Bisher hatten wir ja eigentlich geglaubt, dass man auf lange Sicht gesehen nicht mehr ausgeben kann als man einnimmt, weil man sonst irgendwann ein Problem hat, egal ob als Privater oder als Staat.
Doch spätestens seit nun die Gläubiger Griechenlands zähneknirschend, aber doch beschlossen, Athen wieder einmal neue Kredite zu gewähren – zusätzlich zu den schlappen 300 Milliarden, die uns die Griechen schon jetzt schulden – ist klar geworden, dass nur echte Idioten ihre Ausgaben von ihren Einnahmen abhängig machen. Die Griechen demonstrieren nämlich gerade souverän, dass es auch ganz anders geht.
Deshalb wäre unser Finanzminister gut beraten, schleunigst die Konsequenzen aus dieser Erkenntnis ziehen. Und zwar so.
Schritt 1: Österreich borgt sich so schnell wie möglich so viel Geld auf den Finanzmärkten, wie das nur irgendwie möglich ist. Zumindestens 100 oder 200 Milliarden Euro sollten sich so problemlos aufstellen lassen, möglicherweise im Laufe der Zeit ja auch noch viel mehr.
Schritt 2: Die ganze Kohle wird genauso schnell wieder ausgegeben. Ein richtiger Geldregen ließe sich so organisieren, ein paar tausend Euro pro Kopf wären da locker drinnen, vielleicht auch viel mehr (Nur zum Vergleich: Griechenland hat in den letzten beiden Jahrzehnten insgesamt mehr als 40.000 Euro pro Kopf an Subventionen, Krediten und anderen Zuwendungen bekommen)
Schritt 3: Irgendwann wird leider niemand mehr der Republik neue Kredite geben, und dann können natürlich auch die bestehenden Schulden nicht mehr bedient werden. Wir sind pleite.
Schritt 4: Das macht aber überhaupt nichts. Denn jetzt beschuldigen wir Angela Merkel, an unserer Pleite schuld zu sein, fordern von den Deutschen rückwirkend 200 Milliarden Euro dafür, dass wir ihnen seinerzeit im Wege eines Personalleasing-Vertrages Adolf Hitler geborgt haben und beklagen lauthals die rücksichtslose Sparpolitik der EU.
Schritt 4: Wenn unsere Gläubiger dann wider Erwarten nicht sofort neue Kohle rausrücken, drohen wir mit einer Pleite der österreichischen Banken, die eine neuen Weltfinanzkrise auslösen würde. Dass wir dafür hochkompetent sind, haben wir ja schon in den 1920er-Jahren bewiesen.
Schritt 5: Sollte dann, was sehr unwahrscheinlich ist, noch immer kein Geld fließen, machen wir eine Volksabstimmung darüber, ob uns Deutschland neue Kredite geben muss oder nicht.
Schritt 6: Der österreichischen Bundeskanzler erklärt, dass die Österreicher ihrer Menschenwürde beraubt worden seien, vom Rest der Welt erniedrigt würden und von der Troika in die Knie gezwungen werden sollen.
Schritt 7: In der ganzen Welt sind Fernsehbilder von wohlgenährten österreichischen Rentnern Anfang 50 zu sehen, die sich darüber beklagen, ihre Pension nicht pünktlich in der Bank beheben zu können, weil die vorübergehend geschlossen worden ist. Blankes Elend.
Schritt 8: Die Gläubiger knicken ein und versprechen uns frisches Geld, wenn wir so hoch du heilig versprechen, nie wieder so prassen wie in der Vergangenheit.
Schritt 9: Das versprechen wir natürlich gerne. Ist ja schließlich nur Papier.
Schritt 10: Siehe Schritt 1.
Worauf wartet Herr Schelling noch?