Wie sich die FPÖ mit ihrer Kampagne gegen Strache selbst beschädigt hat.

Die wichtigste Erkenntnis der Wien Wahl: Die FPÖ hat mit ihrer Kampagne gegen Strache nicht nur ihren ehemaligen Parteiobmann beschädigt, sie hat sich vor allem selbst beschädigt.

Die rechtliche Beurteilung der Spesenaffäre steht noch aus und es wird an der Justiz liegen, zu beurteilen, was von den Anschuldigungen übrig bleibt.

Generell dürfte aber die Frage, wie parteiintern Spesen abgerechnet werden, den Großteil der Wähler nur am Rande interessieren – ebenso wie die Frage wie sinnvoll die über 200 Millionen Euro Parteiförderungen in Österreich in den anderen Parteien verwendet werden.

Dass Strache während seiner Obmannschaft seine Partei finanziell geschädigt hat, dürfte zumindest im Ergebnis zweifelhaft sein. Die Wahlsiege unter seiner Führung haben der Partei zig Millionen Euro gebracht, die man nach seiner parteiinternen Demontage wieder verloren hat.

Im Vergleich zu den milliardenschweren Skandalen der 2. Republik, von Hypo Alpe Adria bis Eurofighter, die den Steuerzahler geschädigt haben, scheint die vermeintliche Spesenaffäre jedenfalls wie eine Randnotiz.

Es war wohl eher die Skandalisierung durch die eigenen Parteifreunde, mit welcher sich die FPÖ letztlich selbst geschadet hat.

Denn wie glaubwürdig können jene sein, die sich über Jahrzehnte als Straches engste Weggefährten ausgegeben haben, die dank ihm zu Posten und Geld gekommen, um ihn dann als es politisch opportun erschien, in den Rücken zu fallen.

Menschlich jedenfalls erschien das Verhalten seiner ehemaligen Parteifreunde, das Hintreten auf jemanden, den man zuvor noch bejubelt und von den man viele Jahre lang profitiert hat, mehr als fragwürdig. Eine Distanzierung vom vermeintlichen Fehlverhalten, zu dem es bis heute weder eine Anklage noch ein Urteil gibt, hätte auch ohne persönliche Herabwürdigung auskommen können. Und dass die Unschuldvermutung keine Plaitüde sein darf, habe ich bereits an anderer Stelle erwähnt: https://www.fischundfleisch.com/chris84/weshalb-rechtsstaatliche-prinzipen-auch-fuer-politische-gegner-gelten-muessen-und-die-ibiza-affaere-67832

Dass die FPÖ Kampagne gegen ihren einstigen Obmann auch wahltaktisch nach hinten gehen wird, war letztlich erwartbar. Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte. Oder in diesem Fall: Alle anderen Parteien.

Unabhängig davon wie man zu Herrn Strache politisch steht, auf den persönlichen Lebensweg seien ihm und vielen anderen, die sich in einer Krise befinden, die Worte Churchills mitgegeben: Die Kunst im Leben ist einmal mehr aufzustehen als man umgeworfen wurde.

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Aron Sperber

Aron Sperber bewertete diesen Eintrag 12.10.2020 07:42:57

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