Das war schon längst überfällig: am Sonntag haben die „Neos“ beschlossen, sich politisch für die Legalisierung von Haschisch einzusetzen; damit vertritt erstmals eine im Nationalrat vertretene Partei die Freigabe von Cannabis & Co.
Es ist dies ein grundvernünftiger Standpunkt. Und zwar vor allem aus ganz grundsätzlichen Überlegungen: womit sich der Bürger am Wochenende zuzudröhnen beliebt, geht den Staat genau so viel an wie deren sexuellen Präferenzen, nämlich ganz genau nichts. Welche Drogen jemand konsumiert oder nicht, sollte in einer freiheitlichen Gesellschaft Privatangelegenheit sein, die die Obrigkeit nichts anzugehen hat, zumindest so lange kein Dritter dabei zu schaden kommt.
Das gilt um so mehr, als der Staat ja nicht nur schon jetzt ein Dealer ist, sondern darüber hinaus ein absolut scheinheiliger Dealer ist. Denn indem er am Verkauf von Veltliner, Vodka und Vogelbeerschnaps über die Mehrwertsteuer ganz ordentlich mitschneidet und auch beim Verkauf der Droge Nikotin Milliarden erlöst, begibt sich der Staat jeder moralischen Legitimation, ausgerechnet den Konsum von Cannabis zu kriminalisieren. Als Staat vom Verkauf der wesentlich gefährlicheren Drogen Alkohol und Tabak zu profitieren, den Verkauf von Hasch hingegen zu verbieten, das ist logisch nicht zu argumentieren.
Deshalb haben ja in den vergangenen Jahren auch immer mehr Staaten umgesetzt, was die Neos jetzt fordern. Mehrere US-Bundesstaaten, aber auch etwa unsere nördlichen Nachbarn, die in vieler Hinsicht grundvernünftigen Tschechen, gestatten mittlerweile den Joint genauso wie einen doppelten Single-Malt-Whisky als Genussmittel der Wahl; dass deswegen brave Bürger zu hohlwangigen Junkies geworden wären, ist nicht überliefert.
Es ist vermutlich der typisch österreichischen Angst, einen Gedanken konsequent zu enden zu denken geschuldet, dass die „Neos“ sich nur für die Freigabe weicher Drogen stark machen, nicht aber sogenannte harte Drogen wie Kokain oder Heroin legalisieren wollen. Was natürlich genauso wünschenswert wäre – denn die Freiheit des Einzelnen ist immer auch die Freiheit, sich gegebenenfalls ganz falsch zu entscheiden. Nur weil es extrem (lebens-) gefährlich ist, viel zu schnell Auto zu fahren, Fallschirm zu springen oder Flaschenweise Cognac zu saufen, verbietet der Staat ja trotzdem nicht Autos, die schneller als 130 fahren, Fallschirme oder den Cognak-Suff. Dass er trotzdem den Konsum einer Line Koks unter Strafe stellt, ist so gesehen ein glatter Verstoß gegen das Gleichbehandlungsgebot der Laster, die wir lieben.
Es ist jetzt schon ein paar Jahre her, dass der Chefredakteur eines angesehenen britischen Intellektuellen-Magazins bei der Einreise in das Vereinigte Königreich mit einer staatlichen Portion Koks in seinem Reisekoffer betreten wurde, was einigen juristischen Ärger für den Mann zur Folge hatte. Doch anstatt sich irgendwie weicheiisch zu beknirschen und zu entschuldigen, Besserung zu geloben und um Nachsicht zu flennen, begann er eine ganze Serie von brillanten Leitartikeln zu veröffentlichen, in denen er den unfassbaren Missstand anprangerte, dass im heutigen England ein Gentleman von Beamten behelligt wird, nur weil er die Droge seiner Wahl im Gepäck mit sich führt.
Der gute Mann hatte natürlich vollkommen recht: was wir uns reinziehen, geht niemanden etwas an.
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