„Was heutzutage als Frauenpolitik durchgeht, ist, bei Licht betrachtet, eine intellektuelle Beleidigung der Zielgruppe. Das typische Frauenleben scheint aus Sicht der eigenen Interessensvertretung nur aus Bedrohungen, Benachteiligungen und stupender Hilflosigkeit zu bestehen. Die Opferrolle ist sinnstiftend geworden, fortwährendes Scheitern oberste Pflicht. Nichts darf sich in den vergangenen Jahrzehnten geändert haben, nichts darf besser geworden sein,“schrieb dieser Tage profil-Redakteurin Rosemarie Schwaiger in einem durchaus luziden Kommentar, machte sich auch noch über die kommende strafrechtlichen Sanktionen in Österreich gegen das Po-Grapschen lustig und behauptete nassforsch:„Was der Gesetzgeber für die Gleichberechtigung der Geschlechter tun konnte, ist längst geschehen. Der Vorrat an sinnvollen Maßnahmen hat sich erschöpft.“
Das ist zwar erstens völlig richtig, kann in dieser Form aber zweitens nur von einer Frau so geschrieben werden. Würde nämlich ein Mann den Kampf um weibliche Gleichberechtigung mangels noch einer Lösung harrender Problem öffentlich für beendet erklären, müsste der sich gewärtig sein, von den ewiggestrigen heulsigen Advokatinnen des immerwährenden weiblichen Opferstatus umgehend als widerwärtiger Macho denunziert zu werden.
Wir haben es gleichsam mit einem Fall von intellektuellem Rassismus zu tun: was jemand sagen darf, ohne der sozialen Ächtung zu verfallen, hängt in hohem Maß von seiner (oder ihrer) Rasse, Geschlecht, Herkunft und anderen derartigen Kriterien ab.
Deshalb darf eine Frau dem Feminismus entgegentreten, ein Mann hingegen signifikant weniger, wenn er nicht gerade lebensmüde ist.
Deshalb dürfen sich Politiker und Autoren mit sogenanntem „Migrationshintergrund“ im Zweifelsfall viel pointierter zu den Themen Asyl oder Migration äußern, als das allen anderen konzediert wird, die ihre Reputation nicht gefährden wollen.
Deshalb konnte der jüngst verschiedene linke deutsche Schriftsteller Günther Grass in seinen späten Jahren ungeniert antisemitische Texte veröffentlichen, ohne dafür allgemeiner Ächtung anheimzufallen.
Und deshalb darf Jean Ziegler, die Ikone der europäischen Retro-Linken, öffentlich (im ORF) erklären, „Spekulanten gehören aufgehängt“; ein Satz, der einem nicht links verankerten Autor eher nicht so gut bekäme. Wir können uns lebhaft vorstellen, was losbräche, würde FPÖ-Chef H.C. Strache erklären, „Asylbetrüger gehören aufgehängt“.
Dahinter steckt immer der selbe Mechanismus: die Grenze der Zulässigkeit politischer Äußerungen wird von den Sittenwächtern der politischen Korrektheit, deren bevorzugter Aufenthaltsort die Twitter – und Facebookblase samt ihrer digitalen Hinrichtungsstätten ist, eben durchaus in Abhängigkeit vom Geschlecht, der Ethnie, oder der politischen Überzeugung gezogen. Was wer darf und was nicht hängt durchaus davon ab, was wer ist.
Eine Haltung, die man gemeinhin rassistisch nennt – es sei denn natürlich, sie wird von den Anhängern und Nutznießern des politisch korrekten Establishments eingenommen.
„Was ein Jude ist, bestimme ich,“ hat im 19.Jahrhundert der antisemitische Wiener Bürgermeister Karl Lueger gesagt. Die heutige Religionspolizei des politisch korrekten Blocks sehen das offenkundig nicht viel anders.
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