Letztens am späten Abend chatte ich mit einem Freund und offenbare so nebenbei, dass ich gerade Eis esse, worauf dieser entgegnet, er futtere gerade Zigeunerräder. Aus irgendeinem Grund denke ich, dass er mich wohl verarscht. Zigeunerräder? Die kann es doch nicht mehr geben! So wie den Negerkuss. Er schickt ein Foto von der Packung. Wirklich, Zigeunerräder heißen die, noch immer!

Nachdem meine Verwunderung abgeklungen ist, sinniere ich über genau diese. Langsam glaube ich, die political correctness hat uns verblödet. Wenn Zigeunerräder am Tisch liegen, denke ich doch nicht an Zigeuner, an Roma oder Sinti. Wenn ich in den Negerkuss beiße, assoziiere ich kaum einen schwarzen Menschen damit, der irgendwen küsst. Ist da die Schwedenbombe besser? Müsste sie nicht eigentlich SchwedInnenbombe heißen? Oder ein Salzburger Nockerl? Warum ist der Hamburger ein gefülltes Laberl und sind Frankfurter /Wiener dünne Würste? Freud hätte seine Freude!

Was ist im Moment eigentlich die richtige Bezeichnung für dunkelhäutige Menschen? „Neger“ kommt im Prinzip ja von niger (schwarz), „Schwarzer“ ist auch schon verpönt und „Farbiger“ sowieso. Immer wenn ich in einer Erzählung jemanden beschreibe, der dunkle Haut hat, komme ich schon innerlich ins Schwitzen, wie ich es anstellen soll. Gar nicht so leicht, sich immer politisch korrekt auszudrücken! Einmal habe ich das Thema bei einer Freundin angesprochen, die selbst aus Somalia kommt. Sie hat nur gelacht und nimmt das ganz locker. Sie wisse es selbst nicht einmal!

Schwarz darf nicht schwarz heißen. Wann ist die Welt so pervers geworden? In erster Linie sind wir doch alle Menschen, aber aussehen tun wir eben verschieden. Rassisten wird es immer geben, egal wie die Bezeichnungen lauten. Darauf kommt es nicht an. Genau so wenig wie der persönliche Respekt vom per-Sie abhängt!

Ich werde mir also demnächst einmal selbst eine Packung Zigeunerräder kaufen, weil ich diese so lang nicht mehr gegessen habe, während ich insgeheim auf die Namensänderung warte. Kutschenräder? Vagabundenräder? Egal, bis es soweit ist, singe ich lieber ein Lied im Kopf, das bereits korrigiert wurde: „Zehn kleine Zappelmänner!“ und überlege, wie sich ein  Parkinson-Patient dabei fühlt!