Wir schauen sonst auch kaum Fern, der Aufruhr wegen der „Totenstille“ ist mir nicht ganz klar, aber ich muss nicht alles verstehen. „Wir haben ja noch DVDs“ schlage ich vor.
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Gesagt getan. Der DVD-Player wird in Betrieb genommen –und- das Bild stockt und wackelt immer wieder. „Aber das hat das letzte Mal doch auch noch einwandfrei funktioniert!“ Oje. Bald geht das Feuerwerk in die Luft. Die Lunte ist gezündet. Wir wechseln die DVD, weil es ja an einem Kratzer liegen könnte. Wieder- wackelwackelwackel. An der Atemfrequenz meines Ausgeglichenheitsbündels erkenne ich die Dringlichkeit zu handeln. Ich drehe ab. Er raucht einmal fluchend eine. „Vielleicht liegt es ja auch an der Raucherei, die sich in die Geräte reinzieht!“ merke ich vorsichtig an. Sein Blick sagt „Falscher Satz!“Ich hole den Swiffer und entstaube vorsichtig das CD-Fach, puste hinein, um aufzuwirbeln was geht. Endlich, das Problem ist gelöst, ich entgehe der Rundumexplosion und einem Abend in Andachtsruhe. Sogar einen Kuss bekomme ich noch für die Rettung des Mediums, das uns gefühlte zehn Minuten berieselt, bis wir sowieso wegschnarchen.
Heute dann ist auch die Hotline vom Internet-Fernseh-Kastel-Anbieter erreichbar und wir erfahren, dass das Glasfaserkabel kaputt ist. Welch ein Glück! Wir brauchen nicht abergläubisch sein und ein schlechtes Omen für 2015 vermuten J. Im Gegenteil, andere in der Nachbarschaft haben sogar einen Stromausfall gehabt.
Wie haben wir das nur früher gemacht? Ohne Internet, ohne Fernseher und Co! Wie haben wir überlebt? Wie haben wir uns berieselt? Schön, dass die Menschheit diesen Schritt geschafft hat und wir uns nun nicht mehr selbst beschäftigen müssen. Schön, dass wir nicht reden müssen, um uns zu unterhalten, oder gar auf einander zugehen, um zu sehen. Ich bin echt froh, dass ich nicht mehr nachdenken muss, weil es keinen Raum dafür gibt und dass wir immer wissen was zählt. Vielleicht sollte man einmal die Glasfaserkabeln der Umgebung komplett lahmlegen und schauen, was dann passiert. Würde dann die Glasfaserpanik ausbrechen? Ich könnte jedenfalls damit leben von Zeit zu Zeit. Totenstille, um wieder das Leben zu spüren!