Das Thema Erbschaftssteuer empört nicht wenige StaatsbürgerInnen. Manche empören sich darüber, dass sich andere darüber aufregen. Denn die Abschaffung der Erbschaftssteuer führt zur beschleunigten Öffnung der Kluft zwischen Vermögenden und Habenichtsen. Deshalb haben sich prominente Ökonomen schon früh für kräftige Erbschaftssteuern ausgesprochen, zum Beispiel John Stuart Mill, einer der Urväter der Nationalökonomie. Aber auch Landesverfassungen sehen Erbschaftssteuern vor: „Die Erbschaftssteuer dient auch dem Zwecke, die Ansammlung von Riesenvermögen in den Händen einzelner zu verhindern“, besagt die Verfassung Bayerns. Der größte Aufreger in der aktuellen Debatte war der Vorschlag für einen Steuersatz von 35 Prozent bei Großvermögen. In der dritten Generation wäre dann das gesamte Vermögen weg, empören sich Gegner. Manche würden auswandern, zum Beispiel Richard Lugner. Monsieur Mörtel legte voriges Jahr sein Vermögen offen: 135 Millionen Euro. Er ging von einem Vermögenszuwachs von zehn Millionen Euro auf 145 Millionen Euro aus. Das entspricht einer Vermögensrendite von sieben Prozent pro Jahr. Angenommen, die Inflation beträgt zwei Prozent, betrüge die reale Vermögensrendite fünf Prozent pro Jahr. Angenommen, Richard Lugners Erben müssten auf 135 Millionen Euro 35 Prozent Erbschaftssteuer zahlen, seine Enkerl ein weiteres Mal und die Urenkerl ein drittes Mal: Dann hätten die Urenkerl in 70 Jahren - bei einer jährlichen realen Rendite von fünf Prozent - nicht „nichts“ in der Hand („Enteignung!“, Empörung!), sondern 1,13 Milliarden Euro (das 8,4-fache). Bei gleicher Kaufkraft wie heute. Ohne Steuer wären es 4,1 Milliarden (das 30,4-fache). Unglaublich? Rechnen Sie nach. Und empören Sie sich, dass es die 35 Prozent Erbschaftssteuer auf Großvermögen nicht gibt!