Wenn es um Menschenrechte geht, ist Saudi-Arabien ohne jeden Zweifel eine Art globales Kompetenzzentrum, gerade wie Frankreich beim Rotwein oder Deutschland im Maschinenbau. Kaum eine Woche vergeht, ohne dass die islamische Wüstenmonarchie uns zeigt, wie sehr ihr die Menschenrechte ein Anliegen sind. Mal wird ein Blogger ausgepeitscht, weil er angeblich die Religion kritisiert hat, mal ein Delinquent enthauptet, weil er „vom Glauben abgefallen ist“, besonders geachtet wird die Würde der Frau, so lange sie sich wie ein Haustier halten läßt. Daran hat sich auch unter dem neuen König Salman nichts geändert, auch der ist bestrebt, das hohe Ansehen Saudi-Arabiens als Hüter der Menschenrechte zu wahren und zu mehren, wie jüngst der „Spiegel“ berichtete: „Knapp hundert Tage nach der Machtübernahme von König Salman hat die Organisation Amnesty International fehlende Fortschritte bei der Menschenrechtslage im Königreich beklagt. Salman habe keine Maßnahmen zur Verbesserung der "entsetzlichen Bilanz" getroffen, kritisierte die Menschenrechtsorganisation.....Die ersten Monate seiner Herrschaft seien von einer beispiellosen Hinrichtungswelle geprägt gewesen. Saudi-Arabien ist eines der Länder, in denen die Todesstrafe am häufigsten anwendet wird. Laut der Nachrichtenagentur AFP gab es seit dem 1. Januar 2015 78 Hinrichtungen. Im Jahr zuvor seien es 87 Exekutionen gewesen.“
Das überlastet mittlerweile die Henker dermaßen, dass die Regierung erst jüngst per Zeitungsinserat acht neuen Planstellen für Enthauptungs-Fachmänner ausgeschrieben hat, die künftig für flotte öffentliche Enthauptungen sorgen sollen. Immerhin ist den Saudis mit dem sogenannten Islamischen Staat mittlerweile ja ein ernsthafter Konkurrent auf diesem Kompetenz-Gebiet erwachsen.
Ein Engagement und ein Aufwand, der sich für Saudi-Arabien möglicherweise bald lohnen wird. Denn das Land bewirbt sich demnächst um den Vorsitz im „Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen“, (UN HRC) nachdem der deutsche Vorsitz dort nächstes Jahr zu Ende geht. Hinter den Kulissen arbeiten die Saudis, mit entsprechenden Schecks in der Hand, schon an einer Allianz, die ihnen zu dem prestigeträchtigen Amt verhelfen soll.
Man muß hoffen, dass der Coup gelingt. Denn dann wird selbst für das naivste Gemüt gut sichtbar, was diese UNO-Organisation, in der Menschenrechtsspezialisten wie Russland, China und Kuba Sitz und Stimme haben, wirklich ist: eine völlig entbehrliche Bühne, auf der miese Diktaturen unter dem Logo der UNO den westlichen Demokratien am Zeug flicken und rituell wegen irgendwelcher vermeintlicher Menschenrechtsverstöße Israel verurteilen können.
Würde der Laden morgen ersatzlos zugesperrt, er fehlte niemandem außer den dort Beschäftigten und den Propagandaministerien in Havanna, Peking oder Moskau.
Dort jetzt auch noch Saudi-Arabien den Vorsitz zu geben – das ist ungefähr so, als würde man einen mehrfach vorbestraften Vergewaltiger die Leitung eines Frauenhauses übertragen. Eine UNO, in der so etwas möglich ist, entzieht sich selbst die letzte noch verbliebene Legitimation.
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