Jene zahlreichen Selbständigen, Freiberufler und Ein-Personen-Unternehmen, die jetzt im Herbst vom Finanzamt mit dem Einkommensteuer-Bescheid für 2014 beglückt werden, dürfen sich, wie jedes Jahr, über eine ganz besondere Bosheit des Fiskus freuen, eine von zahlreichen Schikanen, mit denen dieser Staat all die bestraft, die es vorgezogen haben, nicht pragmatisierter Beamter oder zumindest Angestellter zu werden.
Um diese Boshaftigkeit so richtig genießen zu können, muß man wissen, dass Selbntändige vier mal im Jahr eine Vorauszahlung auf die zu erwartende Einkommensteuer entrichten müssen. Und diese Vorauszahlung richtete sich, so weit so logisch, nach der Höhe der bisher so lukrierten Einkünfte.
Doch dabei läßt es die Finanz nicht bewenden. Jahr für Jahr erhöht sie die Vorauszahlungen der geschundenen Steuerkühe um happige 4.5%, sie unterstellt also, der zu versteuernde Gewinn jedes Selbständigen stiege, gleichsam durch göttliche Fügung, jedes Jahr um diesen Prozentsatz.
Wer je auch nur einen einzigen Tag im wrklichen Wirtschaftsleben verbracht hat, weiß natürlich, dass das völliger Unfug ist. Umsätze steigen, Umsätze fallen, Kunden kommen oder fallen weg - eine automatische Erhöhung des Gewinns um 4.5% kommt in dieser wirklichen Welt leider nicht vor.
Noch unverschämter ist diese Anhebung angesichts des betrüblichen Umstandes, daß die Wirtschaft im kommenden Jahr bestenfalls um 1.8 % wachsen wird, wenn überhaupt, nicht zuletzt dank der außerordentlich schlechten Wirtschaftspolitik dieser Bundesregierung. Das wäre allenfalls auch jener Wert, um den die Finanz die Vorauszahlungen der Selbständigen fairer Weise erhöhen dürfte. Wie die Selbständigen in einer Wirtschaft, die nicht einmal um 2% wächst, ihre Gewinne um mehr als das doppelte erhöhen können sollen, bleibt ein düsteres kleines Geheimnis des Finanzministeriums.
Natürlich: jeder Selbständige kann einen untertänigen Bettelbrief an sein Finanzamt schicken, in dem er zu beweisen versucht, warum er die ihm unterstellte Erhöhung des Gewinns leider nicht schafffen wird - und um die Gnade betteln, dass seine Vorauszahlungen entsprechend vermindert werden. Schließlich ist er (oder sie) ja auch selber schuld, wenn er (oder sie) so blöd ist, in diesem Land als Selbständiger überleben zu wollen.