Wenn man den Begriff Odyssee erklären will, dann kann man die folgende Lebensgeschichte unseres Syrers erzählen. Eine Geschichte, die in Aleppo beginnt, über Kasachstan, Rumänien und die Türkei führt und schließlich in Deutschland ein Ende nimmt. Der 18-Jährige hat endlich eine neue Heimat gefunden und hilft mit seinem Talent Menschen, die eine ähnliche Lebensgeschichte haben wie er. Der Syrer beherrscht vier Sprachen! Ukrainisch gehört wohlr nicht dazu.
Seit einiger Zeit arbeitet er als ehrenamtlicher Dolmetscher bei der Integration. Er und 40 weitere Personen übersetzen für die aus der Ukraine Geflüchteten. Es ist wichtig, dass man alles möglichst genau wiedergibt und nichts weglässt oder hinzunimmt. Dies bedeutet, dass er als Dolmetscher bei Dialogen in der ersten Person spricht, also in der Ich-Form, auch wenn er natürlich nur Sprachrohr ist.
Um alle Anträge schnell und fehlerfrei zu bearbeiten, muss die Ausländerbehörde Sonderschichten fahren. Alle sind bereit noch mehr zu leisten. Aufenthaltserlaubnisse werden sogar samstags erteilt (sic!). Mitarbeitende sind im Dauereinsatz, damit die Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine schnell einen Platz in einer Schule bekommen. „Ich möchte nach diesen guten Erfahrungen in Deutschland nun etwas zurückgeben.“
Auch unser Syrer wird nun häufiger für Übersetzungen (aus dem Ukrainischem) kontaktiert. Aufgrund seiner kasachischen Mutter kann er sich ganz gut auf Russisch verständigen. Ihm macht die Arbeit als Dolmetscher Spaß. Als vor einigen Tagen die ersten Menschen aus einer Partnerschule in Kiew ankamen, half er den Schülern in der internationalen Klasse, der er selbst lange angehörte. Dieses Engagement hat viel mit seiner eigenen Lebensgeschichte zu tun.
Mit seiner Familie musste er aus Aleppo fliehen. Zunächst versuchte die Familie in der Heimat der Mutter Kasachstan ihr Glück.Dort wurde sie aber ebenso wenig glücklich wie in Rumänien. Über die Türkei gelangte sie letztendlich nach Deutschland. Die Familie zog in die Stadt: Ich möchte nach diesen guten Erfahrungen in Deutschland nun etwas zurückgeben: Im Kommunalen Integrationszentrum benötigt man viele helfende
Gratishände, um die Aufgaben bewältigen zu können.
Gibt auch eine Kehrseite? Neid! Derzeit setzt sich die Bürokratie dafür ein, für die Menschen eine Wohnung zu finden. Die Resonanz darauf ist erwartungsgemäß groß. Allerdings hat die Medaille eine Kehrseite: Es macht etwas mit den Menschen, die seit Jahren in den Flüchtlingsunterkünften vegitiereb und nun mitansehen müssen, dass Menschen aus der Ukraine sofort Wohnraum angeboten wird.
Seit einigen Wochen lebt unser Syrer eigenständig in einer von der Stadt bezaghlten Wohnung, um früher oder später sein Abitur machen. Und danach? Am liebsten möchte er auf Staatskosten an einem schönen Ort studieren, vielleicht Sprachen.