Die Gratiszahnspange kommt im Juli. Die Zahnärztekammer und der Hauptverband der Sozialversicherungsträger haben sich geeinigt. Der im Vorjahr ausverhandelte Vertrag wurde am Montag unterzeichnet. Ca. 80 Millionen Euro sollen pro Jahr dafür bereitgestellt werden. Die Politik macht bereits über einem Jahr Werbung mit der Gratiszahnspange. Erweckt Hoffnung in all jene, die Zahnfehlstellungen haben. Das Problem ist nur: Die Politik propagiert damit, hat aber viel zu wenig Informationen dazu bereitgestellt. Viele Menschen – ob jung oder alt – denken, Sie haben nun Anrecht auf die kostenlose Zahnspange. Ich merke es selbst in der Praxis. Erwachsene kommen in die Klinik und glauben, sie bekommen ebenfalls eine Gratiszahnspange. Richtig ist jedoch, dass nur Kinder und Jugendliche bis zum 18. Geburtstag bei schweren Fehlstellungen Anrecht auf eine Gratiszahnspange haben. Über die medizinische Notwendigkeit entscheidet die Zahnärztin oder der Zahnarzt, anhand international definierter Richtwerte. Konkret: wenn auf der fünfteiligen Skala nach internationalen IOTN-Klassifizierung eine Fehlstellung der Stufen 4 oder 5 vorliegt.

Enttäuschte Patienten

Wir sprechen bei dieser Klassifizierung nicht nur über einen schiefen Zahn, es müssen mittlere bis schwere Zahnfehlstellungen vorliegen, damit der Betroffene eine Gratiszahnspange erhält. Vor einem halben Jahr als sich die Politik noch damit rühmte, klang es so, als könnte jeder, der eine Fehlstellung hat auch eine Gratiszahnspange erhalten. Die Folge war: Patienten haben Termine storniert. Sie wollten das Angebot der Gratiszahnspange abwarten. Das war für viele Kieferorthopäden ein Verlust. Und der Patient? Jetzt, da feststeht, wer Anspruch auf die kostenlose Zahnspange hat, sind viele enttäuscht und auch wütend. Die Gratiszahnspange ist eine gute Sache, aber die Politiker hätten von Anfang an Richtlinien dazu kommunizieren sollen. Stattdessen haben sie wieder einmal viele Menschen enttäuscht.