Wir leiden, man kann es leider nicht sagen, an einem akuten Frauenmangel. Das ist jetzt zwar insofern etwas überraschend, als ja ungefähr jeder zweite Mensch eine Frau ist, was derzeit also ungefähr vier Milliarden Frauen ergibt, was nicht eben auf Mangel hindeutet.
Und trotzdem ist es so: wo immer eine Gruppe von Menschen zusammengestellt werden soll, die zusammen irgendetwas Produktives unternehmen soll, mangelt es plötzlich an Frauen. Das beginnt bei einer x-beliebigen Podiumsdiskussion in Wien und endet bei der Bestellung der EU-Kommission für 550 Millionen Unionsbürger – regelmäßig jammern diejenigen, die für die Auswahl der jeweiligen Teilnehmer verantwortlich sind, früher oder später: „Es ist so wahnsinnig schwer, genug Frauen zu finden“. Tatsächlich ist es viel leichter, Männer für dergleichen zu finden, als Frauen. Warum das so ist, weiß niemand; mag sein, dass Frauen mehr Angst davor haben, nicht ausreichend qualifiziert zu sein, mag sein, dass Männer mangelnde (eigene) Qualifikation nicht als Hypothek verstehen, mag sein, dass Männer sich einfach eher nach vorne drängen – das Ergebnis ist stets eine Art von Frauenmangel in der Sphäre des öffentlichen Diskurses.
Weil es heute aber als irgendwie unschicklich gilt, eine Regierung oder auch nur eine Talkshow ausschließlich mit Männern zu bestücken, werden dann halt immer wieder Frauen engagiert, deren primäre Qualifikation es ist, Frau zu sein. Neben der formalen Frauenquote in manchen Parteien oder Institutionen gibt es längst eine Art von informeller Frauenquote, die bewirkt, das eine nur aus Männern bestehende Fernsehdiskussion heute praktisch nicht mehr gibt.
Das ist zwar gut gemeint, aber leider schlecht gemacht. Denn wer Personalentscheidungen nicht ausschließlich nach fachlicher Qualifikation trifft, sondern Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, Religion, Nationalität, sexuelle Orientierung oder hundert andere Kriterien miteinbezieht, wird zwangsweise zu schlechteren Ergebnissen kommen, und zwar aus rein logischen Gründen. Wenn Sie zum Beispiel einen Chef für eine Firma suchen, aber gleichzeitig wollen, dass der neue Chef zwingend eine Frau (oder auch: zwingend ein Mann) ist, schließen Sie sofort die Hälfte aller Bewerber aus, mit 50%-iger Wahrscheinlichkeit damit auch jene Person, die am besten geeignet wäre. Das ist nicht frauenfeindlich, sondern logisch.
Wirklich bedenklich wird, es, wenn bei einer wichtigen Personalentscheidung nicht nur der Geschlechterproporz, sondern etwa auch Nationalität, politische Zugehörigkeit und andere Kriterien beachtet werden müssen: dann bekommt man eine EU-Kommission, die so aussieht, wie sie eben aussieht. Jetzt ist ein Kommissionsmitglied zwar ziemlich schräg esoterisch, aber dafür Frau, und das ist offenbar wesentlich wichtiger.
Sorry to say, aber: eine EU-Kommission, die nur aus hochqalifizierten Männer besteht, oder auch eine, die nur aus ebenso hochqualifizierten Frauen besteht, ist wesentlich wünschenswerter als eine, in der biederer Geschlechterproporz und davon erzwungene fachliche Mittelmäßigkeit herrscht. Dass heute mäßig begabte Frauen aufgrund ihres Geschlechtes in Führungspositionen kommen, ist nicht wesentlich intelligenter als es früher war, begabten Frauen diese Führungspositionen ihres Geschlechtes wegen zu verweigern.
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